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Axel Becker

Die Toleranzfalle

Was grenzenlose Liberalität uns und unseren Kindern antut

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Produktdetails

Verlag
Beltz Juventa
Erschienen
2016
Sprache
Deutsch
Seiten
280
Infos
280 Seiten
ISBN
978-3-407-86419-2

Kurztext / Annotation

Wenn Kinder und Jugendliche außerhalb des Elternhauses über die Stränge schlagen, nehmen wir das zu oft hin. Der ehemalige Lehrer und Moderator für Gewaltprävention Axel Becker über eine Verrohung der Sitten und falsche Toleranz, die den Betroffenen wie auch der Gesellschaft schadet. Kinder aus gut situierten Verhältnissen, die notorisch den Unterricht stören. Jugendliche, die pöbeln, beschimpfen, die Schule schwänzen und kriminell werden. Kinder muslimischer Einwanderer, die mit Selbstbestimmung und Freiheit überfordert sind. 15-jährige Roma-Mädchen, die zwangsverheiratet werden. Sollen wir das einfach hinnehmen? Axel Becker fordert ein Ende des Laisser-faire und mehr Widerstand gegen delinquentes Verhalten sowie ein Bekenntnis zu unseren Werten, das vor Konsequenzen nicht Halt macht. Das gilt für die Politik, vor dem Jugendrichter, im Alltag und in den Schulen, wo nicht zuletzt durch die Aufnahme von Flüchtlingen enorme Herausforderungen der Integration liegen.

Axel Becker fuhr früher zur See, war im Polizeidienst und wurde dann Lehrer. Über 30 Jahre lang hat er in der Comenius Sonderschule in Berlin gearbeitet. Parallel dazu absolvierte er eine berufsbegleitende Weiterbildung in Sozialem Lernen und Ausbildung zum Mediator für Gewaltprävention. Seit 2012 gibt er Seminare und Workshops auf Honorarbasis, u.a. für die Friedrich-Ebert-Stiftung. Axel Becker lebt in Berlin.

Textauszug

2. ... und die Toleranzfalle

Die Lautstärke, mit der sich die Schüler gegenseitig anmachten, verhieß nichts Gutes. Wie so oft war es während der Pause auf dem Hof zum Streit gekommen. Andere hatten sich eingemischt. Begleitet von gebrüllten Provokationen und Beleidigungen begab sich der Trupp auf den Weg in den Klassenraum. Als Aufsicht führender Lehrer hatte ich einige Mühe, dafür zu sorgen, dass unbeteiligte Schüler unbehelligt ihren Weg fortsetzen konnten, ohne in die Auseinandersetzung hineingezogen zu werden. In der Klasse setzte sich das Getümmel fort. Die Kollegin, die jetzt dort zu unterrichten hatte, war nicht zu beneiden. Ich kannte das nur zu gut. Auch wenn es gelang, die Gemüter kurzzeitig zu beruhigen, genügte oft ein falscher Blick, ein falsches Wort, und alles kochte wieder hoch. Konzentrierter Unterricht war unter diesen Bedingungen nicht möglich. Solche Situationen sind täglich vielfach an unseren Schulen zu finden. Und nicht nur dort. Jeder kennt ähnliche Szenen aus der Begegnung mit Gruppen von Kindern und Jugendlichen im Alltag, besonders in öffentlichen Verkehrsmitteln. Sie denken an nichts Böses, unterhalten sich angeregt mit einem Bekannten, und dann steigt eine Kinder- oder Jugendgruppe zu ihnen in das Bahnabteil oder in den Bus. Immer öfter können Sie Ihre Unterhaltung dann vergessen. Sie verstehen einfach nichts mehr. Und Sie haben Glück, wenn die Belästigungen nur akustisch erfolgen. Verhängnisvoll wird es, wenn solche Gruppen ohne erwachsene Begleitung unterwegs sind. Ich kenne Menschen, die steigen in solchen Situationen lieber aus, wechseln das Abteil oder warten auf den nächsten Bus. Auf den regelnden Eingriff von Älteren, auch von Pädagogen, wartet man oft vergebens, und wenn er erfolgt, wirkt er nicht selten hilflos und wenig überzeugend. Das liegt nicht nur an der Unwilligkeit der verantwortlichen Erwachsenen. Lärmendes Verhalten, oft mit aggressiven Pöbeleien und Beleidigungen verbunden, gilt mittlerweile als »Normalzustand«, nicht zuletzt deshalb, weil vielen Beteiligten, Erwachsenen wie auch jungen Menschen, ein angemessener Verhaltensmaßstab aus dem Alltag fehlt. Das wird für Jugendliche, die erst lernen müssen, sich auf die Bedürfnisse von anderen einzustellen, durchaus zum Problem. Indem die Erwachsenen darauf verzichten, regelnd einzugreifen, fördern sie einen schleichenden Prozess, bei dem sich die gesellschaftlichen Kommunikationsformen zu ändern beginnen.

Während man sich außerhalb von Institutionen solchen Erlebnissen leichter entziehen kann, stellen sie für verpflichtende Gruppensituationen in der Schule ein Problem dar, das den Erfolg des Lernens grundsätzlich infrage stellt. Schon seit Jahren ist bekannt, dass Lärm- und Schallbelastungen das sprachliche Kurzzeitgedächtnis und somit das Verstehen von Sprache beeinträchtigen. Lärm stört die Sprachentwicklung, die Konzentrationsfähigkeit und die kognitiven Leistungen. Vor allem aber erhöht Lärm den Stress und erstickt die Bemühungen um einen anspruchsvollen Unterricht. Das betrifft Schüler und Lehrer gleichermaßen.

Nach Gründen für die hohe Krankheitsquote befragt, nannten Berliner Lehrer in einer Tageszeitung im Januar 2015 neben der gestiegenen Zahl der Unterrichtsstunden, den großen Klassen und den als »immer schwieriger« eingeschätzten Schülern vor allem den Lärm. Dabei gehört dies alles zusammen, denn es geht im Schulalltag nicht nur um Lautstärke, obwohl sie allein schon belastend genug sein kann. Oft ist sie nur der Boden, aus dem weitere Probleme erwachsen. Tamara Oetting von der Deutschen Tinnitus-Liga weist darauf hin, dass der Lärm in einer Schulmensa durchaus 140 Dezibel erreichen kann und somit den Geräuschpegel einer Kreissäge übertrifft. Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten beginnen aber schon bei einer permanenten Belastung von 40 Dezibel. Lehrer oder Erzieher, die ihre Pause als Aufsicht in einer derartigen »Kreissägenatmosphäre« verbringen müssen, aber auch die Sc

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