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Renata Aebi, Pascal Mösli

Interprofessionelle Spiritual Care

Das Buch des Lebens lesen

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Produktdetails

Verlag
Hogrefe AG
Erschienen
2020
Sprache
Deutsch
Seiten
160
Infos
160 Seiten
ISBN
978-3-456-75857-2

Kurztext / Annotation

Das Fachbuch der interprofessionellen Spiritual Care führt in Grundlagen und -verständnis sowie Theorie und Praxis der Spiritual Care ein. Es arbeitet ihre individuellen, interprofessionellen sowie ihre auf Sorge und Caring bezogenen Aspekte heraus. Die Autoren definieren Spiritual Care, legen ihre historischen Wurzeln frei und skizzieren ein Profil ihrer Aufgaben. Konkret zeigen sie, wie interprofessionelle Spiritual Care-Arbeit umgesetzt werden kann an Beispielen der Wahrnehmung spiritueller Bedürfnisse und Anliegen Biografiearbeit und des Lesens im Buch des Lebens Trauer- und Krisenbegleitung Vorausplanung für und Entscheidungen am Lebensende Bewältigung von Krisen und ausweglosen Situationen Wahrnehmung und Vertiefung von spirituellen Ressourcen und Kraftreserven Kunst des Abschiednehmens. Zehn «Fensterbeiträge» von zehn Berufen konkretisieren die interprofessionelle Arbeit und acht Fallgeschichten geben ein Gespür, welche spirituellen Erfahrungen Klienten machen und wie sie diese verarbeiten. Die Autoren erläutern, wie interdisziplinäre Spiritual Care gelingt und benennen Erfolgsfaktoren, wie Präsenz, Beziehung und offener Prozess sowie systemische Wahrnehmung und Kreativität, Wissen und Anfängergeist gemeinsame/s Spiritualitätsverständnis und Sprache Klarheit über Aufgaben und Rollen verbindliche Strukturen und Prozesse Spiritualität als Teil des institutionellen und gesundheitspolitischen Betreuungsauftrages Verfügbarkeit von Ressourcen. Dreizehn 'Fensterbeiträge' aus dreizehn Berufsgruppen geben Einblick in die Praxis einzelner Fachpersonen. Das Buch schliesst mit einem Ausblick auf Perspektiven, wie interprofessionelle Spiritual Care zukünftig weiterentwickelt, gestaltet und umgesetzt werden kann.

Textauszug

1 Spiritualität entdecken: Gott kommt früher als der Missionar

Wir beide, Autorin und Autor dieses Praxishandbuches, sind Fachpersonen der Seelsorge. Aus eigener, langjähriger beruflicher Erfahrung kennen wir unterschiedliche Settings des Gesundheitswesens: große und kleine Spitäler, Langzeitpflegeinstitutionen, Palliativstationen und Hospizeinrichtungen.

Jede dieser Institutionen bildet eine eigene kleine Welt. Es riecht an jedem Ort ganz besonders, die Art des Umgangs der Menschen untereinander, die Kultur ist an jedem Ort eine andere. Die Sprache, die gesprochen wird, und die Stimmungen sind unterschiedlich. Die jeweilige Gestimmtheit dieser Orte wird geprägt durch die Menschen, die dort leben oder arbeiten, durch das Angebotsprofil der Einrichtung, durch die Architektur des Gebäudes, die Farbgebung in den Räumen, durch die Umgebungsgestaltung, die landschaftliche Einbettung und vieles mehr.

Unser Interesse als Seelsorgerinnen und spirituelle Begleiter gilt all dem und wie Menschen in der Institution den Alltag gestalten. Zugleich gilt es einer darin verborgenen Tiefendimension des Lebens, die nicht durch menschliche Aktivität entsteht: der Stille, dem unsichtbaren Vibrieren, der pulsierenden Lebendigkeit, all dem, was in der jeweiligen Lebenswelt einer Gesundheitsinstitution "auch noch" geschieht. Wir nennen es die spirituelle Dimension oder die Dimension der Tiefe, des Seins.

Diese Dimension bleibt im alltäglichen Handeln oft verborgen. Im Alltag der Betreuungsinstitution stehen die Anforderungen der Betreuung und die täglichen Handlungsabläufe im Vordergrund. Es geht darum, die Patientinnen und Bewohner möglichst gut zu unterstützen, ihre Anliegen zu berücksichtigen, eine professionelle Betreuung und Pflege zu gewährleisten. Auch die Bewohnerinnen und Patienten selbst haben ihre persönliche Agenda und ihre eigenen Wünsche, wie sie ihre Tage und die vor ihnen liegende Zeit gestalten möchten.

Doch unvermittelt können Dinge geschehen, die den geplanten Ablauf unterbrechen, in Frage stellen oder blockieren. Ein Patient, der sich durch seinen Krankheitsverlauf auf immer wieder neue, ihn existentiell herausfordernde Situationen einstellen musste, deutete seinen Weg so: "Manchmal will das Leben auch noch etwas dazu sagen, wie es gelebt werden will." Wir sind vielen Patientinnen und Patienten begegnet, die Ähnliches gesagt haben könnten, die durch ihre Krankheit oder ihren Sterbeprozess aus ihren Gewohnheiten herausgerissen und in ungekannte Lebensdimensionen geführt wurden, die sie fürchteten oder denen sie sich innerlich anvertrauten und in denen sie sowohl die Leere als auch die Fülle des Lebens ganz neu und intensiv kennenlernten.

Eine Pflegefachperson, die einen sterbenden Patienten in seiner letzten Nacht begleitete und am Morgen einige Minuten an seinem Bett saß, erlebte diese kurze Zeit "wie eine Ewigkeit, voller Kraft, Tiefe und Schönheit". So erleben viele Fachpersonen im Gesundheitswesen überraschende und nicht alltägliche Momente der Begegnung mit den Menschen, um die sie sich kümmern: Momente, die sie zutiefst berühren und beglücken. Dabei tun sie gar nichts Besonderes, sie orientieren sich an keinem professionellen Schema oder Plan, sondern sie sind "einfach da". Sie sind offen für alles, was geschieht, und dadurch nehmen sie eher auf, was sich tatsächlich ereignet, als dass sie selbst beeinflussen wollen, was sich ereignen sollte. Oft sind es gerade solche intensiven Momente, die wesentlich dazu beitragen, dass Gesundheitsfachpersonen aus ihrer Arbeit Kraft schöpfen können, um innerlich lebendig und engagiert bleiben zu können.

In einem biblischen Gleichnis beschreibt Jesus die spirituelle Dimension des Lebens mit einem Bild aus der Natur: "[...] so, wie wenn einer Samen aufs Land wirft; er schläft und steht auf, Nacht und Tag. Und der Same sprosst und wächst empor, er weiß nicht wie. Von selbst bringt die Erde Fru

Beschreibung für Leser

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet