0 0,00*
Heute gehen wir Wale fangen -Overlay E-Book Reader
Birgit Lutz

Heute gehen wir Wale fangen -

Wie mich die Grönländer mit in ihre Welt nahmen -

EPUB sofort downloaden
Downloads sind nur in Italien möglich!


Produktdetails

Verlag
btb Verlag
Erschienen
2017
Sprache
Deutsch
Seiten
448
Infos
448 Seiten
ISBN
978-3-641-10217-3

Kurztext / Annotation

Eine Reise zum entlegensten Ort der Welt. Eine Reise in eine vergessene Welt.
Grönland. Die größte Insel der Welt. Unweit des Nordpols, umgeben von den mächtigsten Eisbergen der Nordhalbkugel. Heimat der Inuit. Als Birgit Lutz, Autorin und Abenteurerin, 2013 im Rahmen einer Expedition erstmals in den Osten der Insel kommt, ist sie fasziniert. Sie kehrt mehrmals nach Ostgrönland zurück, das erst vor etwa 130 Jahren von den Europäern entdeckt wurde. Lutz trifft Menschen, die noch in Erdhäusern aufgewachsen sind. Jugendliche, denen beim rasanten Anschluss an den modernen Lebensstil die Identität abhandengekommen ist. Und Europäer, die sich hier ein entschleunigtes Leben erhofften. Sie findet Menschen, die zwischen zwei Welten leben, und wird selbst immer wieder auf die Probe gestellt - etwa, als sie mit zur Robbenjagd geht und das Jägerleben aus der Perspektive jener erlebt, die es seit Jahrhunderten führen. Birgit Lutz gelingt ein fesselndes, einfühlsames Porträt Ostgrönlands in einer einmaligen Zeit - dem Moment, in dem eine Kultur für immer verschwindet.

Birgit Lutz, Jahrgang 1974, ist auf Skiern von der russischen Eisstation Barneo zum Nordpol marschiert und hat Grönland durchquert. Nach einer Reise zum Nordpol im August 2007 spezialisierte sich die Journalistin auf die Arktis. Als Expeditionsleiterin hält sie an Bord von Schiffen Vorträge über das gefährdete Ökosystem und ist auch an Land eine gefragte Vortragsrednerin. Für das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung arbeitet sie an einem Plastik- Projekt. Ihre unter anderem in der Süddeutschen Zeitung oder dem Magazin des Schweizer Tagesspiegels erschienenen Reportagen wurden mehrfach ausgezeichnet. Für »Heute gehen wir Wale fangen« verbrachte sie drei Monate in Ostgrönland. In ihrem neuen Buch »Nachruf auf die Arktis« rekapituliert sie eine Reise nach Spitzbergen und geht mit Experten den Ursachen und Folgen des Klimawandels auf den Grund. Birgit Lutz lebt am Schliersee.

Textauszug

Kulusuk. Der Hubschrauberpilot macht ein paar hastige Schritte auf mich zu, schnell, sagt er, das Wetter wird schlechter. Der Nebel drückt nach unten. Wenn er noch ein bisschen weiter absinkt, müssen wir am Boden bleiben. Aber der Nebel wartet noch, er lässt den roten Helikopter abheben, über die Insel Kulusuk aufsteigen, hinüberrütteln nach Tasiilaq. Schwarzblaues Fjordwasser, um das sich gelbbraune Felsenküsten wie Finger schließen, die in das weite Meer hineinragen, leuchtend weiße Eisberge, die auf ihrem Weg nach Süden auf Grund gelaufen sind und an denen sich schäumend die Wellen des Nordatlantiks brechen. In weiter Ferne, hinten am Horizont, ein blendender Schein. Das Inlandeis. Man kann dieses Bild nicht festhalten, man kann es nicht fotografieren, weil die Ränder hier so wichtig sind, die Ränder, die auf einer Fotografie immer fehlen, es ist das Ganze, das ganz große, große Ganze, das die Schönheit ausmacht, die sich hier vor mir aufbaut. Es gibt viele Bilder von Grönland, und doch hat niemand Grönland gesehen, der nicht hier gewesen ist.

In Tasiilaq springe ich aus dem Hubschrauber, der Pilot reicht mir meinen Rucksack. Im Heliportgebäude wartet Robert Peroni auf mich und Wesley, ein Amerikaner, der zu einem Filmteam gehört. Robert Peroni betreibt ein Guesthouse in Tasiilaq, das Rote Haus. In seinem weißen Jeep fahren wir eine ungeteerte Piste zum Haus hinauf. Es ist später Vormittag, über Tasiilaq steht eine helle Sonne, die die Farben der roten, grünen und blauen Häuser strahlen lässt und ebenso die bunten Blumenhänge, über die der Ort verstreut ist. Tasiilaq sieht farbenprächtig gut gelaunt aus. Im Roten Haus spricht Robert mit einer jungen Frau, Caroline. Sie scheint nicht begeistert, als sie mich sieht. Ich werde in einem der Nebenhäuser wohnen, aber das Zimmer ist noch nicht fertig.

Wegen der schlechten Wettervorhersage packe ich meine Kamera aus und gehe hinaus in diesen bunten Ort. Es ist Samstag, und ich weiß noch nicht, dass das bedeutet, dass gestern ein Freitag war, an dem Löhne und Sozialhilfe ausbezahlt wurden. Und was das heißt, für das Leben im Dorf. Dass dann einige so lange trinken, bis kein Geld mehr da ist - das ganze Wochenende über, dann kehrt wieder Ruhe ein. Aus einem gelben Haus tönt laute Technomusik, in dem schmuddeligen Gras um das Haus liegt eine Unmenge Bierdosen. Als ich auf Höhe des Hauses bin, fliegt aus einem der geöffneten Fenster eine weitere Dose heraus und landet scheppernd auf den anderen.

Das passt überhaupt nicht zu dem Grönland-Bilderbuchbild, auf das ich blicke. Der Himmel ist blau, die Luft kalt und klar, im Fjord glitzert das Wasser, und auf der anderen Seite drücken sich mächtige Gletscher die steil aufragenden Berge hinunter.

Aus einer staubigen Seitenstraße kommt ein Paar getorkelt, sie schreit immer wieder laut auf ihn ein, sie kreischt, sie wankt, sie ist so betrunken, dass sie sich kaum auf den Beinen halten kann. Sie schlingern an mir vorbei, ohne mich wahrzunehmen. Er antwortet ihr mit widerwilligen Lauten; dann pinkelt er gegen das Haus, aus dem die Bierdosen fliegen.

Zwei Hunde laufen auf mich zu, freundlich schwanzwedelnd. Sie setzen sich vor mich und kratzen sich ausgiebig hinter den Ohren. Dann jagen sie davon, einander immer wieder beißend.

Ich komme zu einer geteerten Straße, die in das Tal hinunter über einen Fluss führt und auf der anderen Seite wieder bergauf. Auf der Brücke steht ein rosafarbenes Kinder-Tretauto in der Mitte der Straße.

Im Fluss liegen drei Fahrräder und zwei Kinderwagen. Daneben angeln ein paar Jungs, die bis zu den Knien im kalten Wasser stehen, was sie nicht zu stören scheint.

Der kleine Supermarkt, stelle ich fest, ist gar nicht so klein. Es gibt eine Theke mit Brot, mehrere Gefrierschränke mit Fleisch und Fisch, Haushaltswaren, Saft. Ein bisschen Käse und ein bisschen Gemüse. Am reichhaltigsten ist das Angebot an Chips. Ich laufe noch ein Stück weiter die Küste en

Beschreibung für Leser

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Über den AutorIn

Birgit Lutz, Jahrgang 1974, arbeitet als Journalistin bei der Süddeutschen Zeitung. Fachgebiet: Extremes aller Art. Sie ist die einzige Deutsche, die acht Mal am Nordpol war seit einer ersten Reise im August 2007 mit dem russischen Eisbrecher Yamal zum Pol ist sie mit dem arktischen Virus infiziert. Mittlerweile hat sie 15 Reisen in die Arktis und eine in die Antarktis unternommen. Sie befasst sich auch wissenschaftlich mit der Arktis, studiert derzeit an der in Kanada angesiedelten University of the Arctic, hält an Bord von Expeditionsschiffen Vorträge über Abenteuer und das empfindliche Ökosystem und bewahrt Passagiere davor, von Eisbären gefressen zu werden. 2010 wurde sie mit dem Journalistenpreis der Unionhilfswerk Stiftung ausgezeichnet, 2011 mit dem Karl-Buchrucker-Preis und dem Dr. Georg Schreiber Medienpreis. Birgit Lutz lebt am Schliersee.