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Jurjen van der Kooi, Babs A. Gezelle Meerburg

Friesische Märchen

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Produktdetails

Verlag
Diederichs
Erschienen
2014
Sprache
Deutsch
ISBN
978-3-641-13952-0

Kurztext / Annotation

Rund 120 Märchen versammelt dieser Band aus den drei Gebieten an der Nordseeküste, in denen im 19. und 20. Jahrhundert noch Friesisch gesprochen wurde: dem niederländischen Westfriesland und den deutschen Regionen Nord- und Ostfriesland. Ob Zaubermärchen, Predigtanekdote, Räubernovelle oder Tiermärchen, ob Geschichten über Teufel, Tod und Riesen oder Pfarrers Lust und Leid - es zeigt sich in diesem Erzählgut eine explizite Vorliebe für das Moralisierende wie auch für das Obszöne.

Die Diederichs-Reihe »Märchen der Weltliteratur« ist die umfassendste Sammlung ursprünglicher Erzählliteratur aller Völker und Zeiten. Sie versammelt das Schönste, was sich die Menschen je erzählt haben: Mythen und Legenden, Göttersagen und Dämonengeschichten, Feen- und Zaubermärchen, gewitzte Tierfabeln und herrliche Schwänke. Wer die Eigenart anderer Völker verstehen will, wird hier Wege abseits des Mainstreams finden. Eine moderne Märchenbibliothek für eBook-Leser.

Textauszug

1. Das Märchen vom Hirten

Es war einmal ein Junge, der wollte gern etwas Geld verdienen. Deshalb ging er auf die Dörfer. Er ging zu einem Bauernhof. Der Bauer stand vor der Tür.

»Bauer, hast du auch Arbeit für mich?«

»Ja«, sagte der Bauer, »ich hätte schon Arbeit für dich. Ich brauche dringend einen Hirten.«

»Wieviel verdiene ich dann?«

Der Bauer nennt eine Summe. Die ist ziemlich hoch, so daß der Junge sich bereits die Hände reibt. Aber o weh, der Bauer sagt weiter:

»Du mußt wohl wissen, was du tust. Ich habe schon mehrere Jungen als Hirten gehabt, und sie sind alle umgekommen.«

»Wie, umgekommen?« Der Junge erschrak.

»Ja, umgekommen. Neben meinem Land liegt ein Stück Land, das drei Riesen gehört. Dort wächst viel besseres Gras als bei mir, und die Schafe ziehen immer dorthin. Bemerken die Riesen das, dann töten sie den Hirten.«

Das sah nicht gut aus, und der Junge dachte kurz nach. Sollte er die Stelle annehmen oder nicht? Er riskierte es. Er nahm sie an.

An diesem Tag brauchte er nicht mehr mit den Schafen hinauszuziehen, weil es dazu schon zu spät war. Was tat der Junge? Er machte sich rasch auf den Weg in die Stadt und kaufte dort beim Wirt eine Flasche Schnaps und beim Apotheker Schlafpulver. Das Pulver mischte er in den Schnaps.

Am nächsten Morgen zog er mit den Schafen los. Die Schnapsflasche hatte er eingesteckt.

Als er eine Weile gegangen war, verließen die Schafe plötzlich den Pfad und liefen auf ein Stück Land; es war ein Wunder, wie das aussah. Es war voll vom herrlichsten Klee. Die Tiere ließen es sich gut schmecken, aber der Junge dachte gleich:

'Das geht schief. Jetzt geraten wir ins falsche Fahrwasser. Das ist bestimmt das Land der Riesen.' Deshalb versuchte er mit aller Gewalt, die Schafe von dort wegzutreiben, aber was er auch versuchte, es half nichts. Für die Schäfchen war es das Schlaraffenland, und keine zehn Pferde würden sie wegziehen können.

Da kam ein Riese dazu. Er hatte an seinem Gurt ein großes Schwert hängen.

»Was machst du auf meinem Land?«

Der Junge bekam schreckliche Angst, als er die Stimme hörte. »Die Schafe liefen hierher«, sagte er kleinlaut.

»Nichts als Ausreden, du bist ungehorsam und so sollst du sterben.« Und der Riese hob das Schwert.

Der Junge flehte um sein Leben. Er sei noch so jung und würde es nie wieder tun, und so weiter. Aber es half alles nichts.

»Tot sollst du sein«, sagte der Riese, und schon schwang er das Schwert. Da sagte der Junge:

»Wenn ich denn schon sterben muß, so will ich nicht als dein Feind in den Tod gehen. Ich habe noch etwas in der Flasche. Wollen wir davon einen zu uns nehmen, einen Freundschaftstrunk?«

Das gefiel dem Riesen, und schon bald hatte er die Flasche an den Lippen und trank sie in einem Zug aus, denn er war ja ein Riese. Aber der Trunk kam ihn teuer zu stehen. Als der Schnaps die Kehle hinuntergelaufen war, wurde er plötzlich so schläfrig, daß er ohne weiteres hinsank und sofort zu schnarchen begann, daß die Bäume zitterten.

Jetzt war der Junge im Vorteil. Er schnallte das Schwert des Riesen ab, schwang es hoch und patsch, mit einem Schlag schlug er den Kopf des Riesen ab.

Das war nun ein Feind weniger. Er ließ die Schafe noch eine Weile weiden und die fraßen sich rund und dick. Dann begab er sich froh mit seinem Vieh auf den Weg zum Bauern.

Der Bauer sah erstaunt auf, als der Junge da gesund und munter vor ihm stand.

»Du bist ein Kerl«, sagte er, »die Schafe satt und du völlig unversehrt.«

Der Knecht verriet jedoch nicht, wie er es gemacht hatte. Am selben Abend aber begab er sich wieder in die Stadt, wo er sich nochmals mit Schnaps und Pulver bevorratete.

Der nächste Tag verlief ebenso wie der vorige. Wieder gingen die Schafe auf die üppige Kleeweide, und der Junge konnte sie, was er auch versuchte, nicht davon fern

Beschreibung für Leser

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