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Meike Winnemuth

Bin im Garten

Ein Jahr wachsen und wachsen lassen - Mit vielen Fotos und Illustrationen

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Produktdetails

Verlag
Penguin Verlag
Erschienen
2019
Sprache
Deutsch
Seiten
336
Infos
336 Seiten
Mit Illustrationen und Fotos, durchgehend 4-farbig
ISBN
978-3-641-16588-8

Kurztext / Annotation

Hier ist der Urlaub zu Hause am schönsten: Im eigenen Garten!
»Ein Jahr im Garten leben. Gemüse anbauen. Bäume pflanzen. Blümchen natürlich auch. Wurzeln schlagen. Boden unter den Füßen finden, und zwar einen, den ich persönlich dorthin geschaufelt habe.« Weltreisende sucht Ort zum Bleiben: Mit Tempo und Witz erzählt Meike Winnemuth in ihrem Tagebuch vom Abenteuer des ersten eigenen Gartens. Vom Träumen und Planen, Schuften und Graben, Säen, Pflanzen, Ernten, Essen. Vom großen Wachsen (Muskelkater!) und Werden (plötzlich: geduldig!). Und entführt uns dabei an einen paradiesischen Ort wahren Lebens, mit Radieschen und Schnecken, mit Rittersporn und anderen blauen Wundern.

Jetzt mit Zusatzkapitel: »Wie es weiterging«!

Meike Winnemuth, 1960 in Schleswig-Holstein geboren und in Hamburg und München lebend, ist freie Journalistin. Bei 'Stern', 'Geo Saison', 'SZ Magazin' und in vielen anderen Zeitschriften sowie im Netz ('Das kleine Blaue') erschrieb sie sich eine große und begeisterte Anhängerschaft. Ihrem Reise-Blog 'Vor mir die Welt' folgten mehr als 200.000 Leser, er wurde für den Grimme Online-Award 2012 nominiert und bei den Lead Awards 2012 ausgezeichnet.

Textauszug

1. Februar

Den Februar mochte ich nie, das ist ein so abweisender kleiner Monat, kurz, dunkel und kalt. Und voller Rituale, die mit Fasten und Reinigung zu tun haben, mit Schuld und Sühne und Askese. Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Und der Neubeginn scheint noch so fern.

Auf meinem Lesestapel liegt ein Buch, das mir trotzdem unwahrscheinlich gute Laune macht, Hier wächst nichts. Notizen aus unseren Gärten von Jörg Pfenningschmidt und Jonas Reif. Entdeckt habe ich es in meiner Lieblingsbuchhandlung Wohlers gegenüber meiner Hamburger Wohnung. Der Laden ist winzig, nicht mal 30 Quadratmeter groß, aber gut sortiert, ich finde eigentlich immer was. Einmal im Monat allerdings spiele ich mit mir selbst eine Art Russisches Roulette: Ich stelle mich vor das Schaufenster und kaufe auf gut Glück ein dort ausgestelltes Buch, von dem ich nicht das Geringste weiß. Bei Wohlers stehen immer an die 20 Bücher in der Auslage, eines davon, das ist meine selbstauferlegte Spielregel, muss ich mir aussuchen, kaufen und lesen.

Bei diesem Spiel geht es um den freiwilligen Zwang, immer mal wieder Neues, nie Gewusstes, nie Gedachtes, nie Gefühltes ins Leben zu lassen. Ich habe wie jeder Mensch die Tendenz, mich nur mit den Dingen zu beschäftigen, von denen ich ziemlich sicher bin, dass ich sie mag. Wäre sonst ja auch reichlich masochistisch. Gleichzeitig weiß ich (Lebenserfahrung, Baby!), dass mich immer diejenigen Erfahrungen am weitesten bringen, zu denen ich spontan »och nö« sage. Ich muss zu meinem Glück gezwungen werden. Glück macht Arbeit, die man sich selbst auferlegen muss, sonst tut es nämlich keiner.

Im Fall von Hier wächst nichts hatte ich doppelt Glück: Es stand im Fenster und wäre angesichts des Titels und Covers (weißer Monoblock-Plastikstuhl vor Teppichstange auf schütterem Rasen) sowieso gekauft worden. Pfenningschmidt ist Hamburger Gartengestalter mit einer Zunge so scharf wie eine Heckenschere. Er kann herrlich über Gartencenter herziehen, die nicht mehr Gartencenter heißen, sondern »Outdoor Living«, und in denen es kein Bentonit und keine Bambusstäbe mehr zu kaufen gibt, sondern lebensgroße rosa Glitzerhirsche, Buddhas oder fabrikmäßig rostige Deko-Gartengeräte im Shabby-Chic-Look. Er schreibt Liebeserklärungen an seinen schwulen Spaten, der vor 30 Jahren »von stolzen Arbeitern der Firma Bulldog zwischen zwei Teepausen hergestellt« wurde. Schwul ist das Gerät, weil es ein schmaler Damenspaten ist und deshalb von den Gartenbaukollegen seines Besitzers verhöhnt wird - bis sie das Ding in Aktion erleben.

Endgültig mein Herz gewonnen hat er jedoch durch seine Attacke gegen die Hortensie 'Annabelle', »deren monströse Blütenbälle schon bei Ankündigung von Regen am Boden liegen. Doch 'Annabelle' blüht weiß. Und 'Annabelle' kommt stets einher mit Buchseinfassung und Buchskugel. Hinter diesem Dreigestirn der Langeweile steht die Person der kultivierten Gartenlady.«

»Die kultivierte Gartenlady«, schreibt er weiter, »liebt monochrome Garten (also Weiß in jeder Schattierung) und kennt die Garten Europas. In ihrem landlichen weißen Garten wird die Art von Kultur zelebriert, die der erfolgreiche Ehemann der Gartenlady wochentags beim Geldverdienen in Trümmer legt. Die Gartenlady spielt mit dem Gedanken, mal ein Gartenbuch zu schreiben. Uber ihren weißen Garten. Diese Idee finden ihre ebenfalls gartenbegeisterten Freundinnen ganz toll.«

Ich musste hellauf lachen, als ich das las. Denn vor meinem Haus stehen sieben 'Annabelles', unterpflanzt mit weißem Storchschnabel, im Versuch, zumindest an dieser Stelle ein bisschen Gartenlady zu spielen. Immerhin habe ich weder Buchseinfassung noch Buchskugeln.

Super Typ, dachte ich, den schreibe ich mal an. Vielleicht fällt ihm was zu meinem Garten ein. Ich schicke gleich noch ein paar Fotos aus dem letzten Jahr mit. Nur die schönsten, versteht sich.

2. Februar

»Moin. Pfenningschmidt.«

Beschreibung für Leser

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