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Produktdetails

Verlag
Luchterhand Literaturverlag
Erschienen
2017
Sprache
Deutsch
Seiten
352
Infos
352 Seiten
ISBN
978-3-641-19574-8

Kurztext / Annotation

Sie sind desillusioniert und pragmatisch, und wohl gerade deshalb haben sie sich ?erfolgreich in der Gesellschaft eingerichtet: Britta Söldner und ihr Geschäftspartner Babak Hamwi. Sie haben sich damit abgefunden, wie die Welt beschaffen ist, und wollen nicht länger verantwortlich sein für das, was schief läuft. Stattdessen haben sie gemeinsam eine kleine Firma aufgezogen, 'Die Brücke', die sie beide reich gemacht hat. Was genau hinter der 'Brücke' steckt, weiß glücklicherweise niemand so genau. Denn hinter der Fassade ihrer unscheinbaren Büroräume betreiben Britta und Babak ein lukratives Geschäft mit dem Tod.

Als die 'Brücke ' unliebsame Konkurrenz zu bekommen droht, setzt Britta alles daran, die unbekannten Trittbrettfahrer auszuschalten. Doch sie hat ihre Gegner unterschätzt. Bald sind nicht nur Brittas und Babaks Firma, sondern auch beider Leben in Gefahr...

'Leere Herzen' ist ein provokanter, packender und brandaktueller Politthriller aus einem Deutschland der nahen Zukunft. Es ist ein Lehrstück über die Grundlagen und die Gefährdungen der Demokratie. Und es ist zugleich ein verstörender? Psychothriller über eine Generation, die im Herzen leer und ohne Glauben und Überzeugungen ist.

Juli Zeh, 1974 in Bonn geboren, Jurastudium in Passau und Leipzig, Promotion im Europa- und Völkerrecht. Längere Aufenthalte in New York und Krakau. Schon ihr Debütroman »Adler und Engel« (2001) wurde zu einem Welterfolg, inzwischen sind ihre Romane in 35 Sprachen übersetzt. Juli Zeh wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Thomas-Mann-Preis (2013) und dem Heinrich-Böll-Preis (2019). Im Jahr 2018 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz und wurde zur Richterin am Verfassungsgericht des Landes Brandenburg gewählt. Ihr Roman »Über Menschen« war das meistverkaufte belletristische Hardcover des Jahres 2021. Zuletzt erschien bei Luchterhand der zusammen mit Simon Urban verfasste Bestseller »Zwischen Welten«.

Textauszug

2

Auch der nächste Tag ist strahlend, ein blank geputzter Himmel, auf dem frisch gewaschene Wölkchen stecken. Dazu leichter Wind, der schon am Morgen ungewöhnlich warm ist. Da Richard heute Vera zur Schule bringt, fährt Britta mit dem Fahrrad zur Arbeit. Sie tritt so wenig wie möglich in die Pedale, wählt einen Zick-Zack-Kurs durchs Viertel, schaut über Zäune und Hecken in die Gärten, grüßt gelegentlich einen Nachbarn, der sich entschlossen hat, das bedingungslose Grundeinkommen zum Rasenmähen und Bäumeschneiden zu verwenden. Lehndorf ist eine ruhige Gegend, Ein- und Zweifamilienhäuser, einst von den Nazis erbaut, perfekt für Kinder, ebenso hässlich und praktisch wie der Rest der Stadt. Gerade weil Britta wenig geschlafen und die ganze Nacht darauf gewartet hat, endlich mit Babak sprechen zu können, zwingt sie sich zu einem langsamen Tempo. Mentale Kontrolle, Chefin im eigenen Haus.

Als sie die Autobahn unterquert, wird sie ein wenig schneller, genießt das Fahren entlang der breiten Schneisen, schön gerade und mit großzügigen Bürgersteigen versehen, wie für Panzerparaden erbaut. In der Innenstadt sind die Straßen noch nass von den Wasserwerfern der Reinigungstrupps. An manchen Tagen liebt Britta Braunschweig, als hätte sie es selbst erfunden. Den klobigen Prunk totalitärer Prachtbauten, die aussehen wie Schlösser und in Wahrheit nur Einkaufszentren sind. Das »Deutsche Haus«, in dem sie gelegentlich Klienten unterbringt und auf dessen Fluren es irgendwie nach Sozialismus riecht. Die nicht vorhandene Aura der Stadt, eine Folge von verkehrsgerechter Entsorgung jeglicher Ästhetik. All das stellt eine Erleichterung dar im Vergleich zur klaustrophobischen Pluralität der Metropolen. Schon nach ihrem Abitur in den Nullerjahren, als es noch relativ schick war, nach Berlin zu ziehen, verspürte Britta wenig Lust auf die Hauptstadt. Es gab Werbespots, die allein darauf basierten, dass irgendjemand jung und unrasiert war und eine Wohnung im Prenzlauer Berg gemietet hatte. Damals zog Britta zum Studieren nach Leipzig, später zum Arbeiten nach Braunschweig, und inzwischen gibt der Trend ihr recht. In Scharen verlassen die Freiberufler Prenzlauer Berg, um in kriegszerstörte Mittelstädte zu ziehen, die im Geist des Rationalismus wiederaufgebaut wurden - Funktion, Konstruktion und Form.

Während Britta an einer Fahrradampel wartet, liest sie die Schlagzeilen auf den Displays, die an den Masten des Verkehrsleitsystems hängen.

Schönes Wetter hält an - Fünftes Effizienpaket auf dem Weg in den Reichtstag - Dinkel-Sesam-Stück wird Brot des Jahres - Regula Freyer auf Besuch in China.

Braunschweig passt so gut zu Britta, weil man hier irgendwie unter dem Radar fliegt. Gut durchdachte Mittelmäßigkeit, unauffälliges Durchwurschteln. Britta will eine friedliche Existenz für sich und ihre Familie, sie will ihre Arbeit machen, Verantwortung tragen, aber nur für Dinge, die sie anfassen kann. Warum sollte sie sich für den Rest zuständig fühlen? Heutzutage weiß doch niemand mehr, wofür oder wogegen er sein soll. Natürlich bauen die Besorgten Bürger eine demokratische Errungenschaft nach der anderen ab. Aber trotzdem geht es den Menschen gut, vielleicht sogar besser als früher. Bei Trumps Amtsantritt sprach man vom Untergang des Abendlands, und dann hat er nach seiner Verbrüderung mit Putin ganz nebenbei den Syrienkrieg beendet. Der amerikanische Isolationismus hat die israelische Siedlungspolitik gestoppt und damit quasi versehentlich Zwei-Staaten-Lösung und Friedensvertrag zwischen Israel und Palästina herbeigeführt. Der Wirtschaftskrieg zwischen Europa und den USA hat den Nahen Osten in einen lukrativen Absatzmarkt für amerikanische Produkte verwandelt, was die ganze Region aufblühen lässt. Auf einmal ist der islamistische Terror kein globales Problem mehr und Daesh vom Schreckgespenst der westlichen Welt auf eine Handvoll dekadenter Warlords geschrumpft.

Einstweilen haben die Leute das po

Beschreibung für Leser

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Über den AutorIn

Juli Zeh, 1974 in Bonn geboren, Jurastudium in Passau und Leipzig, Studium des Europa- und Völkerrechts. Längere Aufenthalte in New York und Krakau. Ihr Roman "Adler und Engel" (2001) wurde zu einem Welterfolg und ist mittlerweile in 24 Sprachen übersetzt. Juli Zeh wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem "Deutschen Bücherpreis" (2002), dem "Rauriser Literaturpreis" (2002), dem "Hölderlin-Förderpreis" (2003), dem "Ernst-Toller-Preis" (2003), dem "Carl-Amery-Literaturpreis" (2009) und dem Gerty-Spies-Literaturpreis der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz (2009). 2013 wurde sie mit dem"Thomas Mann Preis" für ihr "vielfälgiges Prosawerk" geehrt, 2014 mit dem "Hoffmann-von-Fallersleben-Preis" für zeitkritische Literatur. Juli Zeh lebt in Leipzig.