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Für jene, die im Dunkeln sitzt und auf mich wartetOverlay E-Book Reader
António Lobo Antunes

Für jene, die im Dunkeln sitzt und auf mich wartet

Roman

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Produktdetails

Verlag
Luchterhand Literaturverlag
Dom Quixote
Erschienen
2019
Sprache
Deutsch
Seiten
432
Infos
432 Seiten
ISBN
978-3-641-22034-1

Kurztext / Annotation

Am Ende ihres Lebens sieht sich eine zurückgezogen lebende Theaterschauspielerin mit einer unheilbaren Krankheit konfrontiert, die ihr Gedächtnis beeinträchtigt. Es wird immer schwerer für sie, sich an bestimmte Ereignisse in ihrem Leben zu erinnern, und nicht nur das, manchmal fällt ihr der eigene Name nicht mehr ein. Sie hat die Stimmen so vieler verschiedener Charaktere angenommen, so viel erlebt, und jetzt scheint sich ihre Identität aufzulösen, in ihrem Inneren verschwimmen Vergangenheit und Gegenwart. Wo ist die Grenze zwischen den anderen und ihrer eigenen Stimme, wer ist sie selbst?

António Lobo Antunes wurde 1942 in Lissabon geboren. Er studierte Medizin, war während des Kolonialkrieges 27 Monate lang Militärarzt in Angola und arbeitete danach als Psychiater in einem Lissabonner Krankenhaus. Heute lebt er als Schriftsteller in seiner Heimatstadt. Lobo Antunes zählt zu den wichtigsten Autoren der europäischen Gegenwartsliteratur. In seinem Werk, das mittlerweile mehr als dreißig Titel umfasst und in vierzig Sprachen übersetzt worden ist, setzt er sich intensiv und kritisch mit der portugiesischen Gesellschaft auseinander. Er erhielt zahlreiche Preise, darunter den »Großen Romanpreis des Portugiesischen Schriftstellerverbandes«, den »Jerusalem-Preis für die Freiheit des Individuums in der Gesellschaft« und den Camões-Preis.

Textauszug

1

Manchmal schrecke ich mitten in der Nacht aus dem Schlaf auf, was auch immer mitten in der Nacht bedeutet, ein Hund bellt im Haus, wo weiß ich nicht, und ohne dass die Katze auf der Überdecke ihre Stellung wechselt, eine Pfote ellenlang, ganz Krallen, und die anderen klein, mache ich das Licht an, das anfangs etwas vibriert, und da ist niemand, selbstverständlich einmal abgesehen vom Fenster und den Möbeln, die heimlich kreisen, glauben, dass ich es nicht mitbekomme, das Mädchen vom Schwan beobachtet mich aus den Augenwinkeln, bereit zu warnen

- Sie ist aufgewacht

und alles steht still, hält inne, wartet, dass ich wieder einschlafe, um weiterzumachen, was mich daran erinnert, wie ich mit fünf Jahren, die Ohren wachsam gespitzt, auf Zehenspitzen, den Lippenstift meiner Mutter gezückt, versuchte, bis zum Spiegel über dem Waschbecken zu reichen, das Kinn oder die Wangen, aber nicht die Lippen traf, hätte man mich gefragt

- Wo bist du?

hätte ich nicht geantwortet, so wie auch der Hund nicht antwortete, immer nur bellte, ich suchte im Flur, und nichts, im Wohnzimmer, und nichts, ich näherte mich langsam dem Ursprung des Geräuschs in der Abstellkammer, und nichts, ich stieß mich an der Ecke eines Schemels und bewegte mich, den Knochen reibend, hinkend weiter, ich habe schon Leute wegen Geringfügigerem mit Gehhilfen oder an Krücken hängend, mit verwaistem Gesicht, auf der Straße die Qual des Gipsverbandes abstützen sehen, in der Speisekammer nichts, am Eingang nichts, wo ein Schlüsselbund am Schloss auf verräterische Weise schaukelte, bis ein näher gelegenes Bellen mich in Richtung Küche schob, da war der Herd, der Waschtrog, der ganze Kram, die Geschirrtücher an einem Holzstreifen voller hochgebogener Nägel und zwischen den Geschirrtüchern die Schürze, damit ich mich nicht schmutzig machte, aber ich machte mich so oder so schmutzig, darauf gedruckt ein rosa Windhund, und es war der Windhund, der bellte und bellte, immer wenn das Wetter sich ändert, wird er unruhig, deshalb wird es bestimmt schon bald regnen, wird man die Tropfen rings um die Laternen und die geneigten Zweige der Tipubäume, das Wasser an den Fensterscheiben herunterrinnen sehen, kalt, wo liegt meine Wolljacke, an der ein Aufhänger fehlt, ich finde sie nicht, so wie ich überhaupt nichts finde, allein das, was ohne mein Zutun zu mir kommt, das Mädchen vom Schwan oder die Katze, die um die leere Schüssel streicht, eine Frau, die Hemden von einer Wäscheleine zieht, dies hier ist kein Luxusviertel, ich lebe seit meiner Ankunft in Lissabon hier in der Wohnung meiner Patentante, möge ihre Seele in Frieden ruhen, im zweiten Stock, wie ich hat sie ihr Leben im Theater zugebracht, nicht auf der Bühne, sie war Schneiderin, ob sie am Ende des Lebens wegen der Augenkrankheit mit der Hand oder mit der Brille nähte, weiß ich nicht, sie warnte

- Männer denk nicht mal dran Kleine

denn ihre Erfahrungen waren schmerzhaft, Lügen, Diskussionen, Ohrfeigen, ich war Jungfrau, allein schon der Gedanke an ein am Bettkopf klingelndes Kruzifix bewirkte, dass ich mich als Sünderin fühlte, der Mann meiner Patentante hatte eine Geliebte, die Besitzerin eines Kurzwarenladens, in dessen Schaufenster es auch Spielzeug gab, das übrigens witzig war, und meine Patentante wusste es, ein Klarinette spielender Clown, ein Elefant, ein Affe, er brauchte nur verspätet zum Abendessen zu kommen, und sie gleich

- Warst du bei der Kuh du Idiot?

während ihr Mann mit glücklichen Hosenträgern gemächlich und zufrieden die Weste weitete, den Ringfinger zur Vervollkommnung des Schnurrbarts und den kleinen Finger zu einer Reinigung seiner Ohren nutzte

- Was du dir immer einbildest

den er an, ich befahl dem Windhund

- Still

der Serviette abwischte, der Mann meiner Patentante warf mir eine Augenbraue ins Gesicht

- Hast du mit mir geredet?

ich klärte ihn auf

- Ich habe

Beschreibung für Leser

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