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Gedanken über den Weg der christlichen KircheOverlay E-Book Reader
Martin Niemöller

Gedanken über den Weg der christlichen Kirche

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Produktdetails

Verlag
Gütersloher Verlagshaus
Erschienen
2019
Sprache
Deutsch
Seiten
272
Infos
272 Seiten
ISBN
978-3-641-22042-6

Kurztext / Annotation

»Die Auflösung der Kirche ist in vollem Gange.« (Martin Niemöller)
Dieses Buch macht der Öffentlichkeit erstmals ein von Martin Niemöller 1939 im Konzentrationslager Sachsenhausen verfasstes Manuskript zugänglich. Die Überlegungen sind eine tiefgründige Analyse von Irrwegen und Defiziten der Reformation - zugleich auch ein zeithistorisches Dokument ersten Ranges.

Martin Niemöller, profilierter Vertreter der Bekennenden Kirche, sitzt seit März 1938 in Einzelhaft. Er fühlt sich von seinem kirchlichen Umfeld verlassen und sucht Trost in der katholischen Frömmigkeit. Niemöller überlegt, zum Katholizismus zu konvertieren. Mit diesem Manuskript legt er sich und seinen Freunden in der Bekennenden Kirche Rechenschaft über seine Suche nach einer wahren Kirche ab.




Emil Gustav Friedrich Martin Niemöller (* 14. Januar 1892 in Lippstadt; ? 6. März 1984 in Wiesbaden) war ein deutscher evangelischer Theologe und führender Vertreter der Bekennenden Kirche sowie Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und Präsident im Ökumenischen Rat der Kirchen. Während er anfänglich dem Nationalsozialismus positiv gegenüberstand, entwickelte er sich während des Kirchenkampfes und seit 1938 als Häftling im Konzentrationslager Sachsenhausen allmählich zum Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Nach 1945 engagierte er sich für eine Neuordnung der Evangelischen Kirche und trat in der Friedensbewegung in Erscheinung.

Textauszug

BEGONNEN AM 21.8.39. GEDANKEN ÜBER DEN WEG DER CHRISTLICHEN KIRCHE

von Martin Niemöller, D.D.1

Vorwort.

Zum Abschluß meiner zweiten theologischen Prüfung im Jahre 1924 fragte mich der Examinator in Dogmatik, der zugleich mein akademischer Lehrer gewesen war: »Was würden Sie als die heute vordringliche Aufgabe der systematischen Theologie bezeichnen?«2 - Ohne mich auch nur einen Augenblick zu besinnen, gab ich zur Antwort: »Daß sie uns sagt, was es um die Kirche ist!« - Als ich wenige Stunden später mit demselben Professor auf dem Heimweg war, fragte er mich plötzlich: »Was haben Sie nur für ein Interesse an der Kirche?«3 - Blick und Stimme verrieten, daß er in höchstem Maße überrascht gewesen war, bei einem angehenden evangelischen Pastor auf die Frage nach der Kirche zu stoßen, und daß er sie selbstverständlich als eine völlig untergeordnete Frage ansah.

Ich brauche nur noch hinzuzufügen, daß dieser evangelische Theologieprofessor weder zur »alten Generation« noch zu den »Liberalen« noch auch zu den die Kirche ablehnenden Vertretern seines Berufs gehörte, und der ganze Jammer der evangelischen Theologie von damals, der Heranbildung des geistlichen Nachwuchses und der Versorgung der Gemeinden wird offenbar: Jeder theologische Lehrer hatte sein mehr oder weniger eigenes »System«, der Student und künftige Pfarrer suchte sich davon aus, was seinem geistigen Niveau und Bedarf entsprach oder ihm aus anderen Gründen behagte, und die Gemeinde mußte sich mit der Kost bescheiden, die ihr in den [Seite 2] nach diesen und anderen Rezepten angefertigten Predigten dargeboten wurde. - Die »Kirche« ist nur etwas Äußerliches, ein Rahmen, der die Gemeinden und Pfarrer in leidlicher Ordnung zusammenfaßt mit der Aufgabe einer möglichst ökonomischen Verwaltung und - nötigenfalls - einer moralischen Überwachung der Pfarrer und Gemeindebeamten: ein Stück weltlicher Obrigkeit im geistlichen Gewande. -

Soweit die akademische »Evangelische Theologie« an den Universitäten und damit die Ausbildung des evangelischen Pfarrernachwuchses und leider auch die geistliche Versorgung der Gemeinden in Frage steht, hat sich an diesem Zustand, wie er vor 15 Jahren war, nichts geändert, jedenfalls nicht zum Besseren.

Die theologische Wissenschaft - krampfhaft bemüht, den Anschluß an die universitas litterarum doch noch festzuhalten und deshalb den Zeitforderungen um jeden Preis nachzukommen - hat inzwischen auch die letzte Verbindung mit dem Leben der christlichen Gemeinde verloren. Die kurze Zeitspanne, da ein neuer Hauch von Geist in ihr wehte, weil ein christlicher Theologe in ihr wieder vom Wort Gottes Zeugnis zu geben wagte und unerbittlich die Frage nach dem wahren Inhalt der kirchlichen Verkündigung stellte, ist verschwunden;4 statt dessen ist eine neue Zeit der kleinen Dinge heraufgezogen, die ihr Kennzeichen darin hat, daß die Lehrer der Kirche - wie zu den Zeiten, als die Weissagung des Jesaja geschrieben wurde (Jesaja 30,20) - in der Verborgenheit stecken und an ihrer Statt Professoren der »Theologie« weiter ihre Systeme anbieten, in denen sie aus Blindheit [Seite 3] oder mit Bedacht allen unangenehmen Begegnungen weit aus dem Wege gehen. Ein schwacher Trost, daß diese Theologen den Titel führen »Doktor der Theologie« und nicht mehr »Doktor der heiligen Schrift«! Tatsächlich müßte es längst »Doktor der Religionskunde« heißen, damit die christliche Gemeinde und ihre angehenden Pfarrer nicht länger in dem Irrtum bestärkt werde, als würde hier noch eine Vorbereitung auf das kirchliche Amt geboten.

Was wird darüber aber aus unserem evangelischen Pfarrernachwuchs? - Es war schon vor 20 Jahren so, daß wir auf der Universität sehr nachhaltig lernten, war wir <

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