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Produktdetails

Verlag
Heyne Verlag
Grand Central
Erschienen
2020
Sprache
Deutsch
Seiten
560
Infos
560 Seiten
ISBN
978-3-641-22085-3

Kurztext / Annotation

Ein Mord direkt vor dem FBI-Hauptquartier - ein neuer Fall für den einzigartigen Memory Man
Washington, D.C.: Mitten am helllichten Tag zieht ein Mann vor der FBI-Zentrale eine Beretta. Er erschießt zielgerichtet eine Passantin - und anschließend sich selbst. Der Mann ist ein absolut unbescholtener Mitbürger und Familienvater, sein Opfer eine sozial engagierte Hilfslehrerin. Und es scheint keinerlei Verbindung zwischen den beiden zu geben. Amos Decker, der Memory Man, hat das Verbrechen durch Zufall beobachtet und steht vor einem kompletten Rätsel. Gemeinsam mit seinem Spezialermittlerteam vom FBI beginnt er die Lebensläufe der beiden Toten zu durchsuchen. Schnell stößt er auf zahlreiche Ungereimtheiten. Doch dann fordert ihn plötzlich die DIA, der militärische Nachrichtendienst, auf, sich sofort aus dem Fall zurückzuziehen: Es bestehe Gefahr für die nationale Sicherheit. Ein Grund mehr für Amos Decker weiterzuermitteln ...

David Baldacci, geboren 1960 in Virginia, arbeitete lange Jahre als Strafverteidiger und Wirtschaftsjurist in Washington, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Sämtliche Thriller von ihm landeten auf der New York Times-Bestsellerliste. Mit über 150 Millionen verkauften Büchern in 80 Ländern zählt er zu den beliebtesten Autoren weltweit.

Textauszug

1

Normalerweise war die FBI-Zentrale einer der sichersten Orte auf Erden.

Nicht an diesem Tag.

Das J. Edgar Hoover Building, Hauptquartier des »Bureau«, war keineswegs in Ehren gealtert. Nach mehr als vierzig Jahren war es zu einem schäbigen, häuserblockgroßen Kasten mit pissgelben Honigwabenfenstern aus bröckeligem Beton geworden, mit rostigen Alarmsirenen, die beharrlich schwiegen, und schmuddeligen Toiletten, die nie funktionierten. Am Dachrand hatte man ein Sicherheitsnetz gespannt, das abbrechende Betonklötze auffangen sollte, bevor sie in die Tiefe stürzen und jemanden erschlagen konnten.

Seit Langem schon wollte das FBI für seine elftausend Mitarbeiter eine neue Zentrale erbauen lassen; allerdings war bis jetzt nicht einmal ein möglicher Standort ausgewählt worden. Deshalb lag die Eröffnung eines neuen Hauptquartiers ungefähr zwei Milliarden Dollar und sieben Jahre in der Zukunft. Der hochgewachsene Mann, der zwischen den Baumreihen über den Bürgersteig schlenderte, hieß Walter Dabney. Eine dreiviertel Stunde zuvor hatte er sich von einem Uber-Taxi an einem Coffeeshop ein Stück die Straße hinunter absetzen lassen und etwas zu essen bestellt. Nun ging er den Rest des Weges zu Fuß. Dabney war in den Sechzigern und trug sein schütteres, grau meliertes Haar gescheitelt. Es sah frisch geschnitten aus; hinten war ein kleiner Wirbel. Dabneys Anzug war teuer und saß dank einer geschickten Schneiderhand wie angegossen an seinem dicklichen Körper. Ein buntes Einstecktuch zierte die Vorderseite des dunklen Jacketts. Am Schlüsselband um seinen Hals hingen Ausweiskarten, die ihm Zugang zum Allerheiligsten des Hoover Building erlaubten. Seine grünen Augen blickten wachsam, während seine Schritte, die den Aktenkoffer rhythmisch hin- und herschwingen ließen, Entschlossenheit verrieten.

Aus der Gegenrichtung kam eine Frau. Anne Berkshire hatte die U-Bahn genommen. Sie war Ende fünfzig und zierlich, mit grauem Haar und ovalem Gesicht. Als sie sich dem Hoover Building näherte, schien sie zu zögern. Ihr hing kein Schlüsselband um den Hals, und ihr einziger Ausweis war der Führerschein in ihrer Handtasche.

Es war später Vormittag. Die morgendliche Rushhour hatte sich aufgelöst, doch immer noch waren Scharen von Fußgängern unterwegs, und auf den Straßen brodelte der Verkehr, da um diese Uhrzeit viele FBI-Mitarbeiter die Tiefgarage in der Nähe des Hoover Building ansteuerten.

Dabney legte in seinen teuren Allen-Edmonds-Brogues einen Schritt zu und pfiff dabei eine fröhliche Melodie. Er schien nicht die geringsten Sorgen zu haben.

Die Frau, Anne Berkshire, ging jetzt ebenfalls schneller. Ihr Blick huschte nach rechts, nach links, als wollte sie alles auf einmal in sich aufnehmen.

Ungefähr zwanzig Meter hinter Dabney stapfte Amos Decker über den Bürgersteig. Er war ein Hüne von eins fünfundneunzig und so wuchtig gebaut wie der Footballverteidiger, der er einst gewesen war. Seit Monaten auf Diät, hatte Decker ordentlich an Gewicht verloren, doch es gab noch reichlich Luft nach unten. Der Saum seiner Khakihose war fleckig, und der lange Pullover mit dem Logo der Ohio State Buckeyes verhüllte seine Wampe ebenso gründlich wie seine Pistole, eine Glock 41 Generation 4, die im Gürtelholster am Hosenbund steckte. Voll geladen mit ihrem Dreizehn-Patronen-Standardmagazin wog sie genau ein Kilo. Deckers Schuhe, Größe achtundvierzig, knallten im Rhythmus seiner Schritte auf das schmutzige Pflaster. Sein Haar war, freundlich ausgedrückt, zerzaust.

Amos Decker, Angehöriger einer Spezialeinheit des FBI, war an diesem Morgen auf dem Weg zu einer Besprechung im Hoover Building. Er freute sich nicht darauf, denn irgendeine Veränderung bahnte sich an, er hatte es im Urin, und Decker mochte keine Veränderungen. In den vergangenen zwei Jahren hatte er so viele davon

Beschreibung für Leser

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