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Ben Crane

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Produktdetails

Verlag
Goldmann Verlag
Head of Zeus
Erschienen
2019
Sprache
Deutsch
Seiten
352
Infos
s/w-Abbildungen
ISBN
978-3-641-23610-6

Kurztext / Annotation

Eine bewegende Vater-Sohn-Geschichte
Auf den Spuren von Habicht, Falke und Adler bereiste Ben Crane die halbe Welt, bis er zwei verletzte Jungvögel zu sich nimmt und sie voller Hingabe aufpäppelt. Im Zusammenleben mit den Königen der Lüfte, von deren Instinkt und Schönheit er mit feiner Beobachtungsgabe erzählt, lernte der Asperger-Autist die gesamte Bandbreite menschlichen Empfindens kennen. Diese emotionale Erfahrung ermutigt ihn, die Verbindung zu seinem verloren geglaubten Sohn wieder aufzunehmen. Eindrücklich zeigt Crane, wie das intensive Naturerlebnis die Sinne auch für das zwischenmenschliche Miteinander schärfen kann.



Ben Crane ist Fotograf, Filmemacher und leidenschaftlicher Falkner. Er ist Vater eines achtjährigen Sohnes und lebt mit seinen zwei Hunden und Habicht 'CC' (Chief Catcher) in der englischen Provinz.

Textauszug

1 Die Straße nach Pakistan

Bells sind klein, aber bei einem Beizvogel von großer Bedeutung. Ein guter Beizvogel tötet auf ungeheure Entfernungen und kröpft in der Deckung, lautlos, perfekt getarnt und beinahe unsichtbar. Stößt der Falkner schließlich dazu, ist das hohe Klingeln der Bell oft der letzte Rettungsanker, der das Wiederauffinden vom Verlust des Vogels trennt.

Früher, viel früher, haben die Falkner ihre gesamte Ausrüstung selbst angefertigt. Handschuhe, Falknertaschen, Federspiel, Drahlen, Aufblockmöglichkeiten, Hauben und natürlich die Bells - alles maßgeschneidert, alles einzigartig, alles auf die Bedürfnisse des jeweiligen Vogels abgestimmt. Mittlerweile sind insbesondere die Bells maschinell hergestellte Massenprodukte, und die Bequemlichkeit hat der Individualität handgefertigter Bells den Garaus gemacht. Doch auch heute noch genießt das eigene Anfertigen von Ausrüstungsgegenständen unter Falknern ein hohes Ansehen, vor allem wenn es sich um eine verlorene Kunst handelt. Natürlich wollte auch ich unbedingt herausfinden, wie man Bells selbst anfertigt, und bestellte rasch alle Einzelteile, ohne wirklich zu wissen, wie man sie zusammenfügt.

Über eine Woche lang arbeitete ich fieberhaft. Ich folgte meiner Intuition und lernte aus Fehlern. Ich überzog das Haus mit einer feinen Staubschicht aus Metall, rasierklingenscharfe Metallspäne verfingen sich im Fußboden und schnitten mir die Füße auf. Ich brannte Löcher in den Teppich. Ich war viel zu konzentriert und hektisch bei der Arbeit, als dass ich mir um meine Sicherheit Gedanken gemacht hätte, und so flogen Metallstückchen von der Dremel auf und wirbelten wie Sterne durch die Luft; sie frästen sich in meine Stirn, die am Ende ein Tattoo dunkler Punkte unter einem rotblutigen Ausschlag zierte. Einige der Bells waren wunderschön und funktionierten, andere fielen fast augenblicklich wieder auseinander. Um sie weiterzuentwickeln und beständigere Erfolge zu erzielen, lieh ich mir in der Bibliothek Bücher aus und suchte Hilfe in den sozialen Netzwerken.

Die arabischen und muslimischen Nationen weisen eine lange und enge Verbindung zur Falknerei auf. Dort durchziehen Greifvögel das gesamte Leben, sie dringen bis ins Herzstück des Lebens vor. Lange bevor man im Westen um das Potenzial von Habichtartigen und Falken für die Jagd wusste, perfektionierte die muslimische Welt die Praxis bereits und erhob sie in den Stand der Wissenschaft. Über Handelswege gelangte sie schließlich auch nach Europa, der Prophet Mohammed selbst soll ein eifriger Falkner gewesen sein. Deshalb überrascht es nicht, dass die ältesten Stile und die traditionellsten Beizvogelbells noch heute im Osten angefertigt werden.

Nachdem ich Falknereiforen durchstöbert hatte, fand ich Bilder von höchst kunstvoll verzierten und juwelenbesetzten Bells, deren Gestaltung unglaublich detailliert und atemberaubend schön war. Der Herr, der sie zum Verkauf anbot, war ein Falkner aus Pakistan und hieß Salman Ali. Ich schrieb ihm eine Mail. Im Laufe des nachfolgenden Mailwechsels fragte ich ihn, ob ich kommen und mir ansehen dürfe, wie die Bells gemacht wurden. Er war einverstanden, und so hob ich 2007 mein gesamtes Geld vom Konto ab und buchte einen Flug. Ich folgte schlicht einem Impuls.

Ich schätzte, die Reise im Land selbst würde etwa zwei bis drei Tage dauern. Ich wollte in einem Hotel übernachten und nach einer Woche wieder zu Hause sein. Da Karatschi nicht ganz ungefährlich ist, schlug Salman mir stattdessen vor, während meines Aufenthalts bei ihm zu wohnen, länger in Pakistan zu bleiben und in den entlegeneren Regionen des Sindh, einer der vier pakistanischen Provinzen, Habichte zu fliegen. Anschließend wollte er mit mir nach Lahore reisen, wo wir uns mit dem Bellmacher treffen würden. Mir war nicht wirklich klar, welche Folgen dieses großzügige Angebot haben sollte. Jedenfalls schenkte ich einem völlig Fremden mein Vertrauen und legte mein Wohlergehen tre

Beschreibung für Leser

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