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Marilyn Yalom

Das Herz

Eine besondere Geschichte der Liebe

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Produktdetails

Verlag
btb Verlag
Basic Books
Erschienen
2019
Sprache
Deutsch
Seiten
320
Infos
320 Seiten
Mit durchgehenden s/w-Zeichnungen (35)
ISBN
978-3-641-23659-5

Kurztext / Annotation

»Ein charmanter und äußerst ungewöhnlicher Blick auf das Herz und seine Bedeutung für unsere Kultur.« Erstmals auf Deutsch
Das Herz begegnet uns überall: ob als Schmuckstück oder auf dem Grabstein, als Emoji oder auf dem Cappuccinoschaum. Marilyn Yalom, Spezialistin für Gender Studies und erfolgreiche Sachbuchautorin, wirft einen ebenso fundierten wie spannenden Blick auf den weltweiten Siegeszug des Symbols für die Liebe schlechthin. Von den Anfängen des Christentums zu mittelalterlicher Minne, von Shakespeares Dramen zur Popkultur unserer Tage. Das Herz steht für die Liebe in allen Facetten: ob weltlich oder geistig, erotisch oder keusch. Eine wunderbare Tour de Force durch die Kulturgeschichte des Herzens.

Marilyn Yalom (1932-2019) war Mitbegründerin und Senior Scholar am Clayman Institute for Gender Research an der Stanford University. Sie hat zahlreiche Sachbücher veröffentlicht. Über 65 Jahre war sie mit dem Buchautor und Psychoanalytiker Irvin D. Yalom verheiratet.

Theresa Donovan Brown ist preisgekrönte Autorin von sowohl Sachbüchern als auch Belletristik zum Thema Freundinnen. Sie hat Creative Writing an der Stanford University studiert und einen MBA von der Haas School of Business der Berkeley University.

Textauszug

Kapitel 1

Das Liebesherz in der Antike

Ehe Abbildungen vom Liebesherzen entstanden, bestand schon längst die Tradition einer schriftlichen und mündlichen Beziehung zwischen Herz und Liebe. Bereits im antiken Griechenland setzten die Dichter das Herz mit der Liebe in sprachlichen Begriffen gleich, die dann erst fast zweitausend Jahre später ihr visuelles Äquivalent finden sollten. Unter den frühesten uns bekannten griechischen Beispielen klagte die Dichterin Sappho über ihr eigenes »verrücktes Herz«, das die Liebe erschüttert hatte. Sappho lebte im siebten Jahrhundert v. Chr. auf der Insel Lesbos im Kreise von Schülerinnen, für die sie leidenschaftliche Gedichte schrieb, die heute nur in Fragmenten überliefert sind, wie etwa das folgende:

Eros erschüttert mein Herz

Wie Sturm, der auf dem Berg in Eichen fällt.5

Sapphos Herz war niemals ruhig. Es wurde ständig gegen ihren Willen von Aphrodite, der Göttin der Liebe, in Erregung versetzt. Sie rang mit Aphrodite: »Lasse dem Gram mein Herz nicht, Göttin, erliegen!«6 Doch im Alter beklagte Sappho ihr »schweres Herz«, das nicht mehr empfänglich war für die Euphorie, die eine jugendliche Liebe entfacht.

Sapphos Stimme hallt durch die Jahrhunderte, in denen Generationen von Männern und Frauen die Liebe als eine Art göttlichen Wahnsinn erlebten, der ihre Herzen befällt. Etwa sechshundert Jahre nach Sappho diagnostizierte der griechische Biograph Plutarch diese Krankheit bei dem Seleukidenkönig Antiochos I. Als dieser sich in seine Stiefmutter Stratonike verliebte, zeigten sich bei ihm »alle bekannten Symptome der Sappho - seine Stimme zitterte, sein Gesicht errötete, seine Augen blickten erstarrt, plötzlicher Schweiß brach aus, und seine Herzschläge waren unregelmäßig und heftig«.7 Die Liebe wurde als körperliche Erfahrung verstanden, die primär im Herzen wohnte und den ganzen Körper überfiel. Oft wurde sie als ein schmerzliches Leiden dargestellt, das den Sterblichen durch launische Götter zugefügt wurde.

Die Geschichte von Jason und Medea, die Apollonios von Rhodos um 250 v. Chr. in seiner Fahrt der Argonauten erzählt, bietet ein gutes Beispiel dafür, wie die griechischen Götter den Menschen die Liebe aufbürdeten. Im Auftrag der Göttinnen Hera und Athene bewegte Aphrodite ihren kleinen Sohn Eros dazu, dafür zu sorgen, dass Medea sich in Jason verliebte, damit er das Goldene Vlies erobern konnte.

... klein zusammengekauert, legte er (Eros) die Kerben mitten auf die Sehne, spannte sie mit beiden Händen und schoss genau auf Medeia. ...
Das Geschoss aber brannte, einer Flamme gleich, in der Jungfrau, unter ihrem Herzen.
8

Eros mit Pfeil und Bogen war keineswegs die freundliche Gestalt, zu der er dann später in der niedlichen Amorfigur wurde. Hier ist er ganz eindeutig eine gefährliche, unmenschliche Kraft, die einer unschuldigen Jungfrau sexuelle Begierden aufzwingt und ihr Herz mit heftiger Leidenschaft erfüllt, die sich am Ende als zerstörerisch erweist.

Die griechischen Philosophen der Antike waren sich mehr oder weniger einig, dass das Herz irgendwie mit unseren stärksten Gefühlen, einschließlich der Liebe, in Verbindung steht. Platon plädierte dafür, dass in der Brust nicht nur primär Platz für die Liebeserfahrung sei, sondern dass auch Angst, Wut und Schmerz dort zu verorten seien. In seinem Timaios erläutert er, wie das Herz das ganze Gefühlsleben des Menschen beherrscht.9

Aristoteles maß dem Herzen eine noch wichtigere Rolle zu, ja die Vorherrschaft über alles menschliche Erleben. Es war nicht nur die Quelle von Lust und Schmerz, es war auch der Mittelpunkt der unsterblichen Seele oder der Psyche. Wie Aristoteles und dann der griechische Arzt Galenos (ca. 130-200) sich von Platon distanzierten, sollte von späteren Philosophen

Beschreibung für Leser

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