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Erziehung prägt GesinnungOverlay E-Book Reader
Herbert Renz-Polster

Erziehung prägt Gesinnung

Wie der weltweite Rechtsruck entstehen konnte - und wie wir ihn aufhalten können

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Produktdetails

Verlag
Kösel-Verlag
Erschienen
2019
Sprache
Deutsch
Seiten
320
Infos
320 Seiten
ISBN
978-3-641-23689-2

Kurztext / Annotation

Erziehung ist keine Privatsache
»Wer den autoritären Populismus verstehen will, muss dorthin schauen, wo aus kleinen Menschen große Menschen werden - auf die Kindheit.«

Herbert Renz-Polster

Überall in der westlichen Welt macht sich der Rechtspopulismus breit. Die Gaulands, Le Pens und Wilders' blasen zum Angriff auf den Kern der Demokratie. Wie konnte diese neue, fanatische Kälte nur entstehen?

Deutschlands bekanntester Kinderarzt und Familienexperte macht sich auf eine kluge Spurensuche. Er wird fündig: in den Kinderzimmern. In jedem, der nach Abgrenzung, Härte und neuen Autoritäten schreit, entlarvt Herbert Renz-Polster ein verunsichertes, in seinem Drang nach menschlicher Anerkennung allein gelassenes Kind. Ein bestimmter autoritärer Erziehungsstil geht in allen Kulturen einher mit Anfälligkeit für populistische Botschaften.

Zwingend zeigt dieses Buch: Wer rechte Tendenzen verstehen und verhindern will, der muss eben doch auf die unglückliche Kindheit schauen. Hier liegt unsere gesellschaftliche Verantwortung - das Familienklima von heute wird das politische Klima von morgen sein. Erziehung ist kein Privatvergnügen!

Eine überzeugende gesellschaftliche Analyse, bei der das leise Frösteln nicht ausbleibt.

Dr. med. Herbert Renz-Polster ist Kinderarzt und Wissenschaftler. Er gilt als eine der profiliertesten Stimmen in Fragen der kindlichen Entwicklung. Seine Werke »Menschenkinder«, »Kinder verstehen« und »Wie Kinder heute wachsen« sind Bestseller und haben die Erziehungsdebatte in Deutschland nachhaltig beeinflusst. Er ist Vater von vier erwachsenen Kindern, Großvater von drei Enkelkindern und lebt in der Nähe von Ravensburg.

Textauszug

2 JE HÄRTER DIE KINDHEIT, DESTO HÄRTER DIE POLITIK
Landkarten der kindlichen Not

Ich habe Freunde, die ihr Unternehmen verlassen, um mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, da kann ich nur sagen: Moment mal! Meine Kinder würden mich nicht noch mehr lieben, auch wenn ich fünfzehn Mal mehr Zeit mit ihnen verbringen würde.30

Donald Trump

Nachdem wir uns den autoritären Motor des Rechtspopulismus angesehen haben, müssen wir uns fragen: Wie kommt er unter die Motorhaube? Wie entstehen autoritäre Haltungen und Gesinnungen? Denn wenn das erste Kapitel eines gezeigt hat, dann das: Wenn man die äußeren Bedingungen betrachtet, kommt man dem Rechtspopulismus nicht bei. Welche Einflüsse wir auch betrachten - sei es der Bildungsstand, der Ehestand oder der berufliche Status -, sie können nicht ausreichend erklären, warum der eine bei Pegida mitmarschiert, die andere aber gegen Pegida demonstriert. Tatsächlich können Politikwissenschaftler bis heute keinen »typischen« AfD-Wähler beschreiben - es mag die typische Wählerin der Grünen geben, den typischen Anhänger der FDP oder auch der SPD. Aber vom AfD-Anhänger lässt sich eigentlich nur sagen, dass er wahrscheinlich ein Mann ist. Und ab da wird es richtig bunt - da trifft man auf Arbeitslose, Facharbeiter, ehemalige DDR-Bürgerrechtler, Altkommunisten, auf Biobauern, hochwohlgeborenen Adel, die ganze gesellschaftliche Besetzung eben.

Die Suche nach dem Wurzelgrund des Rechtspopulismus beginnen wir am besten, indem wir uns zuerst einige Landkarten anschauen. Diese haben es in sich.

Rätselhafte Landkarten in den USA

Die erste Landkarte, auf die ich eingehen will, bildet die Gewalterfahrungen US-amerikanischer Kinder ab. Und zwar die Gewalterfahrungen, welche die Kinder im Rahmen ihrer Erziehung machen. Wer hier stutzt, sei daran erinnert, dass in den USA die körperliche Züchtigung von Kindern Teil des normalen erzieherischen Betriebs ist, sie ist nur in einem einzigen Bundesstaat verboten (nämlich in Minnesota, wobei auch da die Auslegung des Gesetzestextes umstritten ist). Die US-amerikanischen Erwachsenen (die Kinder wurden nicht gefragt) finden das auch mehrheitlich in Ordnung: Bis heute stimmen in repräsentativen Umfragen mehr als siebzig Prozent der amerikanischen Bevölkerung folgender Aussage zu: »Manchmal ist es nötig, ein Kind mit ein paar guten, harten Schlägen zu disziplinieren.«31 Kein geringerer als Trumps ehemaliger Berater Stephen Bannon, der nach seinem Abgang aus dem Weißen Haus angekündigt hat, den Präsidenten weiterhin zu unterstützen, hält Prügelstrafen für die beste Methode, um Kinder mit psychischen Problemen zu behandeln. Man sollte solchen Kindern einfach öfter den Hintern versohlen: »I've got a cure for mental health issue[s]. Spank your children more.«32

Dass das nicht nur ein theoretisches Bekenntnis ist, zeigen die Daten. Werden drei- bis elfjährige US-amerikanische Kinder zu ihren Erfahrungen mit Strafen befragt, so geben drei Viertel von ihnen an, dass sie von ihren Eltern geschlagen wurden. Ein Drittel berichtet, dass die Eltern dabei einen Gegenstand verwendet hätten.33

Die Gewalt macht dabei auch vor den ganz Kleinen nicht Halt. In einer repräsentativen Umfrage unter US-amerikanischen Eltern von Dreijährigen berichtete die Mehrheit der Mütter, ihr Kind mindestens einmal in dem Monat vor dem Interview geschlagen zu haben.34 Diese Statistiken bedeuten nicht, um einem möglichen Missverständnis gleich zuvorzukommen, dass in den USA nicht auch wunderbare Kindheiten möglich sind - sie sind es. Diese Zahlen belegen nur eines: dass viele Kinder in den USA häufig, intensiv und system

Beschreibung für Leser

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