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Heiner Koch

Zu Gott ums Eck

Wie Kirche zu den Menschen kommt

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Produktdetails

Verlag
Gütersloher Verlagshaus
Erschienen
2019
Sprache
Deutsch
Seiten
192
Infos
192 Seiten
ISBN
978-3-641-24078-3

Kurztext / Annotation

Das Christentum ist keine Philosophie, keine weltanschauliche Doktrin. Es bezeichnet eine im Glauben wurzelnde Beziehung zu Gott, die eine neue Qualität in der Beziehung zu mir selbst und zu meinen Mitmenschen möglich macht. In zwölf Kapiteln greift Heiner Koch Erfahrungen von und mit Menschen auf, die ihm in seiner Stadt begegnet sind. Er erzählt seine Geschichten und Erfahrungen so, dass der Mehrwert des christlichen Glaubens in einer unübersichtlichen, von Religionslosigkeit wie religiöser Pluralität geprägten Zeit deutlich wird. Ein überzeugendes und überraschend lebensnahes Glaubensbuch.



Heiner Koch, Dr. theol., geboren 1954, war viele Jahre in der Seelsorge und als Studentenpfarrer tätig, danach als Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat Köln. Ab Mai 2006 war er Weihbischof in Köln, ab Januar 2013 Bischof des Bistums Dresden-Meißen. 2015 wurde er zum Erzbischof von Berlin ernannt.

Textauszug

KAP ITEL 1:

WAS IST EIGENTLICH NORMAL?

Warum man Gott im Osten anders begegnet

»Das ist doch nicht normal!« In diesem Satz, der mehr Vorwurf als Feststellung ist, schwingt gemeinhin emotionale Empörung mit. Irgendetwas, irgendwer verstößt da gerade ganz massiv gegen unser Weltbild, unsere Verhaltensvorstellungen. Im Rheinland sagt man auch gern mal: »Normal is dat nich.« In dieser Formulierung freilich schwingt schon mehr Gelassenheit gegenüber dem Andersartigen mit. Es ist mehr ein Wort gewordenes Kopfschütteln als eine emotionale Empörung. Vielleicht auch die unbewusste Erkenntnis: Was ist schon normal?

Ist es normal zu glauben? In einigen Regionen Deutschlands ist es so normal, dass man schon die Frage danach als »unnormal« empfinden würde. Aber diese Landkarte verändert sich zunehmend, das ist ebenfalls »normal«. Auch im stärker kirchlich geprägten Westdeutschland nimmt die »Glaubens-Normalität« ab. Insgesamt gehören rund 23,3 Millionen Deutsche der katholischen Kirche an. Vermutlich empfindet der Großteil der Gläubigen - in Westdeutschland - diese Zugehörigkeit als normal. Aber spätestens bei der Frage nach der Glaubenspraxis kommt man auch dort mit »normal« nicht mehr sehr weit: Früher war es normal, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen. Heute ist das - trotz weiterhin bestehender Sonntagspflicht für Katholiken - nicht mehr normal. Laut Statistik der Deutschen Bischofskonferenz liegt der Gottesdienstbesuch im Durchschnitt bei knapp 10 Prozent. Interessanterweise sind die Bistümer Görlitz (rund 19 Prozent) und Erfurt (knapp 17 Prozent) mit Abstand Spitzenreiter! Auch die anderen ostdeutschen Bistümer - mit Ausnahme von Berlin (gut 10 Prozent) - liegen deutlich über dem Durchschnitt. Salopp könnte man sagen: In Ostdeutschland ist es nicht normal, katholisch zu sein, aber als Katholik normaler, in die Kirche zu gehen.

Ich selber stamme aus dem Rheinland. Dort bin ich groß geworden, die Atmosphäre entlang des Rheins zwischen Düsseldorf und Bonn habe ich aufgesogen, sie hat mich erfüllt und geprägt. Vieles vom rheinischen Leben ist mir selbstverständlich, eben normal geworden. Das Rheinland ist meine Heimat. Jetzt in Berlin merke ich, wie wenig selbstverständlich vieles von dem ist, was ich dort angenommen, mit dem ich gelebt habe und das ich für »normal« gehalten habe. Die Mentalität zum Beispiel: die rheinische Unbefangenheit, mit der Kontakte angeboten und aufgegriffen werden, die unverbindliche Direktheit menschlicher Beziehungen, die Leichtigkeit, mit der man nach dem Motto lebt: »Et hät noch immer jot jejange!« Nicht nur der Karneval ist vielen Menschen in Berlin so fremd, dass sie über die, die da im fernen Westen ihre tollen Tage kriegen, bestenfalls den Kopf schütteln können.

Zur Normalität gehört im Rheinland auch das Leben im christlichen Milieu. Selbstverständlich sind die vielen kirchlichen Krankenhäuser, die unzähligen Kirchtürme, der Kölner Dom und der liebe Gott in den Karnevalswitzen und -liedern und im Schützenbrauchtum. »Ich gehe regelmäßig zur Kirche«, sagte mir einmal ein Schütze einer kirchlichen Bruderschaft: »Jedes Jahr beim Schützenhochamt bin ich dabei.« Er sagte es ganz ohne Augenzwinkern. Für ihn war das das Normale. So normal, dass ihm der seiner Antwort innewohnende Witz gar nicht auffiel.

Dass es irgendwie und irgendwo den »lieben Gott« gibt, ist für den Durchschnitts-Rheinländer sicher. Diese Zuversicht tut ihm ja irgendwie auch gut. Aber alles soll bitte »rheinisch-katholisch« bleiben, nicht zu konsequent und nicht zu verbindlich: »Der liebe Gott ist nicht so«, sagt der rheinische Katholik über einen seiner Vorstellung nach eher sehr großzügigen, also typisch rheinländischen Gott. Der Rheinländer als Atheist? Eine solche Lebensentscheidung konsequent durchzuhalten, das wäre vielen dann vielleicht doch zu lebensfern und zu anstrengend, zumal in einem

Beschreibung für Leser

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