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Mit den Bäumen wachsen wir in den HimmelOverlay E-Book Reader
Clemens G. Arvay

Mit den Bäumen wachsen wir in den Himmel

Autistische Kinder mit der Heilkraft des Waldes fördern

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Produktdetails

Verlag
Goldmann Verlag
Erschienen
2019
Sprache
Deutsch
Seiten
208
Infos
208 Seiten
mit 8-seitigem Farbbildteil
ISBN
978-3-641-24385-2

Kurztext / Annotation

Naturkontakt hilft uns auf die Sprünge, frei von Zwang und Anspruch
Die Wirkung des Waldes auf die Gesundheit des Menschen erforscht der Biologe Clemens G. Arvay seit Jahren mit Neugier und Methode. In diesem Buch verknüpft der Vater eines autistischen Jungen wissenschaftliche Erkenntnisse zur Heilkraft der Natur mit ganz praktischen Tipps zur Förderung der Entwicklung insbesondere autistischer Kinder. Wald und Fluss bieten den idealen Raum für spielerischen Kontakt zur Außenwelt. Wie die Waldtherapie die kindliche Wahrnehmung durch gezielte Sinnesreize in der Natur stimuliert, fokussiert und trainiert, beschreibt Clemens Arvay anhand zahlreicher Beispiele. Der natürliche Weg zu persönlichem Wachstum und einem besseren Verständnis des Phänomens »Autismus«.

Clemens G. Arvay war Diplom-Ingenieur, Biologe und Sachbuchautor. Er studierte Landschaftsökologie und Pflanzenwissenschaften in Wien und Graz. Arvay beschäftigte sich mit der Beziehung zwischen Mensch und Natur, wobei er die gesundheitsfördernden Effekte des Kontakts mit Pflanzen, Tieren und Landschaften in den Mittelpunkt rückte. Ökologisch produzierte Lebensmittel sowie die Kritik an der Wirtschaftsweise großer Lebensmittelkonzerne stellten einen zweiten Themenkomplex des Autors dar.

Textauszug

Kapitel 2:
Mit den Bäumen wachsen wir in den Himmel

Du nimmst mich wortlos an der Hand,
wenn dich das Wasser heimlich ruft,
führst mich still ins Auenland,
wo unsre große Weide fußt.

Was Baumstämme mit unserem Nervensystem zu tun haben

Jonny und ich verbringen viel Zeit im Auwald. »Unser« Fluss windet sich wie eine mächtige Schlange durch sein grünes Tal. Wenn die Sonnenstrahlen das kristallklare Wasser durchdringen, leuchten die von Mikroalgen besetzten Steine am Grund smaragdgrün. Das Tal ist ausgedehnt und flach, sodass die Fließgeschwindigkeit des Wassers gering bleibt. An vielen Stellen hat sich der Fluss in mehrere Arme aufgeteilt, zwischen denen sich steinige Inseln gebildet haben, die ihre Lage von Jahr zu Jahr verändern. In den Flussbiegungen hat das Wasser breite Schotterstrände aufgeschüttet. Wie in den Tropen die Palmen säumen bei uns Weiden, Pappeln, Eichen und Hainbuchen den Strand. Der Wald reicht bis ans Ufer heran und streckt sein Geäst über das Wasser. Von Frühjahr bis Herbst sind die Schotterbänke eine Art »zweites Wohnzimmer« für Jonny und mich. An warmen, sonnigen Tagen verbringen wir dort oft den ganzen Tag unter dem blauen Himmel. Im Winter kommen wir ebenfalls an den Fluss, bleiben aber dann nur kurz. Es erfüllt mich immer mit Freude, zu sehen, wie das Wasser, die Steine, die Sonne und der rundherum präsente Wald Jonnys Gesicht so sehr verzaubern, dass ich darin trotz seiner konsequenten Schweigsamkeit und Zurückgezogenheit das große Glück ablesen kann, das die Natur in ihm entstehen lässt. Doch der Fluss und sein Tal sind nicht nur bezaubernd schön, sondern haben auch einen großen therapeutischen Wert für Jonny - und im Übrigen auch für mich.

Wahrnehmungstraining in der Natur

Autismus ist immer mit einer Wahrnehmungsproblematik verbunden, bei der das Gehirn seiner »Türwächter-Funktion« nicht ausreichend nachkommt.17 Es gelangt zu viel herein, was besser draußen bleiben sollte. Zur Veranschaulichung dieses Problems eignet sich der bekannte Party-Vergleich: Wenn wir uns in einer geselligen Menschenmenge befinden, verschwimmen die Stimmen rund um uns zu einem Klangteppich und rücken in den Hintergrund. Gleichzeitig gelingt es uns im Normalfall, uns auf einen Gesprächspartner zu konzentrieren und diesem zuzuhören. Die Stimme des Gesprächspartners tritt in den Vordergrund und wird verstärkt. Wir können bestimmte akustische Signale also »hereinzoomen«, ähnlich wie unser Sehsinn es uns ermöglicht, auf ein Objekt zu fokussieren und den Rest verschwimmen zu lassen. Diese Differenzierung zwischen Vordergrund und Hintergrund funktioniert bei Menschen mit Autismus nicht reibungslos.18 Das Ergebnis ist eine unzureichend gefilterte, »erdrückende« Wahrnehmung - eine Art neuronales Rauschen. Wir können uns das auch wie ein Foto vorstellen, auf dem alles scharf ist (oder alles unscharf). Bei solchen Fotos fällt es uns oft schwer, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden. Auf guten Fotos ist das Objekt stets scharf von einem verschwommenen Hintergrund abgehoben. Dadurch entsteht aus den Bildpunkten und Farben eine klar zu erkennende Gestalt. Die unzureichende Vordergrund-Hintergrund-Differenzierung kann daher auch als Störung der Gestaltbildung beschrieben werden.19

Temple Grandin, eine Dozentin für Tierkunde an der University of Colorado, ist eine international renommierte Expertin für die landwirtschaftliche Tierhaltung und außerdem eine der bekanntesten autistischen Autorinnen. Sie beschreibt das Problem mit den nicht funktionierenden Wahrnehmungsfiltern folgendermaßen: »Ich kann auf einem geräuschvollen Flugplatz kein Telefon benutzen. Obwohl meine Hörschärfe normal ist, kann ich am Telefon nichts verstehen, wozu fast alle anderen Leute in der Lage sind. Wenn ich versuche, das Hintergrundgeräusch auszublenden, blende ich auch die Stimme am

Beschreibung für Leser

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