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Andreas Austilat

Auch das geht vorbei!

Das Trostpflaster für den Mann ab 50

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Produktdetails

Verlag
Goldmann Verlag
Erschienen
2020
Sprache
Deutsch
Seiten
288
Infos
288 Seiten
ISBN
978-3-641-24889-5

Kurztext / Annotation

Beim Blick in den Spiegel ist er mit der Frage konfrontiert: Wer ist das mit den grauen Schläfen und den tiefen Falten? Und: War's das jetzt eigentlich? Oder kommt da noch was? Witzig und pointiert wagt sich Andreas Austilat genau dahin, wo es wehtut im Leben des Alterspubertiers. Mitten hinein in Männergruppen, Fallschirmsprünge und Kettensägenkurse, in Paartherapie, Dating-Fiaskos und echte Liebe. Und am Ende ahnt er: Widerstand ist zwecklos. Wer sich einfach mal entspannt, hat gewonnen!

Andreas Austilat, geboren 1957, ist stellvertretender Leiter des Ressorts Sonntag beim Tagesspiegel. Regelmäßig erscheint dort seine beliebte Kolumne 'Meine Frau, ihr Garten und ich'. Er ist verheiratet, hat Sohn und Tochter und lebt in Berlin - wenn er nicht gerade mit dem Wohnwagen unterwegs ist.

Textauszug

1
Der Hahn tropft

»Das Wasser!«, schallte ihre Stimme von unten, der Vorwurf darin war unüberhörbar. »Komme schon«, murmelte ich auf dem Weg zum Bad. Meine Tochter Sophie stand am Fuß der Treppe, ein Handtuch über der Schulter. Fehlte nur noch, dass sie mit dem Fuß aufstampft, wie früher. Aber das machen Sechzehnjährige natürlich nicht. Jedenfalls stimmte irgendetwas mit der Dusche nicht. Wir hatten nur noch die Wahl zwischen ganz kalt oder brutal heiß.

Warum das so war? Ich hatte keine Ahnung. Ob es mit der extremen Hitze draußen zusammenhing? Es war nicht mal halb neun in der Früh, und selbst der Hund sah aus, als schien er zu schwitzen. Eigenartig, dachte ich, Hunde können gar nicht schwitzen. Dann fiel mir wieder ein, dass er vergangenen Sonntag neben dem Grill gestanden hatte und auch nicht weggelaufen war, als ihm das Fett aus den Bratwürsten über den Rand des Grills auf den Schädel tropfte. Immer noch klebten ihm die Kopfhaare in Strähnen zusammen. Was ihn nicht zu stören schien, im Gegenteil, wahrscheinlich mochte er die leichte Bratenfettnote, die selbst nach sechs Tagen wie eine Fahne hinter ihm herwehte. Man sollte den Hund vielleicht mal draußen unter den Rasensprenger stellen. Ging aber nicht, ich hatte nämlich ein Rasensprengverbot ausgesprochen. Wir müssen sparen, weil ich wohl wieder keine Gehaltserhöhung bekommen würde. Eine hohe Wasserrechnung liefe meinen Bemühungen da sehr zuwider.

Der Frühling war in diesem Jahr ausgefallen, der Sommer dauerte nun schon eine gefühlte Ewigkeit. Keine Frage, das musste der Klimawandel sein. Wahrscheinlich war der Durchlauferhitzer eines seiner ersten Opfer. Er kannte kein Mittelmaß mehr, keinerlei Dazwischen. Sollte das unser aller Schicksal sein? War der Durchlauferhitzer ein Beispiel dafür, dass auch Maschinen Gefühle entwickeln, sich am Ende der Natur unterwerfen müssen? In Gedanken entwarf ich einen Werbespot für einen Durchlauferhitzerhersteller, das Gerät trieb auf einer Eisscholle, die nicht kleiner wurde, weil der Heißwasserbehälter so gut isoliert war. Werbung ist mein Beruf.

»Das ist nicht schlecht!«, sagte ich laut.

»Papa, wovon sprichst du?« Sophie starrte mich an, während ich immer noch die Klinke der Badezimmertür in der Hand hielt. Erst jetzt schaute ich richtig hin. In ihrem Mundwinkel klebte noch ein wenig Marmelade. Das war wohl nicht der richtige Zeitpunkt, mit ihr über philosophische Fragen zu diskutieren. Sie wollte duschen. Und zwar lauwarm. Du liebe Zeit. Ist es nicht das Vorrecht der Jugend, sich in Extremen auszuprobieren? Lauwarm kann man doch später noch haben. In meinem Alter zum Beispiel. Wenn man nicht mehr so wild ist. »Warum duschst du nicht einfach mal eiskalt?«, sagte ich.

»Manchmal bist du echt komisch«, erwiderte sie, ließ mich stehen und ging in ihr Zimmer.

Natürlich wusste ich das mit der Dusche schon länger. Ich hatte gehofft, das Problem würde sich von alleine erledigen. Aber meine Tochter erwartete von mir, dass ich das jetzt richtete. So wie ich immer alles gerichtet hatte, wie früher zum Beispiel, als Maxi, ihr schwarzes Kaninchen, mit seinen Nagezähnen ihrer Lieblingspuppe den Zeh abgebissen hatte und sie zu mir gekommen war, um mich zu bitten: »Mach das wieder ganz.«

Die Kleine. Das heißt, Sophie war gar nicht mehr klein. Sechzehnjährige sind viel schwieriger zu beeindrucken als Kleinkinder. Sind sie noch kein Jahr alt, reicht es doch, den Lichtschalter an- und auszuknipsen, schon ist man so etwas wie Gott. Ein Mann mit magischen Kräften, Herr über Licht und Dunkelheit. Daran muss ich immer denken, wenn mir Markus von seinem Nachwuchs erzählt, von vollen Windeln und Schreibabys. Und dass er selbstverständlich Erziehungszeit genommen hat, als Noah zur Welt kam. Markus ist mein Kollege und war mit vierundvierzig spät gebärend. Jetzt tat er auf einmal so, als lägen Jahrzehnte zwischen uns. Was für ein Unsinn, ich bin Anfang fünfzig. Außerdem

Beschreibung für Leser

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