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Thomas Quartier

Lebenslieder

Ein Soundtrack für Klosterspiritualität

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Produktdetails

Verlag
Kösel-Verlag
Erschienen
2019
Sprache
Deutsch
Seiten
224
Infos
224 Seiten
ISBN
978-3-641-25030-0

Kurztext / Annotation

'Gleichgewicht zwischen Herz und Stimme'
Musik und Spiritualität gehören zusammen wie Körper und Seele. Beide bringen den Leser näher zum Kern des Lebens, zu Gefühlen und Bildern. Das Urbild des Mönchtums ist auch ein solcher Klangraum und dem künstlerischen Schaffen vielleicht verwandter, als es auf den ersten Blick scheinen mag. In früheren Epochen war es Gang und Gäbe, dass Mönche und Nonnen kulturell Wertvolles im Dialog mit der Welt hervorbrachten. Warum sollte das heute nicht mehr so sein? Thomas Quartier will über seine Gottessuche im Kloster berichten, nachdem er vorher jahrelang als Straßenmusiker sein Geld verdiente und dort den Sinn des Lebens sah. Dies möchte er nicht als spirituellen Ratgeber, sondern als eine Art Experiment, den Soundtrack der Gottessuche in seiner spezifischen Lebensform aufzuspüren: die Psalmen, die Regel Benedikts und Texte und Persönlichkeiten seiner Jugend. Aus der Keimzelle seines Klosters versucht er, eine radikale Lebensform zu erkunden, die die Welt verändert.

Thomas Quartier, geb. 1972, ist Benediktinermönch der Abtei St. Willibrord in Doetinchem (NL). Er doziert Monastische Studien an der Katholischen Universität Leuven (BE) und Liturgie- und Ritualwissenschaft an der Radboud Universität Nijmegen (NL). Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Titus Brandsma Instituts in Nijmegen und Gastprofessor an der Benediktinischen Universität Sant Anselmo in Rom.

Textauszug

Intro: »Mit Harfe und Leier«

Das Buch der Psalmen, Liederbuch der Bibel, endet mit einer beeindruckenden Liste von Musikinstrumenten, mit denen man Gottes Lob singen kann. Der Mensch legt sein gesamtes musikalisches Gefühl und Können in jenes eine Lied, das er für Gott singt, das zu seinem Lebenslied wird. Mich fasziniert am Mönchtum vor allem, dass der Klang jenes Lebensliedes alles durchdringt. Mönche singen in allen Lebenslagen mit allen Registern ihrer Person für Gott. Sie nehmen den Aufruf des Psalmisten wörtlich:

Lobt ihn mit dem Schall des Widderhorns,

lobt ihn mit Harfe und Leier!

Lobt ihn mit Trommel und Reigentanz,

lobt ihn mit Saiten und Flöte!

Lobt ihn mit tönenden Zimbeln,

lobt ihn mit schallenden Zimbeln! (Ps 150,2-5).

An den Liedern meiner Kindheit war von dieser Art von Mönch in mir noch nichts zu merken. Oder doch? Jedenfalls war ich mir dessen nicht bewusst. Das erste Musikinstrument, das ich spielte, war die allseits bekannte, handelsübliche Mundharmonika. Sie kommt nicht in der Auflistung im Psalm vor und ist auch nicht gerade das, was man später im Kloster erwarten würde. Auch wenn man das Lob Gottes in allen Tönen singen kann, so kann ich beim besten Willen nicht sagen, meine kindlichen Bemühungen als solches erfahren zu haben.

Schon früh bekam ich eine Spielzeugharmonika von meiner Großmutter geschenkt. Ich spielte bekannte Kinderlieder, mehr schlecht als recht. Aber immer mit großer Leidenschaft und Inbrunst, wie meine Mutter mir glaubhaft versichert. Auch wenn ihr der Geräuschpegel sicher manchmal auf die Nerven gegangen ist, was sie heute nicht mehr zugeben will. Später wurde die Mundharmonika für mich zum Melodieträger meiner musikalischen Pubertät. Ich spielte sie auf einem Ständer um meinen Nacken, dazu Westerngitarre. Dazwischen sang ich alle möglichen Lieder: Protestsongs, Arbeiterlieder, Volkslieder.

Allesamt waren sie Versuche, meinem Verlangen nach einer besseren Welt, einem sinnvollen Leben und ein klein wenig Erfüllung Ausdruck zu verleihen. Genauer wusste ich zu jener Zeit noch nicht, wonach es mich eigentlich verlangte. Es war noch nicht mehr als ein Vorspiel. Aber der Klang meiner Mundharmonika wurde im Laufe der Jahre immer leidenschaftlicher. Die geselligen Kinderweisen spielte ich schon lange nicht mehr. Der Blues weckte in mir Sehnsucht, keine Gemütlichkeit. Meine Lieder erwachten zum Leben.

Bluesharp

In dieser Phase hat das Spiel auf dem Blasinstrument eine wichtige musikalische Vorliebe in mir hervorgerufen: Ich begeisterte mich für Singersongwriter und alles, was in den Bereichen Pop und Rock irgendwie damit zusammenhing. Ich bewunderte Liedermacher im In- und Ausland, die den wehmütigen und zugleich verheißungsvollen Klang der Mundharmonika in ihr Werk integrierten. Um mich dabei von jeglicher Volkstümelei abzusetzen, sprach ich inzwischen von einer »Bluesharp«. Das klang doch schon viel mehr nach großer weiter Welt, nach Fernweh, Freiheit und Kreativität. Ich war Autodidakt und verbrachte Stunden blasend und saugend auf meinem Zimmer, krampfhaft ein »Bending« versuchend. Für die Nicht-Kenner: es handelt sich dabei um eine Technik, wie man einen Ton »biegen« kann, das heißt bluesig ein wenig höher oder tiefer spielt. Das gab dem Ganzen einen gewissen Touch, den unverwechselbaren Klang, wie man ihn von Cowboys und Landstreichern kannte.

Der Singersongwriter-Sound, den ich in jener Zeit hörte, war spontan und »basic«. Es ging weniger um filigrane Harmoniegefüge, als vielmehr um die Idee, die Story, das Gefühl. In einem Buch zum Erlernen des Blues las ich: »Früher oder später wirst du an einen Punkt kommen, an dem du zwar improvisiert spielen kannst, dir aber eine gewisse persönliche Note in deinem Spiel fehlt. Diese stellt sich dann ein, wenn manchmal etwas Unerwartetes passiert, und vor allem, wenn man für einen kurzen Moment von der Bluesskala abweich

Beschreibung für Leser

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