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Hat keine Flügel, kann aber fliegenOverlay E-Book Reader
Amili Targownik

Hat keine Flügel, kann aber fliegen

Meine Geschichte

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Produktdetails

Verlag
Penguin Verlag
Erschienen
2020
Sprache
Deutsch
Seiten
224
Infos
224 Seiten
ISBN
978-3-641-25157-4

Kurztext / Annotation

Behindert, na und? Eine wahre Geschichte über das, was möglich ist, wenn man sich nicht unterkriegen lässt
»Als Kind glaubte ich, dass alle Menschen behindert geboren werden. Dass ich zu meinem 18. Geburtstag die Lizenz zum Gehen bekommen und normal erwachsen werden würde.« Amili kam mit zerebraler Kinderlähmung zur Welt und sitzt seit ihrer Geburt im Rollstuhl. Als ihre kleine Schwester zu laufen beginnt, hört sie auf zu sprechen. Eineinhalb Jahre lang schweigt sie. Erfindet sich ihre eigene Welt, fiktive Freunde, flüchtet sich ins Träumen. In der deutschen Schule traut man ihr nichts zu. Doch sie hat einen starken Willen. Von der Förderschule wechselt sie auf eine amerikanische Highschool. Und schließlich an die Uni. Ihre Botschaft lautet: Alles ist möglich, man darf nur nicht aufgeben. Hier erzählt sie ihre Geschichte, berührend, poetisch und mit Humor.

Amili Targownik, geboren 1995 in Tel Aviv, kam mit einer Hirnschädigung (Zerebralparese) auf die Welt. Ihre Kindheit verbrachte sie in Deutschland, mit vielen Therapien und Schulschwierigkeiten. In der 10. Klasse wechselte sie an eine Schule in den USA, wo sie ihr Abitur machte und begann, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Heute studiert Amili Sozialwissenschaften in Tel Aviv. Sie spricht vier Sprachen und lebt in Israel und München.

Textauszug

Leben

Ich versuchte mich umzudrehen, doch ich hatte keine Kraft mehr. Ich war zu schwach. Seit Tagen hatte ich nichts mehr gegessen. Ich musste hier raus, ganz egal wie, war mir sicher, dass ich es keine Sekunde länger hier drinnen aushalten würde. Es war unglaublich heiß, wie in einem Backofen. Ich bekam keine Luft. Es war dunkel und eng. Ich konnte mich kaum noch bewegen.

»Mama, hol mich hier raus«, flehte ich. Aber sie reagierte nicht. Sie stand am Herd und war gerade dabei, getrocknete Bohnen in einen Topf zu schütten. Als das Wasser kochte, goss sie es in die Spüle und füllte frisches nach, »um Blähungen zu vermeiden«, wie sie immer sagte. Dann gab sie das Fleisch mitsamt den Knochen hinzu, außerdem einen halben Kohl, den Saft einer halben Zitrone, drei Knoblauchzehen, einen Teelöffel Salz, drei Lorbeerblätter und eine Prise Pfeffer. Die geheime Zutat aber war Zeit; dreieinhalb Stunden, in denen der Eintopf langsam vor sich hin köchelte. Dabei verströmte er einen köstlichen Geruch, der mich nur noch hungriger machte und mich an die gähnende Leere in meinem Magen erinnerte.

»Mama, bitte!«, versuchte ich es ein zweites Mal. »Ich habe Hunger, ich bin müde, ich kriege keine Luft. Ich kann mich nicht bewegen. MAMA, ICH ERSTICKE!«

Doch sie bekam meine Hilferufe gar nicht mit. Während der Bohneneintopf auf dem Herd blubberte, dachte sie an ihre Kindheit, als ihre eigene Mutter genau wie sie in der Küche gestanden und das gleiche Gericht zubereitet hatte. Sie dachte an den lauen Wind São Paulos, an die Sonne, die warm durch das offene Fenster hereinschien.

Dann setzte sie sich auf das Sofa im Wohnzimmer und wartete. Im Flur tickte die Uhr, laut und fordernd. In ungefähr einer Stunde würde Papa von der Arbeit nach Hause kommen. Mama war im achten Monat schwanger und konnte zurzeit nicht arbeiten. Selbst die allerkleinste Bewegung kostete sie Unmengen von Kraft. Sie war sehr schlank, wodurch ihr runder Bauch geradezu lächerlich groß aussah. Beim Gehen musste sie sich zurücklehnen, um nicht vornüberzukippen. Die schwere Kugel zog sie wortwörtlich runter. Sie legte die Hand darauf.

»Endlich! Sie hat mich gehört!«, dachte ich und schmiegte meinen Kopf hoffnungsvoll in die Wölbung.

»Seltsam«, murmelte Mama, »das Baby bewegt sich in letzter Zeit immer weniger.«

Natürlich war sie regelmäßig beim Arzt gewesen, doch der hatte ihr jedes Mal versichert, dass alles in bester Ordnung sei. Auch mein Vater behauptete, sie mache sich viel zu viele Sorgen.

»Es ist ganz normal, dass sich Babys nicht so viel bewegen, wie wir das gerne hätten«, wiederholte er ständig. Um sie zu beruhigen, sang er ihr immer wieder dasselbe Lied vor: »Don't worry, be happy!«

Es klang ja ganz schön, aber langsam ging er mir damit echt auf die Nerven.

»Nein, Mama! Das ist überhaupt nicht normal! Du machst dir zu Recht Sorgen!« Ich gab nicht auf. »Hör nicht auf die anderen, nicht mal auf Papa! Hör auf dein Gefühl. Hör auf mich! FAHR ENDLICH INS KRANKENHAUS UND HOL MICH HIER RAUS! SOFORT!«

Als Papa nach Hause kam, war er bester Laune: »Freust du dich schon auf deine Party?«

»Glaubst du wirklich, dass die Feier unter diesen Umständen eine gute Idee ist?« Mama klang leicht verärgert.

»Unter welchen Umständen denn?«

»Ich kann doch nicht einfach meinen Dreißigsten feiern und so tun, als wenn nichts wäre, obwohl sich das Baby seit Tagen kaum bewegt hat!«

In nur drei Tagen war ein großes Fest geplant, zu dem sie all ihre Freunde eingeladen hatten. Für Papa stand fest, dass sie die Party unmöglich so kurzfristig absagen konnten. Das hätte mehr Aufwand bedeutet, als sie einfach durchzuziehen. Er versuchte, Mama zu beruhigen.

»Paula, dem Baby geht es gut. Wie oft muss ich dir noch sag

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