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Gunna Wendt

Liesl Karlstadt

Ein Leben

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Produktdetails

Verlag
btb Verlag
Erschienen
2019
Sprache
Deutsch
Seiten
320
Infos
320 Seiten
ISBN
978-3-641-25193-2

Kurztext / Annotation

Die große Biographie - endlich wieder verfügbar!
Elisabeth Wellano alias Liesl Karlstadt (1892-1960) stammte aus ärmlichen Verhältnissen. Ihr komisches Talent und ihre große schauspielerische Begabung verhalfen ihr bald zu Popularität und gefeierten Auftritten. Hinter dem Glanz des öffentlichen Lebens stand der private Alptraum: Zur schmerzhaften Zurücksetzung hinter ihren allgegenwärtigen Bühnenpartner Karl Valentin gesellte sich die emotionale Abhängigkeit von ihm. Erst Anfang der vierziger Jahre fand sie die Kraft zur Eigenständigkeit und zum künstlerischen Neuanfang. Mit großer Kompetenz und Sensibilität erzählt Gunna Wendt den wechselhaften Lebensweg dieser Ausnahmekünstlerin.

Gunna Wendt studierte Soziologie und Psychologie in Hannover und lebt als freie Autorin in München. Neben ihren Arbeiten für Theater und Rundfunk veröffentlichte sie Kurzgeschichten, Gedichte, Essays und literarische Biografien, unter anderem über Erika Mann und Therese Giehse. Die große Popularität und Strahlkraft des Liedes »Lili Marleen« hat Gunna Wendt schon immer fasziniert, weshalb sie eines Tages entschied, der fiktiven Figur eine Lebensgeschichte zu schenken.

Textauszug

ZWEI

Elisabeth Wellano genannt Liesl Karlstadt

LIESL Karlstadt wurde am 12. Dezember 1892 in der Zieblandstraße in München-Schwabing als Elisabeth Wellano geboren. Ihre Eltern waren der Bäckermeister Ignaz Wellano aus Osterhofen und Agathe Wellano, geb. Edenhofer, aus Regen im Bayerischen Wald.

Liesl Karlstadt hat ihrem Freund Theo Riegler, der eine Zeit lang die Wanderbühne »Rieglers Nudelbrett« betrieb und als Conférencier arbeitete, in den Fünfzigerjahren ihre Lebensgeschichte erzählt. Daraus ist nach ihrem Tod das Liesl-Karlstadt-Buch entstanden. Theo Riegler vergleicht darin ihre Kindheit mit den Märchen der Brüder Grimm, in denen Armut und Anständigkeit immer ein Paar bilden, das irgendwann reichlich belohnt wird.

»Das Leben der Liesl Karlstadt ist die rührende und schmucklose Geschichte eines kleinen Münchner Aschenbrödels - nur fand sie als junges Mädchen von zwanzig Jahren keinen Prinzen, der sie in ein prunkvolles Schloß führte, sondern einen dünnen, kauzigen Komiker, der Karl Valentin hieß.«2

Die junge Elisabeth Wellano

© Monacensia Literaturarchiv, München

Liesl Karlstadt in »Der Bittsteller«

© Monacensia Literaturarchiv, München

Ganz abgesehen von der Frage, ob Karl Valentin wirklich als der die Erlösung bringende Märchenprinz zu betrachten ist, muss hier sofort darauf hingewiesen werden, dass Liesl Karlstadt nicht auf jemanden gewartet hat. Sie hat schon sehr früh ihr Leben selbst in die Hand genommen und eben nicht auf den Mann gehofft, der ihr ein anderes Leben bieten konnte. Das war für die Zeit um die Jahrhundertwende nicht selbstverständlich. Damals war die weibliche Aschenbrödelhaltung üblich. Kein irrationaler Komplex, sondern eine realistische Verhaltensweise, die aus den mangelnden Selbstverwirklichungsmöglichkeiten einer Frau erwuchs. Das, was Colette Dowling achtzig Jahre später ihren Geschlechtsgenossinnen als Cinderellakomplex vorwirft, nämlich eine passive Wartehaltung der aktiven Tat vorzuziehen, konnte damals nicht als Vorwurf benutzt werden.

Das durchschnittliche Frauenleben zu Beginn des Jahrhunderts bot nicht viele Möglichkeiten zu individueller Verwirklichung, und auch die Arbeitsmöglichkeiten zum Zweck des Geldverdienens waren beschränkt auf die Fabrik und den Haushalt, wie Marita Krauss und Florian Beck in ihrem Buch »Leben in München. Von der Jahrhundertwende bis 1933« anhand von Originaltexten belegen.

»Ob als Näherin, Kellnerin, Verkäuferin oder Zugehfrau: Beruflicher Aufstieg und selbständige Arbeit war 1907 nur wenigen der etwa 100 000 arbeitenden Münchnerinnen möglich. Das erstrebte Wunschziel vieler Frauen blieb deshalb eine gute Heirat, die allein finanzielle Unabhängigkeit garantierte.«3

Dienstmädchen war einer der häufigsten weiblichen Berufe. Bis Mitte der Zwanzigerjahre arbeiteten etwa 23 000 Dienstmädchen in München, die ihre Stelle oft wechselten.

»Hatte das Mädchen eine Stelle gefunden, begann der harte Arbeitsalltag; spätestens um sechs Uhr morgens hieß es aufstehen. Im Winter mußten zunächst die Öfen angeheizt werden. Regelmäßig hatte das Mädchen Frühstück, Mittag- und Nachtessen zu bereiten, außerdem gehörten Abspülen, Putzen, Waschen und Bügeln zu ihren Aufgaben. Laut Emy Gordons Bestseller »Die Pflichten eines Dienstmädchens« fiel in Haushalten mit kleinen Kindern auch noch die 'Wartung und Beaufsichtigung derselben' in dessen Aufgabenbereich. Eigentlich stand das Dienstmädchen 24 Stunden am Tage zur Verfügung. Nur am Sonntagnachmittag nicht: Zwischen drei und sieben Uhr, in Ausnahmen bis zehn Uhr, hatte das Mädchen Ausgang.«4

Als Dienstmädchen hat Liesl Karlstadt nie gearbeitet, auf der Bühne allerdings hat sie die Rolle einige Male gespielt, zum Beispiel im »Brillantfeuerwerk«, und dafür viel männliche Anerkennung erfahren, gena

Beschreibung für Leser

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