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Der entfesselte FrankensteinOverlay E-Book Reader
Brian W. Aldiss

Der entfesselte Frankenstein

Roman

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Produktdetails

Verlag
Heyne Verlag
Erschienen
2020
Sprache
Deutsch
ISBN
978-3-641-25655-5

Kurztext / Annotation

Wir schreiben das Jahr 2020. Mit der Erprobung neuer Waffen wurde das Raum-Zeit-Kontinuum zerstört. Sogenannte Zeitrutsche suche die Erde heim, bei denen ganze Stücke der Gegenwart in die Vergangenheit gerissen werden und die Zukunft verschwindet. Eines Tages entdeckt Joseph Bodenland auf dem Gebiet seiner Ranch in Texas unbekanntes Territorium, das nicht aus dem 21. Jahrhundert stammt. Beherzt erkundet er die Gegend - und findet sich am Genfer See im Jahr 1815! Dort trifft er auf Mary Wollstonecraft, die gerade mit Byron und Shelley Urlaub macht und dabei ihren Roman »Frankenstein« schreibt. Doch erst als Bodenland Dr. Frankenstein und dessen Monster begegnet, ahnt er, dass diese Vergangenheit nicht zu seiner Gegenwart gehören kann ...

Brian Wilson Aldiss, OBE, wurde am 18. August 1925 in East Dereham, England, geboren. Nach seiner Ausbildung leistete er ab 1943 seinen Wehrdienst in Indien und Burma, und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs blieb er bis 1947 auf Sumatra, ehe er nach England zurückkehrte, wo er zunächst als Buchhändler arbeitete. Dort begann er mit dem Schreiben von Kurzgeschichten, anfangs noch unter Pseudonym. Seinen Durchbruch hatte er mit »Fahrt ohne Ende«, einem Roman über ein Generationenraumschiff. Zu seinen bekanntesten Werken gehören »Der lange Nachmittag der Erde«, für das er 1962 mit dem Hugo Award ausgezeichnet wurde, und die »Helliconia«-Saga, mit der er den BSFA, den John W. Campbell Memorial Award und den Kurd Laßwitz Preis gewann. Brian Aldiss starb am 19. August 2017 im Alter von 92 Jahren in Oxford.

Textauszug

DREI

 

Brief von Joseph Bodenland an seine Frau Mina:

 

22. August 2020

New Houston

 

Meine liebste Mina,

 

ich wüsste gerne, wo du gestern warst! Die Ranch mit ihrer ganzen Menschenfracht - dieser Kategorie rechne ich auch jene übernatürlichen Wesen, unsere Enkel, zu - verbrachte den gestrigen und einen großen Teil des heutigen Tages in einer umnachteten Gegend, wie ich vermute, im mittelalterlichen Europa. Es war für uns die erste Kostprobe eines größeren Zeitrutsches. (Wie leicht man doch in diesen Schutzjargon verfällt - Zeitrutsch, das klingt nicht schlimmer als Erdrutsch. Aber du weißt, was ich meine - eine Störung in der räumlichen Infrastruktur.)

Jetzt sind wir alle wieder hier in 'Der Gegenwart'. Dieser Ausdruck 'Die Gegenwart' ist mit ständig steigendem Argwohn zu betrachten, je häufiger die Zeitrutsche werden. Aber du wirst verstehen, dass ich das Datum und die Stunde meine, die der Kalender-Chronometer hier in meinem Arbeitszimmer unbeirrt zeigt. Hatten wir Glück, überhaupt zurückzukommen? Hätten wir auch weiter in der Zeit schweben können? Mit am meisten erschreckt es einen bei dieser erschreckenden Geschichte, dass man so wenig darüber weiß. Und dabei kann es in kürzester Zeit - diese Wendung habe ich hingeschrieben, ohne weiter darüber nachzudenken - so weit sein, dass Männer von Intellekt keine Gelegenheit mehr haben werden, ihre Aufzeichnungen miteinander zu vergleichen.

Ich kann nicht logisch denken. Erwarte keinen zusammenhängenden Brief. Es ist ein absoluter Schock. Der nachhaltigste Schock -, abgesehen vom Tod. Vielleicht hast du ihn schon erfahren ... Natürlich bin ich deinetwegen ganz verrückt vor Sorge. Komm sofort nach Hause, Mina! Dann können wir wenigstens gemeinsam bei den Inkas sein oder vor Napoleon fliehen! Die Wirklichkeit fällt auseinander. Eines ist unzweifelhaft - wir hatten die Realität nie so sicher im Griff, wie wir es uns vorstellten. Die einzigen Leute, die gegenwärtig etwas zum Lachen haben, sind die Verrückten von gestern, die Parapsychologen, die Junkies, die E.S.P.-Enthusiasten, die Reinkarnationisten, die SF-Autoren und alle, die nie so ganz an das homogene Dahinströmen der Zeit geglaubt haben.

Entschuldige. Ich will mich an Tatsachen halten.

Die Ranch geriet in einen Zeitrutsch. (Es gibt mehr als einen: der unsere verdient keinen bestimmten Artikel.) Plötzlich waren wir wieder da - wo auch immer.

Außenminister Dean Reede war zu der Zeit bei mir. Ich glaube, ich habe dir im letzten Brief geschrieben, dass er mich besuchen wollte. Natürlich hat ihn der Präsident sicher in der Tasche - er ist Glendales Mann vom Scheitel bis zur Sohle und genauso hart wie Glendale, aber das haben wir ja immer gewusst. Er sagt, sie werden nie mit dem Kampf aufhören; überall in der Geschichte finde man Fälle, an denen man nicht vorbeikomme, wo eine minderwertige Kultur einer höherwertigen unterliegen müsse. Als Beispiel führt er die Vernichtung von Polynesien und die Ausrottung der Amazonasindianer an.

Ich sagte ihm, es gäbe objektiv keine Möglichkeit zu beurteilen, welche Seite minderwertig sei und welche überlegen: die Polynesier schienen das Glück maximiert zu haben, und die Indianer des Amazonasgebiets lebten anscheinend in vollständiger, komplexer Harmonie mit ihrer Umwelt. Beides seien Ziele, die unsere Kultur bisher nicht erreicht hätte.

Darauf nannte Reede mich einen Schwachkopf, einen verräterischen Liberalen (natürlich habe ich unser Gespräch aufgezeichnet, da ich schon vorher wusste, dass es dazu kommen würde.) Er sagte, viele von den gegenwärtigen Schwierigkeiten der Westmächte könne man mir anlasten, weil ich in meiner Tätigkeit als Präsidentenberater einen so sentimentalen Kurs gesteuert hätte. Ich hätte wissen müssen, dass meine kleinen Reformen in den Bereichen Polizeiwesen, Wohnungsbau, Arbeitsbeschaffung und so weiter zum Aufstan

Beschreibung für Leser

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