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Produktdetails

Verlag
Penguin Verlag
Amistad / HarperCollins
Erschienen
2020
Sprache
Deutsch
Seiten
224
Infos
224 Seiten
ISBN
978-3-641-25816-0

Kurztext / Annotation

Die Publikationssensation: Die bisher unveröffentlichte Lebensgeschichte des letzten amerikanischen Sklaven
'Barracoon' ist der einmalige Zeitzeugenbericht des letzten Überlebenden des Sklavenhandels, der 2018 in den USA erstveröffentlicht wurde und dort wegen seiner berührenden, ungeschminkten Erzählung und authentischen Sprache Aufsehen erregte und zum Bestseller wurde. 'Barracoon' erzählt die wahre Geschichte von Oluale Kossola, auch Cudjo Lewis genannt, der 1860 auf dem letzten Sklavenschiff nach Nordamerika verschleppt wurde. Die große afroamerikanische Autorin Zora Neale Hurston befragte 1927 den damals 86-Jährigen über sein Leben: seine Jugend im heutigen Benin, die Gefangennahme und Unterbringung in den sogenannten 'Barracoons', den Baracken, in die zu verkaufende Sklaven eingesperrt wurden, über seine Zeit als Sklave in Alabama, seine Freilassung und seine anschließende Suche nach den eigenen Wurzeln und einer Identität in den rassistisch geprägten USA.

Zora Neale Hurston (1891-1960), ist eine der wichtigsten afroamerikanischen Autorinnen des vergangenen Jahrhunderts. Zu ihren bekanntesten Werken zählt der Roman 'Their Eyes Were Watching God' ('Vor ihren Augen sahen sie Gott'), der 1937 erschien und 2005 von 'Time Magazine' unter die 100 besten englischsprachigen Romane nach dem Ersten Weltkrieg gewählt wurde.

Textauszug

Einleitung zu dieser Ausgabe

von Deborah G. Plant

Am 14. Dezember 1927 bestieg Zora Neale Hurston um 15:40 Uhr an der New Yorker Penn Station den Zug nach Mobile, um mit dem letzten bekannten überlebenden Afrikaner des letzten amerikanischen Sklavenschiffs, der Clotilda, eine Reihe von Interviews zu führen. Er hieß Kossola, wurde aber Cudjo Lewis genannt.1 Fünfeinhalb Jahre lang war er in Plateau-Magazine Point, Alabama, als Sklave gehalten worden, von 1860 bis zu dem Tag, an dem Soldaten der Nordstaaten ihm mitteilten, er sei frei.2 Kossola verbrachte den Rest seines Lebens in Africatown (Plateau). Hurstons Fahrt nach Süden war eine Fortsetzung der Feldforschungen, die sie im selben Jahr begonnen hatte.

Oluale Kossola hatte die Gefangennahme durch dahomeische Krieger, die Barracoons in Ouidah (Whydah) und die Mittelpassage überstanden. Er war versklavt worden, er hatte den Bürgerkrieg und die problematische Wiedereingliederung der Südstaaten in die Union (Reconstrution) durchlebt, und er hatte die Rassentrennung der Jim-Crow-Zeit (siehe Glossar) erduldet. Er hatte eine neue Ära anbrechen sehen, in der es zum Ersten Weltkrieg und zur Weltwirtschaftskrise kam. Die folgenschweren Ereignisse von Kossolas eigener kleiner Welt spielten sich im großen Rahmen des Weltgeschehens ab.

Als Kulturanthropologin, Ethnografin und Volkskundlerin war Zora Neale Hurston an seinen Erfahrungen sehr interessiert. »Ich wüsste gern, wer du bist«, erklärte sie Kossola, »und wie du ein Sklave wurdest und zu welchem Teil von Afrika du gehörst und wie es dir als Sklave erging und wie du als freier Mann zurechtgekommen bist.« Kossola ließ ihre Fragen auf sich einwirken und hob dann ein tränenüberströmtes Gesicht. »Danke, Jesus! Kommt jemand und fragt nach Cudjo! Ich will jemand erzählen, wer ich bin, und eines Tages geht er vielleicht nach Afrikaland und sagt meinen Namen, und jemand da sagt: 'Ja, Kossula, den kenn ich.' «3

Über einen Zeitraum von drei Monaten hinweg besuchte Hurston Kossola. Sie brachte Pfirsiche aus Georgia, Schinken aus Virginia, spätsommerliche Wassermelonen und Insektenpulver mit. Die Geschenke waren ebenso sehr eine Entwicklungshilfe für ihre entstehende Freundschaft wie ein Mittel, um Kossolas Erinnerungen aufzuhelfen. Sein Leben war zum großen Teil »eine Abfolge von Trennungen«.4 Leckerbissen können schmerzlindernd wirken. Kossola vertraute darauf, dass Hurston seine Geschichte erzählen und der Welt mitteilen würde. Andere hatten Kossola interviewt und darüber geschrieben - mit dem Fokus auf ihn oder allgemeiner auf die Gemeinschaft von Überlebenden in Africatown. Aber nur Zora Neale Hurston führte ausgiebige Gespräche, aus denen ein ganzes Buch mit einer umfassenden Schilderung von Kossolas Leben entstand. Als Titel schwebte ihr abwechselnd »Barracoon: The Story of the Last 'Black Cargo' « und »The Life of Kossula« vor. Wie schon bei den anderen Interviews hoffte Kossola, die Geschichte, die er Hurston anvertraute, möge sein Volk erreichen, dem er immer noch nachtrauerte. Der Abbruch aller Verbindungen bereitete ihm einen Kummer, der ihn niemals verließ.

Herkunft

Kossola wurde um 1841 in der Stadt Bante geboren, dem Zentrum der Isha, einer Untergruppe des westafrikanischen Volkes der Yoruba. Er war das zweite Kind von Fondlolu und diese wiederum die zweite der drei Frauen seines Vaters. Seine Mutter nannte ihn Kossola, was bedeutet »meine Früchte gehen nicht mehr verloren« beziehungsweise »meine Kinder sterben nicht mehr«.5 Seine Mutter hatte nach Kossola noch vier Kinder, und in seiner Großfamilie hatte er zwölf weitere Geschwister. Fondlolus Name macht sie als eine Frau kenntlich, die in den Orisha-Dienst (siehe Glossar) eingeweiht worden war. Sein Vater hieß Oluale.6 Obwohl der Vater nicht königlicher Abs

Beschreibung für Leser

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