0 0,00*
Post mortemOverlay E-Book Reader
Michael Jürgs

Post mortem

Was ich nach meinem Tod erlebte und wen ich im Jenseits traf

EPUB sofort downloaden
Downloads sind nur in Italien möglich!


Produktdetails

Verlag
C. Bertelsmann Verlag
Erschienen
2019
Sprache
Deutsch
Seiten
272
Infos
272 Seiten
ISBN
978-3-641-25859-7

Kurztext / Annotation

Ehrlich, offen, ohne Tabus - ein sehr persönliches Zeugnis des bekannten Journalisten und Bestsellerautors
Aus dem Nichts heraus erhält Michael Jürgs die Diagnose: Krebs. Er weiß sofort, dass die Uhr tickt. Als Vollblut-Journalist beginnt er mit einer 'Recherche', die sich mit dem Leben nach dem Tod beschäftigt: Wen trifft man im Jenseits? Und erhält man dort endlich Antworten auf viele ungelöste Fragen? Michael Jürgs beschäftigt sich aber nicht nur mit dem Tod, dem Sterben oder damit, ob es Gott gibt. Ihm geht es vor allem um die großen Themen, die die Menschen berühren.

Im Jenseits trifft er zunächst seine Verwandten, mit denen er seine persönliche Geschichte aufarbeitet. Er begegnet aber auch einer Vielzahl von Menschen, die Unerhörtes, Neues, Unsterbliches hinterlassen haben - Politiker, Künstler, Wissenschaftler, Erfinder und Dichter. Er lässt Willy Brandt eine fulminante Rede gegen die AfD halten oder Regine Hildebrandt gegen Besserwessis wettern; er besucht Gutenberg in seiner Werkstatt, Picasso in seinem Atelier, er trifft Shakespeare bei einer Theaterinszenierung von Gustav Gründgens, spricht mit Theodor Fontane und Bertolt Brecht bei einer Dichterlesung und lauscht einer Ansprache von Karl Lagerfeld auf einer Kirmes.

Sein Buch wird so zu einer autobiographischen Reise durch sein Leben und seine Zeit und ist zugleich eine Kultur- und Bildungsreise durch die abendländische Geschichte.

Michael Jürgs war u.a. Chefredakteur von Stern und Tempo und hat sich als Biograph einen Namen gemacht. Seine Lebensbeschreibungen Der Fall Romy Schneider, Der Fall Axel Springer, Gern hab' ich die Frau'n geküsst (über Richard Tauber), Bürger Grass und Eine berührbare Frau (über Eva Hesse) wurden ebenso Bestseller wie Die Treuhänder, Der kleine Frieden im Großen Krieg (2003) und Der Tag danach. Zusammen mit der Journalistin und TV-Moderatorin Angela Elis legte er das Pamphlet Typisch Ossi, typisch Wessi vor. Viel Anerkennung bekam er für seine Bilanz der deutschen Einheit Wie geht's, Deutschland? (2008) und für seine Geschichte des Bundeskriminalamts BKA. Die Jäger des Bösen (2011) und Codename Hélène: Churchills Geheimagentin Nancy Wake und ihr Kampf gegen die Gestapo in Frankreich (2012); seine Streitschrift Seichtgebiete (2009) verkaufte sich über 100.000mal. Er ist Co-Autor vieler Fernsehdokumentationen, die nach seinen Büchern gedreht wurden.

Textauszug

3

An einem heißen Sommertag vor vielen Jahren klafften zwischen mir und der Endlichkeit nur ein paar Meter. Ich folgte dem Mann, der die Asche meiner Mutter trug, die Urne mit beiden Händen fest umklammernd, als müsse er einen Seniorenteller servieren, bevor das Essen erkaltet. Ich, ihr Erstgeborener, ging hinter ihm. Sichtbar fällig qua Alter als nächster Kandidat für den Tod. Das ahnte ich zwar in dem Moment, verdrängte die Erkenntnis aber sofort. Der Satz im Totengebet des Pfarrers: ... und besonders beten wir für den Menschen in unserer Mitte, der als Erster der Verstorbenen vor das Angesicht Gottes nachfolgen wird, er galt nicht nur mir. Der galt allen.

Unsere Schritte endeten an jenem Grab, in dem mein Vater lange schon schlief und auf meine Mutter wartete. Sie hatte ihn täglich besucht, wollte aber noch nicht für immer bei ihm bleiben. Falls nichts Ungewöhnliches passieren würde - Krebs, Autounfall, Herzschlag - und der Tod erst, wie es sich ziemt, am Ende und nicht gefühlt mitten im Leben zum letzten Tanz auffordert, müsste ich ihr erst dann folgen. Ob noch Jahre vergehen, bis es so weit sein wird, oder ob es nur noch einen Monat dauern oder ob schon morgen die Totenglocken für mich läuten würden, wusste ich damals natürlich nicht.

Jetzt weiß ich es. Werde jedoch nicht mehr erfahren, wer mir die sogenannte letzte Ehre erwiesen hat. Manche Begleiter auf dem Weg zum Grab oder meiner Asche raus aufs Meer hätte ich zu meinem Abschied wahrscheinlich nicht eingeladen. Denn nirgendwo, und das dürfte auch in meinem Fall so gewesen sein, wird so viel gelogen wie bei Bestattungen. Dem Kabarettisten Werner Finck fiel angesichts der noch einmal Davongekommenen mal der ziemlich gute Reim ein: Du stehst noch hier, / und ich bin hin. / Bald bist du dort, / wo ich schon bin.

Den notierte ich, wie vieles, was mir gefiel oder mich anregte, in die rote Kladde. In der war zum Beispiel auch Gottfried Benn verewigt. Gnadenlos hatte er einst den Lauf des Lebens als einzigen Endlauf beschrieben. Liebe als Himmelsmacht, stärker als jeder Tod, woran zu glauben ich nie aufgab, sei nur ein Wunschtraum der Liebenden. Was dagegen am Ende bleibe, verdichtete er in Nur zwei Dinge so:

Durch so viel Formen geschritten,

durch Ich und Wir und Du,

doch alles blieb erlitten

durch die ewige Frage: wozu?

Das ist eine Kinderfrage.

Dir wurde erst spät bewusst,

es gibt nur eines: ertrage

- ob Sinn, ob Sucht, ob Sage -

dein fernbestimmtes: Du musst.

Ob Rosen, ob Schnee, ob Meere,

was alles erblühte, verblich,

es gibt nur zwei Dinge: die Leere

und das gezeichnete Ich.

Der selbst gewählte, selbstbestimmte Abschied aus der Welt per Selbstmord könnte so verstanden eine logische Konsequenz des gezeichneten Ichs sein.

Doch andererseits zu wissen, dass Rosen, Schnee, Meere symbolisch stehen für die normalen Stationen des Lebens, mal himmelhoch jauchzend, mal erdnah betrübt, bewirkt eine gelassene Sicht auf die Welt. Liebe und Tod inbegriffen. Auf meinem Grabstein darf deshalb stehen, entliehen einem Epitaph des Journalisten und Schriftstellers Arnfrid Astel, also in Wahrheit geklaut: Ich habe mein Leben verloren. Der glückliche Finder kann es behalten. Aber das ließe sich, falls nötig, noch ein wenig kürzen.

Wie sich zehn Jahre nach dem Tod meiner Mutter herausstellen sollte, hatte sich mein Untermieter damals bereits eine warme Höhle in meiner Bauchspeicheldrüse gesucht. Hatte sich von mir genährt, jedoch keinen Laut von sich gegeben und keinen Schmerz verursacht, um bloß nicht frühzeitig aufzufallen. Stattdessen auf den richtigen Moment gewartet, um aus seiner Kapsel auszubrechen und seine Botschafter, die Metastasen, in mir zu st

Beschreibung für Leser

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet