0 0,00*
Blicke in allerlei PfarrhäuserOverlay E-Book Reader
Bertha Mercator

Blicke in allerlei Pfarrhäuser

Kurzroman

EPUB sofort downloaden
Downloads sind nur in Italien möglich!


Produktdetails

Verlag
BookRix
Erschienen
2019
Sprache
Deutsch
Seiten
CX
Infos
CX Seiten
ISBN
978-3-7309-2677-2

Kurztext / Annotation

Der junge und unverheiratete evangelische Pfarrer Johannes Reinwald erhält eine neue Stelle in Neukirchen. Da er beim Umzug stört und vor der Einführung ins neue Amt sechs Wochen Ferien hat, schickt ihn seine resolute Mutter auf eine Rundreise in befreundete Pfarrhäuser, damit er dort endlich eine Frau kennen- und lieben lerne.

Textauszug

Ein Brief

"Exempel sind das vornehme Beispiel", sagte unser alter Gärtner, wenn er die wohlgeordneten Apfel- und Birnensorten zur ersten Probe auf dem Küchentisch ausbreitete. Er hatte recht. Und ich möchte, nur um einige Exempel von Pfarrhäusern und Pfarrfrauen, wie sie sind, sein sollen und nicht sein sollen, vor meinen lieben Leserinnen auszupacken, sie einladen, eine kleine Reise mit mir zu machen.

Wir brauchen uns aber deswegen gar nicht aufzuregen oder Koffer zu packen. Ruhig sitzen bleiben können wir und nur unsere Gedanken dem jungen Pastor Reinwald als Begleitung mitgeben auf der Reise, die er soeben plante und nun antreten will.

Eigentlich hat er nicht geplant. Bewahre! Wie sollte ihm Dergleichen in den Sinn kommen? Aber in seiner Brusttasche steckt ein dicker Brief, ein Brief von seiner alten Mutter, der lautet:

"Mein lieber Johannes!

Herzensjunge! Hast Du es denn wirklich auch nur für einen halben Tag ernstlich geglaubt, ich freute mich nicht, so kräftig mein altes Herz sich noch freuen kann, an Deiner einstimmigen Wahl? Ich freue mich, dass Du nun endlich eine eigene Gemeinde, ein eigenes Pfarrhaus haben sollst und dass Dein ungemütliches Zigeunerdasein demnächst ein Ende hat?

Wenn das das Resultat meines letzten Briefes war, so ist es mir herzlich leid, mein Junge. Nein! Das wollte ich wahrlich nicht damit erreichen. Nur einen ganz kleinen Dämpfer wollte ich Dir aufsetzen, weißt Du, ich bin das so gewohnt bei Dir. Kenne ich Dich denn nicht am allerbesten, besser als Du Dich selber oft kennst? Und ich merkte es so genau: Mein Hans hat sich wieder einmal festgerannt auf einen Plan, aus dem doch nichts werden kann. Je eher je besser muss ihm deshalb klarer Wein eingeschenkt werden.

Du meinst, mein lieber Sohn, ich müsste nun stehenden Fußes meine Siebensachen zusammenpacken und zu Dir nach Neukirchen ziehen. Das geht doch nicht so per Dampf! Und wenn Du denkst, ich hätte ja schon jahrelang Zeit gehabt, es mir zu überlegen - ganz richtig, aber eben deswegen sagt Deine alte Mutter nicht so mir nichts dir nichts ja zu Deinem Reise- und Lebensplan. Was man sich so gründlich überlegen kann, das beguckt man sich von allen Seiten, und da finde ich in diesem Fall doch recht viele bedenkliche Seiten.

Ich sehe Dich, wie Du ganz erschrocken Deine Augen aufreißt und dann die Stirn so kraus ziehst, dass Dir der Kneifer von der Nase fällt. Putz ihn nur recht blank, setze ihn wieder auf und lies getrost weiter. Wirklich, mein Herzensjunge: Es ist nicht, dass ich Angst habe, "wir könnten uns nicht vertragen". Aber ich fürchte: Du kannst mich nicht mehr vertragen.

Sieh mal, mein lieber Hans - so ganz unter uns gesagt - ich bin mein Leben lang nicht sehr sanftmütig gewesen, und das Kommandieren liegt mir auch wohl etwas im Blut von meinen Soldatenvorfahren her. Du dagegen warst Dein Leben lang nicht nur sanftmütig, sondern auch recht von Herzen demütig gegen Deine stramme Frau Mutter. Spaß beiseite - Gott vergelt's Dir, lieber Junge! Du hast mir viel Liebes damit getan und hast Deine alte Mutter in manchem Stück erzogen, ohne dass Du es selber ahntest.

Aber sieh - ziehe ich nun zu Dir - ich kenne mich und ich kenne Dich - da dauert es nicht drei Monate, und ich habe Dich unter der Kuratel, als ob Du ein Sextaner wärest. Nicht nur, dass ich Dir das Haus regiere - ich bin bange, ich fange bald auch in der Gemeinde an herumzuregieren. Und das geht doch nicht. Nein, nein! Es geht einfach nicht.

Schreib's mir doch selbst einmal schwarz auf weiß, recht groß und deutlich, Hans, dass es nicht geht. Dann lege ich den Brief in meine Bibel und lese ihn jeden Tag zwei Mal. Denn glaube doch nur nicht, dass ich immer so tapfer bin wie heute und immer so einen scharfen Spiegel vor meiner spitzen Nase habe wie gerade jetzt. Aber ich habe Gott so gründlich gebeten, mich in dieser für uns beiden so wichtigen Affäre keine Dummheiten mache

Beschreibung für Leser

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet