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Fia-Lisa Espen

Stationär

Umwege ins Leben

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Produktdetails

Verlag
BookRix
Erschienen
2018
Sprache
Deutsch
Seiten
CCCXII
Infos
CCCXII Seiten
ISBN
978-3-7309-3239-1

Kurztext / Annotation

D ass Rebecca den Zug verpasst hatte, wäre für Freud kein Zufall gewesen. Und wie sie vermutete, hätte er ihr auch keine Chance gelassen, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Zum Glück war Freud tot, und im Augenblick fragte auch sonst keiner nach den Umständen, die dazu geführt hatten, dass dieser Zug ohne sie den Bahnhof verließ. Die durch sexuelle Gewalt schwer traumatisierte Studentin Rebecca ist wieder einmal auf dem Weg in eine psychotherapeutische Klinik. Dort begegnet sie Charlotte, der Abiturientin, die wegen ihrer Magersucht behandelt wird. Die beiden Patientinnen sind voneinander fasziniert. Langsam und zögerlich entwickeln sie eine für beide völlig neue Art der Beziehung zueinander. Schon bald jedoch droht diese, an den inneren Widersprüchen und traumatischen Erfahrungen Rebeccas zu scheitern. Mit großer Lebendigkeit und viel Galgenhumor erzählen Rebecca und Charlotte vom Alltag in der Klinik, von Mitpatienten und Therapien, von Hoffnungen und Rückschlägen, von Freundschaft und Liebe und von der großen Herausforderung, trotz allem zu leben. 'Stationär' ist der erste Band der Reihe 'Umwege ins Leben'. Der Roman ist in sich abgeschlossen. Bisher sind aus der Reihe erschienen: 'Außerhalb' (Band 2) 'Jenseits' (Band 3) 'Nebenan' (Band 4) 'Innendrin' (Band 5) Für die gesamte Buchreihe gilt eine Triggerwarnung.

Textauszug

Dienstag, 15.7.

 

Dass Rebecca den Zug verpasst hatte, wäre für Freud kein Zufall gewesen. Und wie sie vermutete, hätte er ihr auch keine Chance gelassen, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Zum Glück war Freud tot und im Augenblick fragte auch sonst keiner nach den Umständen, die dazu führten, dass dieser Zug ohne sie den Bahnhof verließ.

So schüttelte sie den Gedanken aus ihrem Kopf, während sie dem Zug nachsah. Drei immer schemenhafter werdende Rücklichter verschwanden in der Ferne. Dann verschluckten die dunklen Gewitterwolken das schwache Leuchten zur Gänze. Nun würde sie erst zwei Stunden später ankommen. Es würde Ärger geben.

Weit entfernt hallte diese Erkenntnis in Rebeccas Kopf. Ihre schmale Gestalt sank auf dem Haufen aus Koffern und Taschen zusammen. Die Beine eng an den Körper gezogen, zu einem unbewegten Dunkel zusammengerollt, wirkte sie beinah wie ein Teil ihres eigenen Gepäcks.

Grell leuchtende Blitze zuckten über den Himmel. Im nächsten Moment zerriss der Knall eines Donners alle Entferntheit. Vor Rebeccas Augen ergoss sich der kälter werdende Juliregen in Sturzbächen über die Gleise. Böen schwülfeuchten Windes schlugen nach ihr aus, unentschiedene Fetzen aus Sommerhitze und Kühle. Eine alte Erkenntnis leckte mit kalten Zungen an ihr und Rebecca zog die dünne Jacke enger um sich. Dieser Zug war fort und sie saß fest.

'Eine Stunde nur', versuchte sie sich zu beruhigen, 'eine Stunde nur.'

'Und dann noch mal eine Stunde auf dem nächsten Bahnhof', wisperte eine Stimme in ihr.

Ausgeliefert. Panik wogte in ihr auf wie ein Sturm. Mit nervösen Fingern spielte sie an ihrem Lippenpiercing, den Blick hypnotisch ins Nichts gerichtet.

Sie musste sich festhalten gegen das Wegdriften der Zeit. Aber woran?

Der Regen stürzte wasserfallgleich die verrosteten Stützpfeiler hinab und schlug hart auf dem rissigen Beton auf. Rebecca sah die Tropfen auf dem Boden zerreißen. Auch sie brauchte dringend eine Begegnung mit dem Grund, auf dem sie stand.

Rebecca erhob sich unsicher und leicht wankend. Stumm schloss sich ihr Griff um eine der eisernen Säulen. Das Wasser rauschte über ihre Finger und ihr Handgelenk, durchweichte den Saum ihres Ärmels und Rebecca verstärkte den Griff. Regenverschwommene Gestalten standen auf anderen Bahnsteigen wie Ausblicke auf eine schwindende Wirklichkeit.

Rebecca trat auf den offenen Bahnsteig hinaus. Ströme kalten Nasses ergriffen ihren Körper, tränkten ihre schwarz umhüllte Gestalt und wirbelten als zerstörte Tropfen vom Beton auf. Es gab sie. Die Tropfen, die Gegenwart, den Untergrund, sie selbst. Alles war wirklich. Sie war wieder da.

Feuchtwarm und in fahles Licht getaucht, hieß der Bahnhof sie willkommen. Zitternd wühlte Rebecca nach Zigaretten und Feuerzeug in ihren Taschen. Sie musste Andrea eine Nachricht schicken, damit sie sich keine Sorgen machte. Nur eine Verspätung, sie würde sich am Abend melden. Und für die anderen Uni-Leute musste sie sich noch etwas ausdenken. Der Zug lief ein. Rebecca drückte die Zigarette in der Ellenbeuge aus und stieg ein.

 

 

Charlotte warf einen letzten flatterigen Blick durch den Raum. Wieder und wieder tasteten ihre Augen die Einzelheiten ihres Zimmers ab. Sie verabschiedete sich für so lange Zeit von diesem Raum wie noch nie. Da war der Schreibtisch, das weiß lackierte Holz unter dem Fenster. Jenseits des Glases bewegten sich tiefgrün beblätterte Zweige als herrsche Frieden. In der Nachbarschaft miaute eine Katze. Einen Moment lang lauschte Charlotte in die nachfolgende Stille, als könne sie die Zeit anhalten. Dann riss sie sich los.

Ihre Augen flohen weiter. Die Fotos an der Wand, rechteckige Beweise ihres Lebens. Das Bett mit den Stofftieren, unerfüllte Versprechen aus beinah zwei Jahrzehnten. Das Regal - zwischen den verstaubten Büchern klafften Lücken, St

Beschreibung für Leser

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