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Joan ist ein netter Mensch - über die Schizophrenie des SeinsOverlay E-Book Reader
Christina Noack, Joan Smith

Joan ist ein netter Mensch - über die Schizophrenie des Seins

Eine 08/15 Autobiografie.

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Produktdetails

Verlag
BookRix
Erschienen
2019
Sprache
Deutsch
Seiten
CDLXXVII
Infos
CDLXXVII Seiten
ISBN
978-3-7438-3960-1

Kurztext / Annotation

Ein Buch, einfach nur vollgestopft mit Erinnerungen unter kreativer Bewusstseinserweiterung (in der Manie), voller bizarrer weltanschaulicher Ideen, denn, ob simple Geister oder intelligente Versuche zu denken, - der Schizophrene scheitert immer an philosophischem Denken und nimmt die Religion irgendwie chaotisch auseinander... Mit einer geschönten und so nicht ganz den Tatsachen entsprechenden Kindheit, die Schreiberin fürchtete, von den Psychologen als Versager-Kind psychoanalysiert zu werden, jemand, dem man einen bösen, kriminellen Charakter als Erwachsenem unterstellt. So auch viel Dramatisches und Schicksalhhaftes unter oberflächlicher Fassade kaschiert. (Man kann sich seinen Teil zu bestimmten beiläufig erwähnten Fakten denken.) Wären die Namen nicht alle geändert, würde es viel Stoff über Hennigsdorfer Klatsch und Tratsch abgeben. Das Buch durchzieht in einer Eigenschaft vielleicht ein roter Faden: es ist bis auf gekennzeichnete oder erkennbare schizophrene Einlagen 100% wahrheitsgetreu. In jeder Lebenslage spinnt und lügt Joan Smith nicht. Zu dem Buch gibt es einen Gedichteband namens 'Ich liebe Schnecken'.

Textauszug

Jugend - Negativsymptomatik und Suizid

Kapitel 02

 

Jugend - Leben als Psycho

29.05.2010, wieder ganz früh morgens

 

Die Wendezeit in Deutschland fiel in meinem Leben mit dem Ende meiner Kindheit mit 12 Jahren zusammen. Das war die Zeit, als ich meine letzten Spiele spielte, das letzte Mal im Bett von meiner Mutter schlief, mir die ersten Astrologiebücher reinzog, meinen ersten Star liebte, und schon im Alter von 13 Jahren hatte ich es geschafft, ein echter Psycho zu sein, der ich, in abgewandelter Form, auch bis heute bleiben sollte. Aber zunächst möchte ich meine ausklingende, besser gesagt - abrupt beendete Kindheit beschreiben.

 

Mein Pabba hatte uns gerade einen nagelneuen HiFi-Turm angeschafft, und damals gab es noch keine CDs, sondern die unglaublich praktischen Kassetten-Anlagen, mit denen man unter anderem vom Mikrophon oder Musik aus dem Radio aufnehmen konnte. Genau am 9. November 1989 war der Tag gekommen, als mein Pabba mir endlich zeigte, wie man mit der Kassetten-Anlage Musik aufnimmt. Ich wollte mich voller Feuereifer ans Musikaufnehmen machen, da störten ständige Nachrichtendurchsagen den Musikbetrieb. Die Mauer war gefallen. Meine Eltern waren wohl euphorisch, was ich nicht so registrierte, denn ich ärgerte mich über die permanenten Volksfestübertragungen, und ich wollte doch unbedingt ein paar schöne Lieder erhaschen. Der politische Unverstand ist mir übrigens bis heute geblieben, und ich mache mir nichts aus Nachrichten und Politik, während ich lieber mit dem Leben privat in Tuchfühlung gehe, was mich dann auch wie z.B. alles, was die Kirche betrifft, sehr bewegen kann.

Jeder Ossi bekam damals einen Hunni Westmark Begrüßungsgeld, und mein Vater betrog natürlich und holte ihn sich doppelt ab, wozu er auch mich überreden wollte, aber ich lehnte den Diebstahl ab, was wohl das einzig Rühmliche an mir in dieser Situation war. Da ich mich ausgerechnet zu dieser Zeit für Sternzeichen interessierte, die ich irgendwo aufgeschnappt hatte, kaufte ich mir gleich und noch einmal zu Weihnachten mehrere Astrologiebücher (mit denen ich echt Glück hatte, aus ihnen das Horoskopestellen lernen zu können). Wir staunten nicht schlecht, als wir mit den Bussen nach West-Berlin hineinkutschiert wurden, denn die Bahnverbindungen waren abgebrochen. Schon allein die sauberen Doppeldeckerbusse, in denen es nicht mal stank, während die Ostbusse mit ihren Abgasen so manches Erbrechen bei mir verursacht hatten, waren überwältigend. Berlin Tegel leuchtete und war kunterbunt. Es war gegenüber dem trostlosen Grau in Grau des Ostens geradezu eine Glitzerwelt, die tief beeindruckte und mir unvergesslich blieb. Nur waren wir fast vergeblich auf der Suche nach einem Buchladen und mussten bis zu Kiepert, einige U-Bahn-Stationen weiter, fahren, während in Tegel die Möbelhäuser mit ihren Schlossmöbeln prangten, die ich als Kind schon psychologisch analysierte und sagte: "Diese Menschen wollen wie in einem Schloss wohnen, sie leben in einer Scheinwelt".

 

Zu dieser Zeit, mit 11/12 Jahren spielte ich noch mit zwei etwas jüngeren Mädchen Skateboardfahren, und wir probierten das Küssen mit den ersten Jungs im Trockenkeller aus, den ich an den Wänden mit dem Tuschkasten bemalte und versuchte, zum Partyraum umzugestalten. Das war aber allein ein neues Spiel, und ich konnte mir zu diesem Zeitpunkt beim besten Willen nichts unter Beziehungen oder gar Sex vorstellen.

Ähnlich war es in der Clique der Rapper und werdenden Skinheads, die den ganzen Tag die 90er-Jahre-Band Snap hörten, rauchten und sich bereits die ersten Male befummelten. Auch dort küsste ich mit zwei Jungs, und der letztere davon verliebte sich in mich und schenkte mir einen Ring, er war schon 15 und ich 13. Ich habe ihm vor Unreife das Herz gebrochen, sodass er mit dem Moped gegen eine Mauer fahren und sich das Leben nehmen wollte. Aber ich konnte ja nichts dafür, das

Beschreibung für Leser

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