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Alltagskultur: sakral - profan. Ausgewählte AufsätzeOverlay E-Book Reader
Christel Köhle-Hezinger

Alltagskultur: sakral - profan. Ausgewählte Aufsätze

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Produktdetails

Verlag
Waxmann Verlag GmbH
Erschienen
2011
Sprache
Deutsch
Seiten
292
Infos
292 Seiten
ISBN
978-3-8309-7425-3

Inhaltsverzeichnis

1;Inhalt;62;Vorwort;83;Willkommen und Abschied. Zur Kultur der Übergänge in der Gegenwart;123.1;I. Abschiedswelten;123.2;II. Willkommen und Abschied, dialektisch verbunden;133.3;III. Stand und Geschlecht;143.4;IV. Well-come and well-go;153.5;V. Trennung und Übergang;163.6;VI. Stufen, Schwellen, Rituale;183.7;VII. Zum Beispiel Lichtmeß;203.8;VIII. Übergänge in die Moderne;213.9;IX. Revisionen;233.10;X. Übergänge als Dauer;243.11;Literatur;264;Abendmahl als Gesetz. Beiträge aus der Volkskunde;304.1;THESE 1: Abendmahl ist - ab origine - Gesetz, Zwang.;334.2;THESE 2: Abendmahl bedeutet nicht Ersatz (für die Messe), sondern ein Weniger an religiöser Norm.;344.3;THESE 3: Abendmahl ist dem "gemeinen Volk" unverständlich, ist Tabuzone.;354.4;THESE 4: Abendmahl ist kein "Fest" fürs Volk, allenfalls Feier, religiöses Ritual.;375;Pfarrvolk und Pfarrersleut;425.1;I. Von den "Verflechtungen in den Alltag" (M. Weber);425.2;II. "Der große, ehrwürdige Teil des Publikums, der Volk heißt" Der Pfarrer als Volks- und Landeskundler;565.3;Literatur;666;Gemischtkonfessionelle Dörfer in Württemberg;686.1;Nähe und Ferne;696.2;Dörfliche Parität: Die Zeit bis 1848;716.3;Konfessionelle Zuspitzung;757;Treuezeichen. Zur kulturellen Kodierung industrieller Identifikation und Gratifikation;807.1;Quellen;937.2;Literatur;938;Das Dino-Abenteuer. Anmerkungen zu Archaik und Aktualität eines Phänomens der Gegenwartskultur;968.1;Vorbemerkung;968.2;I. Prolog: Zum Thema;968.3;II. "Zugänge: Dino-Futter";1018.4;III. Merkmale;1068.5;Insel statt Höhle? Nachgedanken;1128.6;Dank;1129;Fromme Frauen, fromme Bilder;1149.1;Sind 'fromm' und 'heilig' gleichzusetzen?;1169.2;"lustus: gerecht, frum";1169.3;Geistliche Hausmagd als "Mahnbild";1189.4;Fromme Anwartschaften: evangelisch - fromm;1209.5;Frömmigkeit ins Gesicht geschrieben: pietistisch - fromm;1249.6;Mystikerinnen, Heilige, Nonnen: katholisch - fromm;12510;Schwester Maria Benedikta Ströle ( Gertrud Ströle, geboren 1918);12810.1;Literatur;14111;Wie kam das Grün ins Haus? Anmerkungen zum Verhältnis Mensch - Haus - Pflanze;14211.1;I.;14211.2;II.;14511.3;III.;14611.4;IV.;14911.5;V.;15111.6;VI.;15211.7;VII.;15411.8;Literatur;15812;Der Weihnachtsbär. Verbärung der Weihnacht - Verbärung der Welt?;16212.1;1. Vorbemerkung: Forschungsneugier;16212.2;2. Der Mensch und sein Tier;16312.3;3. Wilder Bär, Teddy und Bärle;16512.4;4. Bären im Advent;16712.5;5. Verbärung der Weihnacht: Bärenweihnacht?;16812.6;6. Bärenfeldforschung;17012.7;7. Nachgedanken: Schleckbär und Maibär;17213;Fortschreiten - fortgehen - fortlaufen. Fortschritt als kulturelles Handeln;17413.1;Fort und daheim;17413.2;Fortgehen oder Daheimbleiben;17413.3;Fortschritt in den Köpfen;17613.4;"Fort von Hunger und Not";17813.5;Fort in ausländische Fabriken;17913.6;Heraus aus dem Haus, weiblich;18114;Das Harmonium oder: Frommes Schwellen, sanfte Bewegung;18414.1;1. Kinderstunden;18414.2;2. Mutterstunden;18614.3;3. Salonstunden;18714.4;4. Musikstunden;18914.5;5. Stubenstunden;19014.6;6. Geschwisterstunden;19314.7;7. Englische Stunden;19414.8;8. Wegstunden;19714.9;Literatur zum Thema;19815;Heimatinszenierungen. Beobachtungen zur ländlichen Geschichtskultur in der Gegenwart;20415.1;I. Das Exempel;20415.2;II. Der Spielplan;20515.3;III. Das Repertoire;20615.4;IV. Die Requisite;20715.5;V. Volksszenen;20815.6;VI. "Volkstheater"?;20915.7;Literatur zum Thema;21016;Protestantische Volkskultur;21216.1;1. Begriff und Sache;21216.2;2. Suchen, Lesen, Schreiben: Das Bild des erweckten Handwerkers;21316.3;3. Beobachten, Malen, Dichten: Die Welt des barocken Pfarrers;21516.4;4. Hören, Lesen, Zweifeln: Ein Pietist als Erfinder;21616.5;Literatur;22017;Ritual - Brauch - Tradition: volkskundlich- kulturwissenschaftliche Blicke auf den Gottesdienst;22217.1;Zu Wort und Bedeutung;22317.2;1. Bild: Gottesdienst-Räume, oder: Orte und ihre Zu-Ordnungen als Bräuche und Gebräuche;22417.3;2. Bild: Gottesdienst un

Kurztext / Annotation

"Ich bin Lebensforscherin - Leben und Alltag auf dem Lande, Glaube und Frömmigkeit, Religion und Rituale sind meine Forschungsfelder."
Dieser Satz fokussiert nicht nur das umfangreiche und breite _uvre von Christel Köhle-Hezinger, sondern könnte auch als Motto über ihrer wissenschaftlichen Vita stehen.
Der 65. Geburtstag von Christel Köhle-Hezinger gibt Anlass, Leistung und Werk der Jubilarin mit dem vorliegenden Buch zu würdigen und zu ehren. Die Publikation enthält ausgewählte Schriften, die zum Teil an entlegenen Orten erschienen und daher nur schwer greifbar oder vergriffen sind. Es soll ein Einblick in die Vielgestaltigkeit der Forschungen von Christel Köhle-Hezinger gegeben werden, deren virtuose Ansätze und Ideen aktuell und erfrischend im Fach und universitären Alltag sind.

Textauszug

Protestantische Volkskultur (S. 211-212)

1. Begriff und Sache

"Von der protestantischen Volkskultur", so Richard Weiss in seiner "Volkskunde der Schweiz" von 1946, "sieht und greift man objektiv wenig. Im Gegensatz dazu ist die katholische Volksreligiosität reich an Schaubarem und Zeigbarem, an sinnennahen Gegenständen, welche man als Äußerung volkskundlicher Sinnenfreude, zugleich aber auch als Zeichen und Gradmesser volkstümlicher Frömmigkeit aufzufassen gewohnt ist."

Dieser Satz war der Volkskunde Konsens, Credo und Dogma. Und auch, so meine Eingangsthese, Schutzschild und Alibi, sieht man von Karl Sigismund-Kramers umfassenden und grundlegenden Arbeiten zur Volkskultur seit den 1950er Jahren ab. Weiss' Satz bündelte das frühe volkskundliche ‚Faszinosum Konfession' – von Wilhelm Heinrich Riehls Augsburger "Paritätskuriosa" der Trachten, Kopfbedeckungen und Kaffeehäuser bis hin zu den evangelischen und katholischen Schweineställen, die für Riehl eine nicht zu erschöpfende Fundgrube der Komik darstellten.

"Katholische Überlebsel beim evangelischen Volk" – dieser Titel von Richard Andree (1911 in der Zeitschrift für Volkskunde publiziert) trug ins 20. Jahrhundert den Glauben vom katholischen Relikt, von Reliquie, Derivat und Surrogat: vom Festhalten und der "zähen Ausdauer, die altkatholische Bräuche und Anschauungen im evangelischen Volke besitzen". Die Volkskultur, so die Botschaft von Andree, überdauere eine "kaum 400 Jahre alte" neue Kirche. Die Gewichtungen, genauer die gleichgewichtige Betrachtung von protestantischer und katholischer Volkskultur bereitet bis heute – nicht nur in meinem Fach – Probleme.

Im monumentalen Band "Volksfrömmigkeit in der Schweiz", erschienen im Jahre 1999, kommt dem explizit Protestantischen bei einem Gesamtumfang von 548 Seiten kaum zehn Seiten zu: Thomas Hengartner setzt in seinem schmalen Beitrag der katholischen Volkskultur als ein gleichsam sonderkulturelles Fallbeispiel das protestantische Emmental entgegen. Angesichts der "Visibilität" der katholischen Volksfrömmigkeit falle es "schwer, Elemente einer eigenständigen protestantischen Volkskultur zu erkennen; es seien – nach Weiss – negative Traditionen": ein Weniger, ein Weglassen, "Verneinung und Leugnung".

"Das konfessionelle Zeitalter war zu Ende gegangen"5: Sätze wie dieser von Christof Dipper, in solchen und ähnlichen Formulierungen die Konfessionsforschungen der Frühneuzeit durchziehend, wollen zäsieren und phrasieren. Der volkskundliche Blick sucht nach Anderem. Er sieht – um mit Victor Turner zu sprechen – das Flüssige eher als das Feste; die Unterströmung, die bleibt – bei und trotz allem Wandel. So ist "das Dorf als Verteidigungsgemeinschaft", auch und gerade in Konfessionsdingen, weder neu noch "das Ende des konfessionellen Zeitalters"6. Es geht vielmehr um das andere Zeitmaß, um den eigenen Sinn – etwa im Kampf gegen die "tanz- und feiersüchtigen Landleute", die Zahl der Festtage im Jahreslauf und im Zyklus des menschlichen Lebens oder um das "Hochzeitsschenken". Es geht um andere Blicke und Grenzen, weniger um andere Quellen, Ansichten, Fragen.

Beschreibung für Leser

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Über den AutorIn

Prof. Dr. Köhle-Hezinger, Christel, Studium der Dt. Volkskunde in (Empir. Kulturwiss.), Amerikanistik, Germanistik und Landesgeschichte in Tübingen, Bonn und Zürich. Promotion in Tübingen 1976; 1975 - 1977 Lehrtätigkeit an der Stanford University, 1978 - 1987 an den Universitäten Tübingen und Stuttgart und Fachhochschulen, daneben freiberuflich wissenschaftlich tätig. 1988 - 1994 wissenschaftliche Angestellte am Ludwig-Uhland-Institut für empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen, 1994 - 1998 Professorin an der Universität Marburg, seit 1998 Lehrstuhl für Volkskunde (Empirische Kulturwissenschaft) an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Forschungsschwerpunkte: Kulturgeschichte, Orts- und Regionalforschung, Dorf und ländlicher Raum, Museen, Industriekultur. Prof. Dr. Christel Köhle-Hezinger, Dr., Studium der Dt. Volkskunde in (Empir. Kulturwiss.), Amerikanistik, Germanistik und Landesgeschichte in Tübingen, Bonn und Zürich. Promotion in Tübingen 1976; 1975 - 1977 Lehrtätigkeit an der Stanford University, 1978 - 1987 an den Universitäten Tübingen und Stuttgart und Fachhochschulen, daneben freiberufl. wissenschaftlich tätig. 1988 - 1994 wiss. Angestellte am Ludwig-Uhland-Institut für empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen, 1994 - 1998 Professorin an der Universität Marburg, seit 1998 Lehrstuhl für Volkskunde (Empirische Kulturwissenschaft) an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Forschungsschwerpunkte: Kulturgeschichte, Orts- und Regionalforschung, Dorf und ländlicher Raum, Museen, Industriekultur.