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Solange du deine Füße...Overlay E-Book Reader
Walter Schmidt

Solange du deine Füße...

Was Erziehungsfloskeln über uns verraten

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Produktdetails

Verlag
Eichborn
Erschienen
2014
Sprache
Deutsch
Seiten
286
Infos
286 Seiten
ab 16 Jahre
ISBN
978-3-8387-5297-6

Kurztext / Annotation

Kinder können einen wahnsinnig machen. Und plötzlich ertappt man sich bei einem Spruch, den man selbst schon als Kind gehört - und vor allem gehasst hat. Was steckt hinter unseren Erziehungsfloskeln? Wenn sie wenigstens nützen würden ... Oder schaden und verletzen manche nur? Welche Werte geben wir damit tatsächlich weiter? Und welche Erkenntnis über mich als Erzieher kann ich daraus gewinnen?

Walter Schmidt diskutiert mit Experten 60 typische Elternsprüche und zeigt die verschiedenen Möglichkeiten, eingefahrene Verhaltensweisen zu ändern. Ein Buch, das auf unterhaltsame Weise Eltern dazu einlädt, über sich und die großen und kleinen Fragen des Lebens nachzudenken. Und so manche Floskel dann doch endlich auf die Müllhalde zu werfen.

Textauszug

WARUM WIR DIE EIGENEN ELTERN NACHBETEN

Gute Eltern und erfolgreiche Erzieher brauchen weniger pädagogisches Wissen als Selbsterkenntnis und ein damit übereinstimmendes Handeln.

Hans-Joachim Maaz, Die narzisstische Gesellschaft. Ein Psychogramm1

Arbeit habe »noch niemandem geschadet«. Das ist einer der Sprüche, deren Bärte ungefähr so lang sind wie die Liste von Argumenten, die man gegen sie vorbringen könnte. Man denke hier nur an die Folgen von Zwangsarbeit oder die Herzinfarkte übermäßig leistungsorientierter Väter, die Kinder zu Halbwaisen gemacht haben. Und dennoch rutscht einem die Floskel schon mal selbst heraus, wenn man die Faulheitsattacken seiner Kinder rasch parieren möchte und keine eigenen Worte findet. Sogleich erinnert man sich dann daran, den Spruch mehr als einmal gehört zu haben: aus Mutters oder Vaters Mund oder auch vom alten Nachbarn, der ein strenger Schulmeister gewesen war. Nicht nur ewige Wahrheiten, falls es sie denn gibt, sondern auch Fragwürdiges und Schiefes haben halt irgendwo ihre Wurzeln.

Doch welcher Teufel reitet einen da eigentlich, wenn man auf altbackene Sprüche zurückgreift? Zunächst einmal ist es bequem, sich auf das zu stützen, was man eh schon weiß und glaubt verstanden zu haben. Unser Hirn spart gerne Energie, wo es doch so viel davon verbraucht bei seiner Arbeit Tag für Tag. Oft wiederholte Wendungen haben sich mit der Zeit ins Gehirn gefräst, sind eingängig geworden wie Hohlwege, auf denen Fuhrwerke jahrhundertelang durch die Landschaft rumpelten und dabei immer tiefere Rillen im Boden hinterließen. Freilich darf man sich einen verinnerlichten Elternspruch nicht als Furche in unserem Denkorgan vorstellen, sondern eher als Netz von Nervenzellen, die durch häufigen Gebrauch innig miteinander verschaltet sind und immer dann gemeinsam aktiv werden, wenn wir nach einem guten Argument suchen. Sehr treffend nennt der Sprichwort-Forscher Wolfgang Mieder die fix und fertig abgespeicherten Sprüche oder Redensarten »strategisch eingesetztes, vorformuliertes Weisheitsgut«, auf das wir bei passender Gelegenheit oder mangels besserer Einfälle sehr gerne zurückgreifen.2

Dieser Rückgriff läuft umso eher automatisch ab, je erregter wir sind. Denn unter Stress fällt es unserem Gehirn sehr schwer, Probleme kreativ zu lösen; es behilft sich stattdessen mit bewährten Strategien wie Flucht oder Kampf, wobei stammesgeschichtlich ältere Hirnteile besonders aktiv sind. Wenn unser Sohnemann uns also gehörig auf die Palme bringt mit einer patzigen Antwort, schwillt uns nicht nur leicht die Zornesader, sondern wir geben Sprüche zum Besten, die uns selbst schon bald darauf ziemlich abgedroschen vorkommen. Dasselbe passiert aus Angst, wenn unser Töchterchen auf dem Gehweg oder im Stadtpark plötzlich losspurtet, weil es auf der dicht befahrenen Straße oder am Wegesrand unglaublich Interessantes entdeckt hat. Dann rutscht uns eben ein schrilles »Bleib schön stehen!«, ein hingezischtes »Lass das liegen!« oder ein überängstliches »Fass die tote Maus nicht an!« heraus. Solange wir unsere Kinder lieben und sie das spüren, ist das auch nicht tragisch. »Solche Sprüche sind von den Eltern erst einmal gut gemeint, denn sie wollen ihre Kinder ja schützen«, sagt die Psychologin Elfriede Billmann-Mahecha von der Universität Hannover. »Außerdem ist es gut für Kinder, wenn sie klare Ansagen bekommen, nur muss man ihnen diese auch immer gut begründen.« Später und vor allem in der Pubertät überprüfen Kinder die von den Eltern übernommenen Haltungen ohnehin, legen manche davon ab und ers

Beschreibung für Leser

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