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Alter, was geht?Overlay E-Book Reader
Jörg Thomann

Alter, was geht?

Wie ich lernte, dass es für Neues nie zu spät ist

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Produktdetails

Verlag
Bastei Lübbe
Erschienen
2014
Sprache
Deutsch
Seiten
254
Infos
254 Seiten
ab 16 Jahre
ISBN
978-3-8387-5862-6

Kurztext / Annotation

Kinder lernen wesentlich einfacher als Erwachsene. Doch was ist, wenn man als Kind einiges schlicht verpasst hat? Lässt sich das nachholen? Jörg Thomann probiert es aus! Der 42-Jährige mischt sich unter Nachwuchskicker, stellt sich todesmutig auf den Risiken des Skateboardfahrens und schluckt eine Menge Wasser bei dem Versuch, anständig kraulen zu lernen. Seine Selbstversuche bringen Jörg Thomann in absurd-komische Situationen, er muss Spott und - schlimmer - Mitleid über sich ergehen lassen. Er verzeichnet aber auch Erfolge und stellt beruhigt fest, dass es gar nicht so schlecht ist, älter zu werden ...

Textauszug

EINLEITUNG: BAHN FREI, JETZT KOMM ICH!

Alles begann damit, dass ich nach meiner Schuhgröße gefragt wurde. Es war im Februar vor drei Jahren, und der Hintergrund dieser an sich völlig unverfänglichen Frage war eigentlich ein schöner: Ich nahm für den Reiseteil der Zeitung, für die ich schreibe, an einer Fahrt ins bayerische Inzell teil, einem organisierten zweitägigen Kurzurlaub für die ganze Familie. Eine Schneeschuhwanderung zum kältesten See Deutschlands war geplant, ein Besuch im Badepark, Rodeln in einem Gummireifen. Das klang nach viel Spaß für uns alle, vor allem für unsere ältere Tochter, die sich ganz besonders auf den Schlittschuhkurs freute, der angeboten wurde. Mit ihren damals sechs Jahren würde sie zum ersten Mal in ihrem Leben übers Eis laufen. Es war also alles bestens - zumindest so lange, bis mir die Dame von der Inzell-Touristik, die die Reise für uns plante, am Telefon die entscheidende Frage stellte: »Und welche Schuhgröße haben Sie?«

»Ich? Ähm, 44.«

Damit war die Sache entschieden, und es war das eingetreten, was ich bis dahin erfolgreich verdrängt hatte: Auch die Erwachsenen sollten aufs Eis gehen.

Schlagartig waren all die Erinnerungen wieder da. Die Erinnerungen an jenen Tag vor bald dreißig Jahren, als ich das erste und auch das einzige Mal in meinem Leben Schlittschuhlaufen gewesen war. Obwohl, konnte man das in meinem Fall eigentlich so nennen? War es nicht eher Schlittschuhstehen, Schlittschuhrutschen, Schlittschuhstolpern gewesen? Und vor allem: Schlittschuhfallen?

Ich weiß noch, dass die meisten meiner Mitschüler, als wir in der achten oder neunten Klasse diesen Ausflug in die Eishalle machten, bereits Schlittschuh laufen konnten, weil sie es als kleine Kinder gelernt hatten. Im Gegensatz zu mir, der ich von allein nie auf die Idee gekommen wäre, eine Eishalle aufzusuchen. Neidvoll betrachtete ich die anderen, wie sie mit eleganten Schwüngen übers Eis glitten, und drückte mich die meiste Zeit an der Bande herum. Die Strategie bewahrte mich trotzdem nicht davor, mir das Eis ein paarmal aus der Nähe anzusehen. Es war, genau wie ich angenommen hatte, kalt und hart. Vor dem nächsten Klassenausflug, nahm ich mir vor, während ich mich aus der würdelosen Käferposition aufrappelte, würde ich krank werden.

An Hohn, Spott oder Gelächter kann ich mich nicht erinnern, doch wie einige der Mädchen aus unserer Klasse reagierten, fand ich noch viel schlimmer: mit Mitleid. Irgendwann nämlich begannen sie, die paar traurigen Typen, die sich allein fast nicht vom Fleck bewegten, beidseitig unterzuhaken, und so drehte ich, derartig doppelt gesichert, doch noch ein paar Runden auf dem Eis. Der angenehme Nebeneffekt war, dass man so den Mädchen ziemlich nahekam, und dennoch war es irgendwie demütigend. Hätte es nicht umgekehrt sein, hätte ich nicht die Mädchen über die Eisbahn geleiten sollen?

Aus dieser traumatischen Erfahrung hätte man zwei Konsequenzen ziehen können. Nummer eins: Man gibt nicht auf, sondern versucht es wieder und wieder und übt so lange, bis man sicher genug ist und sagen kann: Ja, ich kann jetzt Schlittschuh laufen. Nummer zwei: Man meidet für den Rest seines Lebens Eishallen.

Ich wählte Variante zwei.

Man muss, heißt es so schön, alles im Leben einmal ausprobiert haben. Nach diesem Motto verfahren viele Menschen. Ich selbst hingegen habe in meiner Kindheit und Jugend nach dem Prinzip gelebt: Nö, ich muss gar nichts. Nichts auszuprobieren ist schließlich viel bequemer.

War ich in meinen frühen Lebensjahren faul? Ängstlich? Antriebslos? Womöglich alles zusammen. Während sich andere mal hierin, mal darin versuchten, blieb ich meist bei den Sachen, von denen ich wusste, dass ich sie gut konnte. Ich habe viel gelesen, viel gezeichnet, viel ferngesehen. Oh ja, fernsehen konnte ich vortrefflich! Ich schätze, ich habe damals bestimmt doppelt oder dreimal so lange vor dem Fernseher gesessen wie he

Beschreibung für Leser

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Über den AutorIn

Katharina Greve wurde 1972 geboren und hat Architektur an der TU Berlin studiert. Ihre Comics schwanken zwischen humorvoller Skurrilität und kritischer Satire und sind im Tagesspiegel, in der Titanic und in Das Magazin erschienen. Hotel Hades ist Greves dritte Graphic Novel. Für ihr Comic-Debüt Ein Mann geht an die Decke erhielt sie 2010 den ICOM Independent Comic Preis für Herausragendes Artwork. Im selben Jahr wurde sie mit dem Deutschen Cartoonpreis ausgezeichnet und 2013 mit dem Sondermann-Förderpreis für Komische Kunst. Jörg Thomann, geboren 1971 in Berlin, hat sich als Feuilleton-Redakteur der F.A.Z. vor allem mit Phänomenen der Popkultur befasst. Seit 2009 ist er als Gesellschafts-Redakteur der F.A.S..