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Theresa Lachner

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Produktdetails

Verlag
Aufbau Digital
Erschienen
2019
Sprache
Deutsch
Seiten
224
Infos
224 Seiten
ISBN
978-3-8412-1847-6

Kurztext / Annotation

Zu laut, zu freizügig, zu nachdenklich, zu dick, zu dünn, zu erfolgreich, zu selbstkritisch, zu viele Gefühle auf einmal - irgendwie sind wir immer entweder »zu« oder »nicht genug«. Aber wie fühlt man sich eigentlich richtig? Theresa Lachner hat lange relativiert, meditiert und nach Lösungen recherchiert. Aber irgendwann hat's ihr gereicht. Sie hat ihre Wut genommen und darüber geschrieben: über ihren Weg zur erfolgreichsten deutschen Sexbloggerin und den Kampf gegen altbackene Vorstellungen. Lachner erzählt von Bondageworkshops und weiblicher Ejakulation, Tantraseminaren, Playpartys und Pornodrehs. Und davon, wie sie als Digitalnomadin siebeneinhalb Mal um die Welt geflogen ist und dabei unter jedem Stein nach einem Zuhause gesucht und es schließlich gefunden hat - in sich selbst. »Was ist das heute, eine freie Frau - und was hat das mit Sex zu tun? Theresa Lachner hat eine entwaffnend offene Biografie ihres Begehrens geschrieben.« MEREDITH HAAF

Theresa Lachner, Jahrgang 1986, ist Journalistin, Speakerin und Gründerin des größten deutschsprachigen Sexblogs »Lvstprinzip«. Nach einem Doppelstudium in Publizistik und Literaturwissenschaften lebte sie rund fünf Jahre lang ohne festen Wohnsitz und bereiste dabei 36 Länder. Sie schrieb unter anderem für Business Punk, NEON, Spiegel Online, DIE ZEIT und sämtliche großen deutschsprachigen Frauenzeitschriften. Derzeit befindet sie sich in der Weiterbildung zur Sexologin.

Textauszug

Wer alles loslässt, hat beide Hände frei

Die eigene Katastrophe auszustellen, hat etwas Aufdringliches; es aber nicht auszusprechen, ist noch verquerer, wenn man ohnehin schon einmal bei den Konsequenzen angelangt ist.

Thomas Melle

Ich finde, Wut ist ein unterschätztes Gefühl.

Wenn die Depression, wie Jung sagt, einer Dame in Schwarz gleicht, die man als Gast zu Tisch bitten soll, um sich anzuhören, was sie zu sagen hat, ist die Wut ihre angetrunkene Teenagerschwester. Sie knallt das Dosenbier so energisch auf den Tisch, dass es überschwappt und schreit: »Was soll eigentlich diese ganze Scheiße hier, verdammt?«

Der Wut ist Etikette egal. Sie verschafft sich Gehör, egal, ob man sie höflich dazu einlädt oder eben nicht. Wut fragt nie, ob sie sein darf. Wut ist.

Ich mag die Wut, weil sie so unbestechlich und archaisch ist. »Authentisch«, wie meine Werbekunden sagen würden.

Die Wut und ich haben eins gemeinsam: Wir sehen die Welt zwischendurch ganz gerne auch mal brennen. Auf konstruktive, gewaltfrei kommunizierte Ich-Botschaften verzichten wir zugunsten des ein oder anderen gepflegten kleinen Ausrasters.

Und das ist okay.

Über Leute, die immer beherrscht sind und alles im Leben richtig machen, werden keine Netflix-Serien geschrieben. Früher war ich oft müde. Dann habe ich angefangen, mich ketovegan zu ernähren, ist eben einfach ein bisschen dünn für 'nen Plot.

Ich mag die Wut, denn die Wut macht mich wach. Wut setzt Energie frei. Sie bringt mich dazu, Dinge in Bewegung zu bringen.

Und mich. Immer wieder mich.

»Mama, kann sein, dass ich nach Ho-Chi-Minh-Stadt ziehe«, erkläre ich Mama in Schlafanzughose und der Rohseidenbluse, die ich mir eben für das Skype-Interview in ihrem Arbeitszimmer übergeworfen habe. »Das ist Saigon, oder?«, fragt sie.

Kann sein, keine Ahnung. Egal auch, irgendwie.

Sie können in drei Wochen anfangen, steht in der E-Mail, die ich drei Tage später im Autobahnraststättenklo auf dem Weg zur Diplomprüfung bekomme.

»Ich geh nach Saigon«, rotze ich also auch meinem Diplomprüfer entgegen, der mich dafür prompt mit Auszeichnung entlässt, obwohl mir während der mündlichen Klausur siedend heiß einfällt, dass ich die Lolita in echt nie zu Ende gelesen habe.

Das Glück gehört denen, die keine Ahnung haben.

Krieg und Nudelsuppe. Das ist alles, was ich über Vietnam weiß. Und das reicht mir auch völlig, weil: Nudelsuppe mag ich, und Krieg ist in mir.

Er hat das doch nicht so gemeint. Er ist eben einfach sehr ungeschickt. Über was regst du dich überhaupt immer so auf?

Nach Vietnam zu ziehen ist eine der leichtesten Entscheidungen meines Lebens. Ich bin bereit für diese sogenannte große weite Welt, weil sie mir so viel sicherer erscheint als das, was ich gerade hinter mir lasse. Wer alles loslässt, hat beide Hände frei.

Es ist doch schließlich dein Freund. Er liebt dich und schreibt dir lange Briefe mit selbst gemalten Bildern drin, und ihr lacht zusammen, wie du noch nie mit jemandem gelacht hast.

Wir bitten Sie nun, Ihre Sicherheitsgurte anzulegen und geschlossen zu halten, bis die Anschnallzeichen über Ihren Köpfen erloschen sind. Im unwahrscheinlichen Fall eines Druckverlusts fallen automatisch Sauerstoffmasken aus der Kabinendecke. Ziehen Sie die Maske ganz zu sich heran und drücken Sie sie fest auf Mund und Nase. Bitte legen Sie erst ihre eigene Sauerstoffmaske an, bevor Sie mitreisenden Passagieren helfen.

Druckverlust, ja. Atmen. Ja, Atmen ist immer eine hervorragende Idee.

Als du endlich gegangen bist, warst du erst mal grob zwei Wochen hauptberuflich mit Atmen beschäftigt. Das wusstest du gar nicht, dass es so was wie Augenringe aus Hornhaut gibt, wenn man so viel weint. Wieder was gelernt.

Atmen, Kaugummi, The XX im iPod. Drei Plastikbecher lauwarmer australischer Sauvignon

Beschreibung für Leser

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