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Jürgen Neubauer

Mexiko

Ein Länderporträt

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Produktdetails

Verlag
Links, Ch
Erschienen
2017
Sprache
Deutsch
Seiten
224
Infos
224 Seiten
ISBN
978-3-86284-169-1

Kurztext / Annotation

Mexiko ist ein Fest der Farben und der Fülle, ein Land, in dem sich die Natur von ihrer sinnlichsten Seite zeigt, in dem achtzig Ethnien leben und sechzig Sprachen gesprochen werden. Mexiko ist aber auch geprägt von schroffen Gegensätzen zwischen Brauchtum und Moderne, Katholizismus und Eventgesellschaft, Arm und Reich, ein Land, das warm und herzlich sein kann, aber auch grausam und herzlos.
Jürgen Neubauer, der seit 2004 in Mexiko lebt, erzählt vom Alltag der Mexikaner. Er schreibt über Marienkult und Drogenkrieg, Fußballfieber und Familienleben, über Tortilla und Chili, den reichsten und den dicksten Mann der Welt, über Musik und Fiesta, Bürokraten und Schamanen - und über bunte Totenfeiern. Ein Buch, so facettenreich wie das Land.

Textauszug

La Caña
Das bittere Geschäft mit dem Süßen

Für einen Moment taucht das Auto in eine dichte Rauchwolke ein, auf der Windschutzscheibe landet Asche und etwas, das aussieht wie verkohlte Papierfetzchen. Dann ist die Sicht wieder frei. Durch wogende, grüne Felder mit drei Meter hohem Zuckerrohr fahre ich von der veracruzanischen Universitätsstadt Xalapa aus in Richtung eines kleinen Dorfes namens Mahuixtlán. Hinter dem Coca-Cola-Werk und einer Lagerhalle mit der Aufschrift »Zucarmex« biege ich links ab. Einige Kilometer weiter kommt der hohe Schlot der Zuckerfabrik in den Blick, aus dem dicker, schwarzer Rauch aufsteigt.

Auf der schmalen, mit Schlaglöchern übersäten Landstraße überhole ich ein paar hoch mit Zuckerrohr beladene, betagte Lastwagen, die rußend in Richtung des ingenio, der Zuckerfabrik rumpeln. Überall auf der Straße liegen plattgefahrene, meterlange Halme. Am Ortseingang komme ich an einer Wiegestation vorbei, an der ein halbes Dutzend Lastwagen Schlange steht. Über die Werksmauer ragt ein gewaltiges Wellblechdach, aus dem dichte Dampfwolken quellen. Als ich aussteige, werde ich fast von dem schweren Zuckerduft erschlagen, der mich entfernt an Lakritze erinnert.

Am Eingang trage ich mich in eine Besucherliste ein und muss meinen Führerschein abgeben - zur Sicherheit, falls ich drinnen etwas anstelle. Ein junger Mann im Guayavera, dem für die Golfregion und die Karibik typischen weißen Leinenhemd, führt mich in den Innenhof einer alten Hacienda. An den Büros in den offenen Arkaden und am alten Springbrunnen in der Mitte des Hofs gehe ich vorbei und weiter eine breite Außentreppe hinauf in den ersten Stock. Den ganzen Weg über begleitet mich ein dumpfes Grollen von Maschinen. Der junge Mann bittet mich zu warten und verschwindet in einer Tür.

Ich habe eine Verabredung mit Joel Domínguez, dem Geschäftsführer des Zuckerwerks. Es war nicht ganz einfach, den Termin für unser Gespräch zu bekommen. Bei meinem ersten Besuch dachte ich noch, ich könnte einfach in das Werk spazieren, doch am Eingang wurde ich schnell eines Besseren belehrt. Es gälten »strenge Sicherheitsvorschriften«, erklärte mir ein Wachmann damals. Aber ich solle doch eine E-Mail an den Direktor schreiben und ihm mein Anliegen vortragen. Das tat ich dann auch - und erhielt nie eine Antwort. Alles andere hätte mich auch gewundert, denn Mexikaner verschicken per E-Mail zwar für ihr Leben gern Kettenbriefe und erbauliche Powerpoint-Diashows, aber geschäftliche E-Mails ignorieren sie - besonders von Leuten, die sie nicht kennen. Ohne persönliche Kontakte geht gar nichts, und mit persönlichen Kontakten kommt man bis zum Präsidenten. Als ich ein paar Tage später mit einem Freund ein Bier trinken ging und ihm von meinem missglückten Versuch berichtete, sagte der: »Den kenne ich, mit dem bin ich in die Schule gegangen!« Er zog sein Handy aus der Tasche und rief seinen Kumpel an. Nach einem kurzen Gespräch hatte ich meinen Termin.

So kommt es, dass ich an diesem Morgen auf der Treppe stehe und warte. Nach einigen Minuten kommt ein kräftiger Mann aus der Tür, über dessen stattlichem Bauch sich ein blau gestreiftes Hemd spannt. Joel Domínguez muss ungefähr fünfzig Jahre alt sein, und ich würde ihn auf 1,90 Meter schätzen.

»Ich kann dir leider keine Führung geben«, sagt er mir gleich zur Begrüßung. »Wir haben hier strengste Hygienevorschriften. Wenn meine Kunden nur ein Haar im Zucker finden, dann schicken die mir die komplette Lieferung zurück. Aber ich kann dir die Anlage von hier oben aus zeigen.«

Er öffnet ein Fenster im Treppenhaus, und sofort dringt ein furchtbares Zischen, Rattern und Dröhnen herein. Ich blicke auf ein unübersichtliches Gewirr aus Rohren, Tanks, Ventilen, Förderbändern, Rädern und Keilriemen, dazwischen sehe ich einige Leitern und Stege. Auf einer Brüstung stehen drei Arbeiter mit Helmen und beugen sich über eine Instrumententafel. Auf dem Boden liegen zerque

Beschreibung für Leser

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