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Helmut Lehnen

wiederkehren

Ein zeithistorisches Dokument über den Zweiten Weltkrieg, das Ende des Kriegs und den Neuanfang

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Produktdetails

Verlag
AtheneMedia-Verlag
Erschienen
2014
Sprache
Deutsch
Seiten
240
Infos
240 Seiten
ISBN
978-3-86992-223-2

Kurztext / Annotation

Das zeithistorische Dokument über den Zweiten Weltkrieg, das Ende des Kriegs und den Neuanfang in Deutschland: 'wiederkehren' meint die Rückkehr eines Kriegsgefangenen aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft ; 'wiederkehren' meint die allmähliche Erinnerung eines Schwerverwundeten an seine Jugend im Nazideutschland ; 'wiederkehren' meint die Rückkehr einer Jüdin in die Umwelt, in der sie aufgewachsen ist ; 'wiederkehren' meint die Konstituenten gesellschaftlichen und politischen Handelns, die immer aktuell sind ; 'wiederkehren' meint auch den Schmutz, den man meint beseitigt zu haben und der immer wieder zurückkehrt. 'wiederkehren' ist das Thema des vorliegenden Romans, das der Autor in der Rückschau mit Distanz und Ironie bearbeitet, um erlebte Wirklichkeit konkret zu erfassen und sie abstrakt-mythologischer Daseinsbeschreibung zu entkleiden.

Helmut Lehnen, Zeitzeuge, war Studienseminarleiter für das Lehramt in Düsseldorf und ist Autor: Arbeitsbuch Literatur (Schwann Verlag), Seminar- und Begleittexte zu den Theateraufführungen der Ruhrfestspiele Recklinghausen, Mitarbeiter im 'jungen forum', Ruhrfestspiele Recklinghausen sowie Texte zur Didaktik und Methodik als Mitarbeiter am Pädagogischen Institut Düsseldorf.

Textauszug

2. Teil

Kapriolen

"Üb immer Treue und Redlichkeit", singt mir Mama ins Ohr und verordnet mir drei Vaterunser für meine Missetaten des Tages ...

"Ohne Fleiß kein Preis", schimpft Vater Wilhelm, zieht mir die Ohren lang und sperrt mich in den Keller ...

"Wer nicht hören will, muss fühlen." Kunigunde, Oma väterlicherseits, steht mit beiden Beinen auf der Erde und knallt mir eine. Ihre Sprüche verkauft sie auch den Frauen, die an Lohntagen ihre Männer am Tor I abfangen, und liest ihnen aus den Lebens- und Schicksalslinien der linken Hand die Leviten gegen bare Münze.

Es werden viele Sprüche gekloppt in unserer Gegend, auch ich bin schon anfällig geworden ... "Rot und blau, Polensau": Der Spruch richtet sich gegen Ottilie Jablonski, die mit ihrem Ehemann Peterchen unter uns wohnt, nicht richtig Deutsch kann und mit ihrem Schrubber immer hinter mir her ist, wenn ich im Hausflur die Klotschen nicht ausziehe. Ottilie bestrickt sich und Peterchen von oben bis unten mit Rot und Blau, für Peterchen braucht sie aber nur halb so viel Wolle.

Den gemeinsten Spruch hat aber der Julius Kock drauf, der Fahnenträger der SA. Der flüstert mir ins Ohr: "Mit roten Kommunistenzicken kannst du an jeder Ecke ..." Hier bricht er ab, geht weg und ruft aus angemessener Entfernung: "Kicken." Julius meint so eine wie die rote Zilli, die uns mit einem knallharten Schuss den Gummiball zurückbefördert mit ihrem hochhackigen linken Fuß.

"Der sieht's man schon von weitem an", sagt Mama, "wie sie da steht an der Ecke mit ihren wasserstoffblonden Haaren, weiß gepudert und bunt angestrichen. Da weiß man doch, was die treibt, wenn sie öffentlich raucht."

Die rote Zilli ist eine aus dem Truppenlager. Da ballen die Weiber die Fäuste, schreien 'Heil Moskau' und singen die Internationale, weil sie sich mit den belgischen Besatzern herumtrieben und ins Truppenlager einzogen. Da waren sie nicht wieder rauszukriegen, selbst als die Belgier abzogen, und so hausen sie noch heute da. "Ein Schandfleck dieses Truppenlager, Brutstätte für Aufwiegler, Nichtstuer und Wohlfahrtsempfänger, Kommunistenpack!", hieß es.

Der Julius hat es den Weibern gezeigt. Bei Nacht und Nebel hat er ihnen aufgelauert und die Haare abgeschnitten, aber die fanden auch ohne Haare neue Kerls.

"Vaterlandsverräter allesamt, ehrsame Kruppianer gehen diesem Gesindel aus dem Wege. Sie machen einen weiten Bogen um das Truppenlager, wenn sie auf Schicht gehen, besonders bei Nachtschicht. Das ist Ehrensache", sagt Mama, denn sie fühlt sich als Kruppianerin, weil Vater Wilhelm am Hochofen sein Geld verdient und im Herbst eine verbilligte Karre Kohlen und ein paar Zentner Kartoffeln von Krupp bezieht. Außerdem wohnen wir in einer Krupp'schen Wohnung mit Mietrecht, seitdem Vater Wilhelm sein ererbtes Haus vor der Inflation an Krupp verkloppt hat.

Nach der Inflation ist Vater Wilhelm in die NSDAP eingetreten, weil er meinte, der Hitler würde ihm sein verlorenes Geld zurückbezahlen.

Oft kriegt Vater Wilhelm am Ofen eine trockene Kehle, dann wartet Mama vergeblich darauf, dass Vater Wilhelm am Loh

Beschreibung für Leser

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