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Gerd Hornawsky

Wahnsinn

Wissenschaft und Diktatur

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Produktdetails

Verlag
AtheneMedia-Verlag
Erschienen
2014
Sprache
Deutsch
Seiten
168
Infos
168 Seiten
ISBN
978-3-86992-230-0

Kurztext / Annotation

Diktatur und Wissenschhaft: Der Biologe Bernd Berger gerät in den Bannkreis eines faszinierenden Wissenschaftlers, lässt sich von dessen Ideen begeistern und zur Mitarbeit in seinem Institut verführen, bis er begreift, dass er einem Wahnsinnigen aufgesessen ist. Die Verführung dauerte nur so lange, wie er noch frei war. Dann begann seine bedingungslose Unterwerfung, bei geringstem Widerstand die Bekämpfung als Feind. Berger erlebt schließlich tatenlos, wie alles unrettbar dem Untergang entgegengeht. - - Diese Geschichte einer kleinen Diktatur steht als Parabel für das politische System, vor dessen Hintergrund sie spielt: die kommunistische Diktatur Osteuropas, der DDR und deren Zusammenbruch. Berger erlebt am Ende das wiedervereinigte Deutschland nach der Wende und der Deuteschen Einheit, eine zunächst faszinierende Gesellschaft, deren Merkwürdigkeiten aber schon bald die Frage provozieren, ob da nicht manche Dinge auch vom Wahnsinn bestimmt werden. -

Dr. Gerd Hornawsky von Beruf Chemiker, beschreibt diesen Teufelskreis aus eigener Lebenserfahrung mit viel Witz und feiner Ironie, ein Buch über kaum wahrnehmbare Deformationen im täglichen Leben, die in ihrer Gesamtheit zu einer völlig deformierten paranoischen Gesellschaft führen. Er selbst, im Nachkriegsdeutschland aufgewachsen, der den Mauerbau als Student in Jena erlebt hat, verbrachte seine besten Berufsjahrzehnte in wissenschaftlichen Instituten Ostberlins und war nach 1990 Mitarbeiter von Firmen in Bayern und Berlin. Als Schriftsteller, vorwiegend für Funk, Fernsehen und Theater ('Nachlass', 'Kepler', 'Kapitzke und Wolzenbach') sieht Hornawsky die Verführbarkeit der menschlichen Psyche und ihre Anfälligkeit für Diktaturen als sein zentrales Thema. Hornawsky lebt in Berlin Prenzlauer Berg.

Textauszug

Beginn des Wahnsinns

1.

Was ich sagen werde, ist ganz aus der Sicht Bergers gesagt, andere werden das Gleiche anders erlebt haben, und Professor Hinz, wenn er noch leben würde, wäre empört. Trotzdem ist diese Geschichte so gelaufen. Das lässt sich nicht ändern oder gar wegleugnen, genauso wenig wie die Tatsache, dass 1985 noch die Mauer stand und die Deutschen heute in einem Staat leben, den die Sieger zur Strafe für den verlorenen Krieg so festgelegt haben. Das sind nun einmal die Fakten. Ob ich das Ganze in der dritten Person mit einem erfundenen Namen erzähle oder nicht oder gar in der gewollten Distanz: Der Erzähler hat ..., das spielt im Prinzip keine Rolle. Jedem steht frei, sich in jede Person zu begeben und daraus über alles zu richten. Dann würde natürlich auch Berger, das heißt, das Bild von ihm, anders erscheinen.

Als ihm Sabine am Telefon den Tod von Professor Hinz mitteilte, das war auf der Fachmesse in München, hatte Berger das Gefühl, hier handle es sich um einen Akt höherer Gerechtigkeit.

Sabine sagte: Was auch gewesen ist, sein Tod ändert alles.

Berger wusste natürlich, was sie meinte, aber er fragte sich: Hat sie recht? Der Tod ändert vieles, ändert er jedoch etwas von dem, was gewesen ist? Zunächst bedeutet er, sich nicht wieder sehen, nicht wieder miteinander sprechen, keinen Streit mehr haben, Hass ist sinnlos geworden, Sympathie ebenfalls, Versöhnung ist nicht mehr möglich. Aber ändert er etwas von dem, was gewesen ist?

Berger hatte den Hörer aufgelegt und lief zurück zum Messestand, es war Ausstellungsschluss. Er sagte zu seinen Kollegen, die zusammenräumten: Eben erfahre ich von meiner Frau, dass mein ehemaliger Chef gestorben ist beim Baden im Pazifik während einer Dienstreise in Peru.

Herr Fredel, der Firmenchef, entgegnete: Nun machen Sie mal kein Gesicht, als wäre Ihr Vater gestorben.

Berger sagte, er habe erst vorgestern mit Frau Hinz gesprochen. Es gehe ihrem Mann gut, hatte sie gesagt, er habe angerufen. Da war er schon tot, sie wusste es nur noch nicht.

Herr Fredel zog seinen Mantel über, suchte irgendetwas in den Taschen, was er nicht finden konnte, und meinte nebenher: Lassen Sie sich deshalb nicht die Laune verderben, Herr Berger. Es sterben so viele Leute, Sie brauchen doch nur eine Zeitung aufzuschlagen, da finden Sie in Massen Todesmeldungen jeden Tag. Jetzt gehen wir in den Englischen Garten auf ein Bier, da wird Ihnen besser.

Berger erinnerte ihn daran, dass auch er, Fredel, Professor Hinz neulich begegnet war, dass es sich also für ihn nicht um einen Unbekannten handle.

Schon möglich, sagte Herr Fredel, man kann sich doch gar nicht mehr alle merken. In Hamburg ist der Professor Meister gestorben, in Göttingen der Professor Müller. Wenn Sie den Müller gekannt hätten, Herr Berger, so ein Hüne, der Müller: Krebs, weg!

Einer fragte noch: Wie alt war denn dieser Professor Hinz?

Dreiundfünfzig.

Na immerhin, war die Antwort. Dann drängte Herr Fredel zum Gehen.

Berger hatte offenbar die Vorstellung, jeder müsse beeindruckt sein, wenn Professor Hinz plötzlich stirbt. Er lief neben den anderen her. Sie ließen ihn in Ruhe. Schwer zu sagen, ob das Rücksichtnahme war oder ob jeder beiseitegelassen wird, der

Beschreibung für Leser

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Über den AutorIn

Dr. Gerd Hornawsky, Jahrgang 1939, von Beruf Chemiker, ist im Nachkriegsdeutschland aufgewachsen. Er hat den Mauerbau als Student in Jena miterlebt, verbrachte seine besten Berufsjahrzehnte in wissenschaftlichen Instituten Ostberlins und war nach 1990 Mitarbeiter von Firmen in Bayern und Berlin. Als Schriftsteller, vorwiegend für Funk, Fernsehen und Theater sieht Hornawsky die Verführbarkeit der menschlichen Psyche und ihre Anfälligkeit für Diktaturen als sein zentrales Thema. Hornawsky lebt in Berlin Prenzlauer Berg.