0 0,00*
Schuld, Sühne, Humor
Claudia Stockinger

Schuld, Sühne, Humor

Der Tatort als Spiegel des Religiösen

versandfertig in ca. 15 Werktagen


Produktdetails

Verlag
Evangelische Akademie Baden
Erschienen
2013
Sprache
Deutsch
Seiten
76
Infos
76 Seiten
20.3 cm x 12.8 cm
ISBN
978-3-89674-572-9

Hauptbeschreibung

„Die Bibel zum Beispiel: So ein dickes Buch und nicht ein anständiger Witz drin.“ Äußerungen wie die des Münsteraner Tatortermittlers Thiel machen die Beliebtheit der Fernsehreihe Tatort aus. Keine andere Krimi-Serie erreichte seit ihrer Erstausstrahlung 1970 ein vergleichbares Interesse bei den Zuschauern.

Doch welche Rolle spielen religiöse Themen im Tatort? Dieser Frage geht Claudia Stockinger in der Veröffentlichung zur Verleihung des Bad Herrenalber Akademiepreises 2012 nach. Sie stellt fest, dass Religion oberflächlich gesehen vielleicht nur ein Randthema der Serie ist. Bei näherem Hinschauen entpuppt sie sich aber als Motiv-Reihe, an der sich die wandelnde Rolle von Religion in unserer Gesellschaft in den vergangenen vierzig Jahren aufzeigen lässt. Stockingers Analyse zeigt, dass Tatort-Kommissare und Kirchenvertreter mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben: Sie setzen sich für eine bessere Welt ein, können aber nicht sicher sein, dass sich durch ihre Arbeit das moralisch Richtige immer durchsetzt.

Für ihren Beitrag „Religion im Tatort“ erhielt Stockinger den Bad Herrenalber Akademiepreis 2012.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort;
Jan Badewien: Gesellschaftsanalyse im Thrillerformat. Laudatio für Claudia Stockinger;
Claudia Stockinger: „Wo Religion beginnt, endet der Humor“ Über das Verhältnis von Komik und Religion in der ARD-Reihe Tatort;
Claudia Stockinger: Religion im Tatort;
Zur Preisträgerin;
Bad Herrenalber Akademiepreis

Einführung oder Vorwort

Der Vorstand des Freundeskreises der Evangelischen Akademie Baden hat im Jahr 2012 den Bad Herrenalber Akademiepreis an die Göttinger Literaturwissenschaftlerin Claudia Stockinger verliehen. Ausgezeichnet wurde damit ein Vortrag zum Thema „Religion im Tatort“, den Frau Stockinger auf der Akademietagung „Republik im Fadenkreuz. Der Tatort als Mentalitätsgeschichte der Bundesrepublik“ im Oktober 2011 gehalten hat.
Die Preisträgerin, in Karlsruhe aufgewachsen und an der hiesigen Universität mehrere Jahre als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Literaturwissenschaft tätig, ist derzeit Professorin für „Neuere deutsche Literatur“ an der Universität Göttingen. Sie leitet gemeinsam mit dem Karlsruher Professor Dr. Stefan Scherer ein DFG-Forschungsprojekt zu „Formen und Verfahren der Serialität in der ARD-Reihe ‚Tatort‘“. Im Rahmen dieser Arbeit ist ihr in besonderer Weise die Frage nach der Rolle der Religionen in diesen Filmen wichtig, die sich parallel zur gesellschaftlichen Wahrnehmung religiöser Riten und religiöser Lebensformen in den letzten 25 Jahren verändert hat.
In ihrem Beitrag legt Frau Stockinger dar, wie die Darstellung von religiösen Lebensweisen von der jeweiligen gesellschaftlichen Akzeptanz geprägt ist: in den ersten Jahren wird das Motiv „Religion“ kaum beachtet, seit religiöse Elemente in der Gesellschaft wieder sichtbarer werden, nimmt die Präsenz von Religion in den Filmen zu. Das geschieht allerdings in durchaus differenzierter Weise: während der Islam als Religion vieler Migranten sachlich behandelt wird, die christlichen Kirchen vor allem in ihren lebensbegleitenden Kasualien (Beerdigung) sichtbar werden, bleibt die Behandlung von Sondergruppen („Sekten“) schematisch und bedrohlich. Die Visualisierung esoterischer Praktiken trägt Züge der Komik.
In ihrem Festvortrag beleuchtet Frau Stockinger das ambivalente Verhältnis von Religion und Humor, und sie plädiert dafür, Religion und Glauben auch von ihrer fröhlichen Seite anzusehen.
Mit der Auszeichnung würdigt der Vorstand des Freundeskreises einen Vortrag, der im Sinne der Vorgaben für die Zuerkennung des Preises Theologie bzw. Kirche in ein Gespräch mit anderen Wissenschaften und Lebenswelten bringt. Das ist in dem Beitrag von Frau Stockinger durch die Zusammenführung von Literaturwissenschaften, Medienwissenschaften und Theologie in besonderer Weise gelungen.
Prof. Dr. Sabine Liebig, Vorsitzende des Freundeskreises der Evangelischen Akademie Baden e. V.;
Dr. Jan Badewien, Akademiedirektor i.R., Evangelische Akademie Baden
Karlsruhe, im Februar 2013