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Produktdetails

Verlag
OTB eBook publishing
Erschienen
2019
Sprache
Deutsch
Seiten
180
Infos
180 Seiten
ISBN
978-3-95864-024-5

Kurztext / Annotation

Excerpt: 'Viele der nachfolgenden Artikel sind in der "neuen freien Presse" in der "Presse", im "Concordia-Kalender", im "Berliner Salon", im "neuen Fremdenblatt" und in der Berliner "Gegenwart" vereinzelt erschienen und mit Antheil aufgenommen worden. Ich bringe sie hier umgewandelt, sorgfältig gefeilt, in chronologischer Reihenfolge mit anderen und in einer gewissen Ordnung und Anordnung, wie es die fortschreitende Erzählung erheischt. Alles überlegt, sind Memoiren nicht von Ueberfluß, in wie ferne sie psychologische und culturhistorische Momente enthalten. Die Aufgabe wäre nun freilich: von dem Individuellen ausgehend, an das Allgemeine anzuknüpfen und in dem rein Persönlichen gewisse Verhältnisse und Zustände von höherem Interesse sich abspiegeln zu lassen. Oesterreich und Wien mit seinen socialen, literarischen und politischen Phasen, die ich über ein halbes Jahrhundert mit erlebt, bieten nicht blos ein locales Interesse dar. Wien ist zugleich eine deutsche Stadt und wird es ewig bleiben, dem Dualismus, Föderalismus, Czechismus, und jedem gegenwärtigen oder zukünftigen, ungarischen oder sonstigen Ministerium zum Trotz! Als Deutscher spreche ich daher auch zu Deutschen, wie als Wiener zu meinen Landsleuten. Jeder Mensch gehört seinem Boden an, und der Lebens- und Bildungsgang des Einzelnen wie der Nation kann weder dem Stück Erde, auf welchem wir wurzeln, noch der Atmosphäre entrinnen, welche uns zwingend umgibt. Unser Aller Atmosphäre aber war das sogenannte österreichische System, von Börne als das "böse Prinzip" bezeichnet. Dieser garstige "Fleck" scheint, trotz der constitutionellen Schönfärberei, in seiner Ur-Schmutzfarbe, die immer wieder hervorbricht, völlig unvertilgbar. Wenn der Druck des "Systems" in der sogenannten guten alten Zeit wie ein Alp auf jedem Bürger lastete, so mußte ihn der Schriftsteller natürlich doppelt schmerzlich empfinden. Diese Skizzen werden davon zu erzählen haben!'

Textauszug

Vorwort.
    wie das Herz der Welt überhaupt, so hat auch jedes
Herz, auch des besten Menschen, einen Fleck, der ist
gut österreichisch gesinnt - er ist das böse Prinzip. Börne.

Viele der nachfolgenden Artikel sind in der »neuen freien Presse« in der »Presse«, im »Concordia-Kalender«, im »Berliner Salon«, im »neuen Fremdenblatt« und in der Berliner »Gegenwart« vereinzelt erschienen und mit Antheil aufgenommen worden. Ich bringe sie hier umgewandelt, sorgfältig gefeilt, in chronologischer Reihenfolge mit anderen und in einer gewissen Ordnung und Anordnung, wie es die fortschreitende Erzählung erheischt. -

Alles überlegt, sind Memoiren nicht von Ueberfluß, in wie ferne sie psychologische und culturhistorische Momente enthalten. Die Aufgabe wäre nun freilich: von dem Individuellen ausgehend, an das Allgemeine anzuknüpfen und in dem rein Persönlichen gewisse Verhältnisse und Zustände von höherem Interesse sich abspiegeln zu lassen. Oesterreich und Wien mit seinen socialen, literarischen und politischen Phasen, die ich über ein halbes Jahrhundert mit erlebt, bieten nicht blos ein locales Interesse dar. Wien ist zugleich eine deutsche Stadt und wird es ewig bleiben, dem Dualismus, Föderalismus, Czechismus, und jedem gegenwärtigen oder zukünftigen, ungarischen oder sonstigen Ministerium zum Trotz! Als Deutscher spreche ich daher auch zu Deutschen, wie als Wiener zu meinen Landsleuten. Jeder Mensch gehört seinem Boden an, und der Lebens- und Bildungsgang des Einzelnen wie der Nation kann weder dem Stück Erde, auf welchem wir wurzeln, noch der Atmosphäre entrinnen, welche uns zwingend umgibt. Unser Aller Atmosphäre aber war das sogenannte österreichische System, von Börne als das »böse Prinzip« bezeichnet. Dieser garstige »Fleck« scheint, trotz der constitutionellen Schönfärberei, in seiner Ur-Schmutzfarbe, die immer wieder hervorbricht, völlig unvertilgbar. Wenn der Druck des »Systems« in der sogenannten guten alten Zeit wie ein Alp auf jedem Bürger lastete, so mußte ihn der Schriftsteller natürlich doppelt schmerzlich empfinden. Diese Skizzen werden davon zu erzählen haben!

Wien, im November 1872.

Bauernfeld.

»Was werden wir nun sagen?« -
»Die Wahrheit!« Zauberflöte.

(Die Studien und die Studien-Hofcommission in der »guten alten Zeit«. - Ein rationalistischer Klostergeistlicher. - Die Professoren Weintridt und Rembold.)

Die Schulen sind voll artiger Kinder,
  und doch ist die Welt voll dummer
  Menschen. Helvetius.

Die Grundlage meiner Bildung verdanke ich dem Schotten-Gymnasium, welches sich während meiner Schulfrequenz (von 1813 bis einschließlich 1818) beinahe durchgehends tüchtiger Lehrer zu erfreuen hatte. Ich nenne vor Allen den ausgezeichneten Andreas Oberleitner, der uns das Griechische gründlich beibrachte. Er war zu gleicher Zeit Professor des Orientalischen an der Wiener Universität, und seine Ausgabe der aramäischen Grammatik von Jahn, seine Fundamenta linguae arabicae, chrestomathia arabica, syria und Anderes sind in der gelehrten Welt noch heutzutage nicht vergessen.

Als ich in die zweite Humanitätsclasse, in die »Rhetorik« vorrückte, bekamen wir einen Professor, dessen Persönlichkeit und ganzes Wesen nicht ohne mächtigen Einfluß auf uns werdende Jünglinge bleiben konnte. Leander König war zwar kein grundgelehrter Specialist, auch kein eigentliches philologisches Genie, wie der oben genannte Araber und Syrier, jedoch ein wissenschaftlich genugsam ausge

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