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Produktdetails

Verlag
Morawa Lesezirkel
Erschienen
2017
Sprache
Deutsch
ISBN
978-3-99070-154-6

Kurztext / Annotation

Das ausgehende 19. Jahrhundert: Der Deutsch-Französische Krieg tobt und reißt mit seinem Strudel an Ereignissen und Leid Hunderttausende mit, vor allem Arme und einfache Leute. So verschlägt es Barbara und Magdalena, zwei Schwestern aus dem Elsass nach Südhessen, wo sie in Franz-Josef, einem Barbier und Gottfried, einem Gärtner, zwei verwandte Seelen finden. Gemeinsam versuchen Sie, in einer Zeit des Aufbruchs und der Veränderung allen Widrigkeiten zu trotzen und sich ein eigenes kleines Glück zu schaffen.

Gottfried Koch wurde 1951 in Weilbach geboren. Er lehrt Informatik an der Universität Leipzig. Alle seine Vorfahren waren Rasierer, Barbiere und Friseure aus Leidenschaft. Erleben Sie Geschichte an Hand konkreter Lebenswege. Unterhaltsame und spannende Wissensvermittlung über das Leben im 19. Jahrhundert.

Textauszug

Franz-Josef Koch saß im Zustand eines zerstreuten vor sich Hinbrütens in der Küche des elterlichen Hauses, Frankfurter Chaussee 16 in Weilbach. In diesem Zustand verweilte Franz-Josef oft. Er machte sich dann seine Gedanken, träumte seine Bilder und hielt inne von der Welt da draußen oder er las in seiner Seele. Franz-Josef war ein ausgeglichener Mensch, weder traurig noch froh gestimmt. Er war einfach.

Das Haus der Familie Koch bestand aus zwei Zimmern im Erdgeschoss sowie drei kleinen Schlafräumen im ersten Stock. Früher war alles zu eng gewesen. Und zu feucht. Seit einigen Jahren war es im Haus leer geworden, die Feuchtigkeit hingegen geblieben. Nur noch Franz-Josef und seine Mutter Margaretha wohnten hier.

Einstmals lebten zehn Personen unter diesem alten Dach. Der Vater Franz, geboren am 11. Dezember 1801. Er starb am 22 Juli 1867. Die Mutter Margaretha, geboren am 1. Mai 1806, seit dem 18. Januar 1829 mit Franz verheiratet. Und dann waren da noch die acht Kinder. Peter, heute 41 Jahre, Peter-Josef, 38 Jahre und Georg, der im Juli 1863 mit nur 27 Jahren verstarb. Peter und Peter-Josef waren in Weilbach verehelicht und hatten selbst schon Kinder.

Zudem waren da noch vier Schwestern zu nennen. Margaretha, sie verstarb 1854 mit nur 16 Jahren, Catharina, 31 Jahre, Apollonia, 29 Jahre und Friederika, die im Januar 1845 nach nur drei Monaten verstarb. Franz-Josef selbst wurde am 15. Oktober 1842 geboren.

Im Haus hatte sich ein leichter Modergeruch in den Wänden festgesetzt. Es war schwül heiß. Ein Fenster konnte Franz-Josef nicht öffnen, da der Aufmarsch der Armee eine riesige Staubwolke aufwirbelte.

Am 19. Juli 1870 hatte der französische Kaiser Napoleon III. Preußen den Krieg erklärt. Nach außen wollte er damit seiner Anhängerschaft gefallen. Ausschlaggebend für diesen Krieg war jedoch Napoleons Imponiergehabe gegenüber seiner Gattin, der spanischen Gräfin Eugénie de Montijo. Schon die Hochzeitszeremonie im Januar 1853 war ein großes Imponiergehabe. Bis ins kleinste Detail war das Prunkfest eine Kopie der Feierlichkeiten von Napoleon Bonaparte, Napoleon I, mit dessen großer Liebe Josephine. Eugénie de Montijo glaubte, dass sie als Kaiserin neben ihrem Gatten Napoleon III von nun an genauso werde strahlen können, wie Josephine neben Bonaparte. Eugénie irrte sich.

Ihre Ehe war nicht glücklich. Eugénie litt unter den Affären ihres Gatten. Und dieser gab sich erst gar keine Mühe seine Seitensprünge zu verbergen. Im Gegenteil. Er zelebrierte seine Affären auf großen öffentlichen Bühnen. Seht alle her, das bin ich: stolz, furchtlos und potent wie ein gallischer Hahn. Leider waren die Betten seiner Mätressen die einzigen Schlachtfelder, auf denen er erfolgreich war. Wenn er es denn dort auch wirklich war. Wir wissen es nicht. Es gibt nur Informationen, die er selbst gestreut hat.

Seine frühere leidenschaftliche Liebe zu Eugénie war rasch erloschen. Eugénie war konservativ, autoritär und streng katholisch. Je mehr sich ihr Gatte außerehelich engagierte, umso mehr zog sie sich zurück. Zum Gebet. Für Eugénie war Otto von Bismarck ein rotes Tuch. Vieles verzieh sie ihrem Napoleon. Nicht aber ein mögliches Zurückweichen vor diesem ungehobelten Protestanten aus Berlin. Eugénie wollte den alten imperialen Ruhm der Grand Nation, so wie ihn Napoleon I errungen hatte, wiederhergestellt wissen. Nicht mehr, aber auch auf keinen Fall weniger war sie ihren stolzen spanischen Vorfahren schuldig. Und das war das Letzte was sie von Napoleon wollte. Dann würde sie schweigen und er könne sich vergnügen wo, mit wem und wie er wolle.

Napoleon III war mit seiner Kriegserklärung Otto von Bismarck in die Falle gegangen. Bismarck wollte den Krieg. Er war davon überzeugt, dass Preußen aus dieser Schlacht siegreich hervorgehen würde. Also provozierte er Frankreich mit einer möglichen Inthronisierung eines Hohenzollers auf den spanischen Thron. Es war klar, dass sich dadurch Frankrei

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