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Rezensionen

Rezension von Maxie Bantleon

Die Hochzeit der Chani Kaufman

 

Als Einstimmung und in freudiger Erwartung auf die von mir lange ersehnte Fortsetzung habe ich „Die Hochzeit der Chani Kaufman“ ein zweites Mal gelesen. Und was soll ich sagen: Der Roman hat mir genauso gut gefallen wie vor knapp zehn Jahren, als ich ihn das erste Mal gelesen habe.
Zu dem Zeitpunkt wusste ich relativ wenig über ultra-orthodoxe Juden – Deborah Feldman und ihr sensationeller Bestseller „Unorthodox“ waren mir zu dem Zeitpunkt noch unbekannt; ich hatte höchstens mal den Film „Yentl“ gesehen.

Chani ist die fünfte von acht Schwestern; ein Date nach dem anderen hat sie über sich ergehen lassen müssen, alle arrangiert, jeder potentielle Bewerber sorgfältig erwogen von ihren Eltern und der Heiratsvermittlerin. Den Männern, die ihr gefielen, gefiel sie nicht; diejenigen, die sie wollten, fand Chani langweilig oder unattraktiv.
„Es war schwer genug, abgelehnt zu werden, doch es war entwürdigend, von einem Jungen abgelehnt zu werden, den man nicht einmal wollte.“
Immer größer werden sowohl bei ihren Eltern wie auch bei der Tochter die Angst und die Sorge, dass Chani als alte Jungfer endet – und dabei ist das Mädchen gerade neunzehn Jahre alt.
Aber dann kommt es – nach nur drei Treffen! – doch zur Verlobung mit dem kaum älteren Baruch Levy, gegen den Willen seiner Mutter, die sich nicht die Mühe macht, ihre Abneigung Chani gegenüber zu verbergen. Chani – schon der Name ist gewöhnlich genug! – kommt aus einer unpassenden, ärmlichen Familie, ihr fehlt die einfältige Passivität, die für viele andere junge Mädchen so typisch ist, sie ist zu lebhaft.
Mrs Levy ist übrigens eine wirklich schreckliche Figur, aber auch schrecklich unterhaltsam in ihren verzweifelten Versuchen, diese Hochzeit zu torpedieren.

Die dazu parallel verlaufende Geschichte ist die der Rebbetzin Rivka Zilberman. Sie ist die Frau des Rabbis und dafür zuständig, die jungen Bräute auf ihre Rolle als Ehefrau und Mutter vorzubereiten.
Rivka war nicht von Geburt an „frumm“, hat sich aber ihrem Mann Chaim zuliebe vor vielen Jahren dazu entschlossen, den strengen Regeln des ultraorthodoxen Glaubens zu folgen.
Doch dann passieren mehrere Dinge, die sie an allem, was ihr Leben ausmacht, und an den engen Grenzen ihres Lebens zweifeln lässt. Rivka erkennt, dass es die Oberfläche gibt, an der sie all die Dinge tut und sagt, die von ihr erwartet werden, doch darunter tobt ein Tumult, den sie nicht länger ignorieren kann.

Eve Harris führt uns mit der Geschichte dieser beiden Frauen in eine fremde und befremdliche Welt, mit Staunen und Unglauben lesen wir von der Unausweichlichkeit ihres Lebens und ihrer Rolle als Frau, eingezwängt unter einer Glasglocke voller Zwänge, und das alles im Namen Gottes.

Rezension von OWI

Wie die Chassidim leben und denken

 

Ein wunderbares Buch. Die Sprache ist zart - so wie die Beziehung zwischen Chani und Baruch. Chani ist ein faszinierender Charakter mit ihrem Selbstbewusstsein und ihrem Hang Konventionen zu durchbrechen.

Und die sind eng in der Gemeinschaft der orthodoxen Juden in Brooklyn. Da entfaltet der Roman seine besondere Stärke: Es ist der Blick in diese für uns "goyim" so verschlossene Welt.

Die Auseinandersetzung mit diesen alten Traditionen und auch das Auseinanderleben mit ihnen kommt - dies der zweite große Handlungsstrang im Buch - zum Ausdruck auch in der Konfrontation des sehr konservativen Rabbi mit seiner Frau. Die dann am Ende...

Aber das liest man am besten selbst...