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Rezensionen

Rezension von Lena

Die ewigen Toten

 

„Schmeißfliegen waren die Stoppuhren der Natur, ihr Lebenszyklus – von Ei zu Larve zu Insekt – war eine unschätzbare Hilfe, wenn es darum ging, die seit dem Tod verstrichene Zeit zu bestimmen. In diesem Fall hatte die Uhr vor langer Zeit aufgehört zu ticken – sie war nicht mehr von Nutzen. Aber das hieß nicht, dass uns diese leeren Hüllen nichts zu sagen hatten“ Seite 71 ff.

Im leerstehenden St. Judes Hospital wird eine mumifizierte Leiche gefunden. Bald darauf stolpern David Hunter und das restliche Ermittlungsteam über einen zugemauerten Raum, der ebenfalls ein grausames Geheimnis birgt.

Und schon wieder hat es Simon Beckett geschafft, mich ab der ersten Seite zu fesseln und mir den Atem zu stehlen. Das Setting im verlassenen und dunklen Krankenhaus hat mir unglaublich gut gefallen. Und obwohl ich ab der Hälfte des Buches eine Vermutung hatte, wer die Morde begangen haben könnte, lag ich dann doch so falsch. Das ist das, was ich an Becketts Büchern so großartig finde – bis zur letzten Seite tappt man im Dunkeln. Für mich sind bislang „Die ewigen Toten“ und „Kalte Asche“ (Band 2) die zwei besten Bücher aus dieser Reihe. Die man übrigens auch unabhängig voneinander lesen könnte.

Rezension von Ambermoon

David Hunter is back und das besser wie schon lange nicht mehr

 

Im 6. Teil der Bestsellerreihe um David Hunter ermittelt der forensische Anthropologe in einem verlassenen Krankenhaus mit schreckensreicher Vergangenheit.
Nur Fledermäuse verirren sich noch nach St. Jude. Das Krankenhaus im Norden Londons, seit Jahren stillgelegt, soll in Kürze abgerissen werden. Doch dann wird auf dem staubigen Dachboden eine Leiche gefunden, eingewickelt in eine Plastikhülle. Die Tote, das sieht David Hunter sofort, liegt schon seit langer Zeit hier. Durch das trockene und stickige Klima ist der Körper teilweise mumifiziert.
Als beim Versuch, die Leiche zu bergen, der Boden des baufälligen Gebäudes einbricht, entdeckt der forensische Anthropologe ein fensterloses Krankenzimmer, das nicht auf den Plänen verzeichnet ist. Warum wusste niemand von der Existenz dieses Raumes? Und warum wurde der Eingang zugemauert, obwohl dort nach wie vor Krankenbetten stehen? Betten, in denen noch jemand liegt… (Klappentext)

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"Es herrschte allgemein der Eindruck, dass die Suche sich dem Ende zuneigte, dass das St. Jude keine weiteren Überraschungen mehr bereithielt. Ich hätte es besser wissen sollen."
(S. 287)

Dies ist der 6. Teil der Hunter-Reihe und im Grunde ist jeder Band in sich abgeschlossen und kann daher eigenständig gelesen werden. Als Reihen-Junkie möchte ich jedoch die Empfehlung abgeben, diese Serie der Reihe nach zu lesen, um in den vollständigen Genuss von David Hunter zu kommen. Immerhin schweift der Autor doch hin und wieder in die Vergangenheit und gibt einen Einblick in frühere Fälle. Man kann dann so manche Zusammenhänge besser verstehen.

David Hunter ist ein forensischer Anthropologe und eher ein stiller Typ, der mit beiden Beinen fest im Leben steht. Manchmal scheint es als könne er mit den Toten besser umgehen als mit den Lebenden, aber hin und wieder blitzt sein von Sarkasmus geprägter schwarzer Humor auf - Engländer eben. Meistens versucht er Konfrontationen aus dem Weg zu gehen und entgleisende Situationen mit Worten zu entschärfen. Man sollte ihn jedoch nicht zu sehr reizen. Er ist einfach eine coole Socke und natürlich einer der besten in seinem Fach.

Dieses Mal führt ihn ein Fall in ein altes leerstehendes Krankenhaus im Norden Londons. Normalerweise treiben sich nur noch Junkies und Obdachlose im St. Judes herum, diesmal wurde jedoch kein Besoffener oder zugedröhnter Drogenabhängiger gefunden, sondern eine Leiche. Die scheint schon länger auf dem Dachboden zu liegen, denn sie ist bereits mumifiziert. Doch diese Mumie bleibt nicht die einzige Leiche. Als der morsche Boden nachgibt, werden im Raum darunter weitere Leichen entdeckt und diese sehen auch nicht mehr allzu frisch aus. Was jedoch den Ermittlern und auch David Hunter die Gänsehaut auffahren lässt ist, dass diese beiden Leichen augenscheinlich lebendig eingemauert wurden.
Was ging in diesem Krankenhaus vor sich und was erwartet sie noch in diesen dunklen Gängen? David Hunter macht seinem Namen wieder einmal alle Ehre, denn für ihn bedeutet es nur eins - Die Jagd ist eröffnet.

Ich bin ja immer auf der Suche nach Büchern aus dem Genre Thriller und Horror mit Krankenhaus- oder Psychiatrie-Setting. Bezüglich Horrorromane gibt es leider nicht viel und noch weniger Gutes auf dem Buchmarkt. Im Genre Thriller hingegen findet man schon das ein oder andere Schmankerl und dieses Buch steht hierbei ganz oben auf der "Best-of"-Liste.

"Das T-Shirt war hochgezogen und unter der Brust gerafft, sodass der Bauch frei lag. Oder was davon übrig war. Die Bauchhöhle war von unterhalb der Rippen bis zum Schambein aufgerissen. Die inneren Organe waren so geschrumpft und zersetzt, dass sie nicht zu erkennen waren."
(S. 31)

Simon Beckett hat die Gabe eine wunderbar unheimliche Atmosphäre zu schaffen, mit den richtigen Worten beim Lesen Bilder im Kopf entstehen zu lassen und dies vor allem die Settings betreffend. Egal ob weitläufige Heide oder kaltes und verregnetes Sumpfland, wie z.B. in den vorherigen Bänden der Hunter-Reihe, man fühlt sich jedes Mal in dieses Setting regelrecht hineingepflanzt. So natürlich auch hier.
Man sah die staubigen und zum Teil verfallenen dunklen Gänge des verlassenen Krankenhauses vor sich, riecht den abgestandenen Moder und fühlt vor allem diese bedrückende und auch unheimliche Atmosphäre eines alten Spitals, welches noch aus der viktorianischen Ära stammt.
Während David Hunter dieses verfallene Krankenhaus nach kurzer Zeit überhaupt nicht mehr betreten möchte, wollte ich am liebsten gar nicht mehr raus.

"Offene Türen lenkten den Blick in düstere Räume, leer bis auf einen umgefallenen Stuhl hier oder einen kaputten Tisch da. Wenn dies je ein Ort der Genesung und Heilung gewesen sein sollte, war davon nichts mehr zu spüren. Jetzt lag Verzweiflung über allem."
(S. 83)

Doch nicht nur die Atmosphäre ist ein Highlight, sondern natürlich auch die Story selbst. Spannend von Anfang bis Ende und die vielen überraschenden Wendungen sind bei Simon Beckett ebenso legendär wie das Erschaffen eines atmosphärischen Settings. Langeweile sucht man hier vergebens.

Auch die Charaktere, wie üblich, authentisch, ausgefeilt und facettenreich gezeichnet und nicht jeder wird überleben und nicht jeder ist einem sympathisch. Dies alles wird durch einen flüssigen Schreib- und packenden Erzähl-Stil ergänzt und wurde so zu einem Page-Turner der Extraklasse, der einem wieder auf spannende Weise in die Welt des beliebtesten forensischen Anthropologen David Hunter entführt.
Nur das Ende war mir dann doch etwas too much was den Verlauf des privaten Bereichs von David Hunter betrifft. Das ist jedoch Meckern auf hohem Niveau.

"Hexanal, ein Gas, das in den frühen wie den späteren Verwesungsstufen auftritt, ähnelt frisch gemähtem Gras, und Butanol durftet nach herbstlichen Blättern. Der Geruch von Verwesung kann all diese Noten enthalten, er ist komplex wie edler Wein. Und da der Tod voller Überraschungen ist, kann er sich mitunter auch auf ganz andere Weise ankündigen."
(S. 8)

Fazit:
Nach jahrelanger Hunter-Abstinenz ist Simon Beckett mit diesem Band zurückgekehrt und das besser wie schon lange nicht mehr. Möglich das meine Begeisterung durch mein Faible für unheimliche Krankenhäuser etwas beeinflusst wurde, doch dieser 6. Teil zählt zu einem der besten. Ich habe dieses Buch regelrecht inhaliert und daher war regelmässig ein "Ohhh" und "Ahhh" von mir zu hören.
Simon Beckett dürfte zu seiner alten Form zurückgefunden haben und nun hoffe ich, dass ncoh einige Bände folgen werden. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

© Pink Anemone (inkl. Bilder, Leseprobe und Autoren-Info)

Rezension von PFIFF

Krimi im Drogenmilieu

 


Im Norden Londons soll ein altes Krankenhaus abgerissen werden. Naturschützer haben aber dort eine seltene Fledermausart entdeckt. Bei näherer Durchsuchung wird eine mumifizierte, menschliche Leiche gefunden.
Jetzt werden Gerichtsmediziner und Polizei dazu gerufen. Der Abrissbeauftragte ist verzweifelt. Ihm läuft die Zeit davon und damit auch sein Budget.
Als ein Gerichtsmediziner durch eine brüchige Decke stürzt, werden noch zwei eingemauerte Leichen gefunden. Leichenspürhunde sollen nun nach weiteren Toten suchen.
Im abbruchreifen Gebäude hatten sich Junkies getroffen. Also wird vermutet, dass es sich um Drogentote handelt. Doch genauer Untersuchungen bringen grausame Details ans Licht.
Unglaublich spannend, gruselig und großartig geschrieben.

Gebhard Stuefer empfiehlt

 

Im Dachboden eines verfallenen Krankenhauses im Norden Londons wird eine bereits mumifizierte Leiche gefunden. Dr. David Hunters erste Untersuchung ergibt, dass es sich dabei um eine junge Frau handelt, welche zum Todeszeitpunkt auch noch schwanger war. Bei der Bergung werden in einem zugemauerten Zimmer weitere zwei Leichen gefunden; angebunden an Krankenbetten und mit Folterspuren versehen. Im Laufe der Ermittlungen überschlagen sich die Ereignisse, aber ohne den Thriller jemals gekünstelt, aufgesetzt oder effekthaschend wirken zu lassen. In die düstere und beklemmende Atmosphäre des Krankenhauses kann sich der Leser bestens hineinversetzen, und der süßliche Geruch des Todes macht sich auf dem Lesesessel breit, wenn der forensische Anthropologe Dr. Hunter die arg zugerichteten Leichen obduziert. Beckett ist ein Meister seines Fachs. Spannung pur bis zur allerletzten Seite!

Rezension von Bea Mader-Schwarz

Die ewigen Toten

 

Nordlondon, St. Jude, ein ehemaliges Krankenhaus: Eine Leiche wird entdeckt, die schon zum Teil mumifiziert ist. Die Polizei findet noch zwei Tote in einem versteckten Raum. Beide sind vollständig bekleidet und ans Bett gefesselt. Dr. David Hunter wird mit der forensischen Untersuchung betraut. Dann wird ein junger, selbstbewusster Kollege mit der Begutachtung der zwei Leichen beauftragt, was Hunter überhaupt nicht behagt.Zudem wird er mit einem Fall aus seiner Vergangenheit konfrontiert, die ihm den Schlaf raubt und an die Nerven geht....
In seinem 6. Fall darf die Leserschaft wieder über die Schulter des forensischen Anthropologen schauen und an seiner Arbeit und seinen wissenschaftlichen Erklärungen hautnah teilnehmen.
Simon Beckett ist Preisträger des RIPPER AWARD 2018/19 – zu Recht: ein spannender und fesselnder Erzähler.