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Casa editrice
Anaconda Verlag
Pubblicato
2014
Lingua
Deutsch
Pagine
160
Info
160 Pagine
ISBN
978-3-7306-9066-6

Kurztext / Annotation

Thomas Morus' 'Utopia', eine Mischung aus philosophischem Traktat, Gespräch und Erzählung, ist die erste literarische Utopie der Neuzeit und blieb bis ins 20. Jahrhundert für zahlreiche Philosophen und Schriftsteller prägend. Das Buch ist angelegt als Dialog zwischen dem 'Herausgeber' Morus und dem fingierten Raphael Hythlodée, einem angeblich weit gereisten Begleiter Amerigo Vespuccis. Im ersten Teil werden die korrupten englischen Sozialverhältnisse kritisiert. Im zweiten Teil berichtet Raphael vom Staatsmodell der Insel Utopia, ihrer Gesellschaft, Moral und Religion und dem Leben der Menschen dort. Es ist der Entwurf einer idealen Lebensordnung, die Frieden und Glück für alle Mitglieder der Gemeinschaft sichert.

Thomas Morus (1478-1535) war ein englischer Staatsmann, Humanist und Schriftsteller. Er wurde in London als Sohn eines Richters geboren, studierte in Oxford und wurde selbst Richter und Mitglied des Parlaments. Als sein König Heinrich VIII. mit der katholischen Kirche brach, verweigerte Morus ihm seine Gefolgschaft, wurde verhaftet und enthauptet. 1935 wurde er als Märtyrer des Katholizismus heiliggesprochen.

Thomas Morus ist die bedeutendste Gestalt des englischen Humanismus. Von ihm stammt der Begriff der Utopie: Sein Hauptwerk, 'Utopia', ist der erste moderne Staatsroman.

Textauszug

Erstes Buch

Heinrich VIII., der unüberwindliche König von England, ein Fürst von seltenem und überlegenem Geist, hatte vor nicht allzu langer Zeit einen Zwist von gewisser Bedeutung mit dem durchlauchtigen Carl, dem Prinzen von Kastilien. Ich wurde damals mit der Mission, diese Angelegenheiten zu ordnen und möglichst ins Reine zu bringen, als Gesandter nach Flandern geschickt.

Man hatte mir den unvergleichlichen Cuthbert Tunstall beigegeben, welchem der König unter dem Beifall aller die Siegel des Erzbistums von Canterbury anvertraut hatte. Ich werde hier nichts zu seinem Lob sagen, nicht etwa aus Furcht, dass man meine Freundschaft der Schmeichelei beschuldigen möchte, sondern weil seine Kenntnisse und seine Tüchtigkeit über mein Lob erhaben sind; sein Ruf ist so glänzend, dass jemand, der seine Verdienste rühmen wollte, einem Sprichwort gemäß mit der Laterne gegen die Sonne leuchten würde.

In Brügge, der für die Konferenz bestimmten Stadt, trafen wir die Gesandten des Prinzen Carl, alle sehr ausgezeichnete Männer. Der Gouverneur von Brügge war der Chef und das Haupt dieser Gesandtschaft, während Georg von Thamasia, der Prevot von Mont-Cassel, den Mund und die Seele derselben bildete. Dieser Mann, der seine Beredsamkeit weniger der Kunst als der Natur verdankt, galt als einer der größten Rechtsgelehrten in Staatsangelegenheiten; seine persönlichen Fähigkeiten verbunden mit einer langjährigen Geschäftspraxis machten ihn zu einem äußerst gewandten Diplomaten.

Der Kongress hatte bereits zwei Sitzungen gehalten, konnte sich aber über mehrere Punkte nicht einigen. Die Gesandten von Spanien nahmen daraufhin Abschied von uns, um sich nach Brüssel zu begeben und dort den Willen des Prinzen zu erfahren. Ich meinerseits nutzte diese Muße dadurch, dass ich nach Antwerpen reiste.

Während meines Aufenthalts in dieser Stadt empfing ich häufig Gesellschaft; keine von allen Bekanntschaften aber war mir angenehmer als diejenige Peter Gilles , eines sehr biederen Antwerpeners. Dieser junge Mann, der unter seinen Mitbürgern eine ehrenvolle Stellung genießt, verdient seiner Kenntnisse und seiner Moralität halber eine der erhabensten, denn seine Bildung steht der Vortrefflichkeit seines Charakters in nichts nach. Seine Seele ist allen offen; für seine Freunde aber bewahrt er so viel Wohlwollen, Liebe, Treue und Hingebung, dass man ihn, ohne sich an der Wahrheit zu versündigen, das vollkommenste Muster der Freundschaft nennen könnte. Bescheiden und ohne Falsch, einfach und klug weiß er mit Geist zu reden und seine Scherze werden nie beleidigend. Genug, die Vertraulichkeit, die sich bald zwischen uns entspann, hatte etwas so Angenehmes und Bezauberndes, dass sie in mir den Schmerz der Erinnerung an mein Vaterland, mein Haus, meine Gattin und meine Kinder milderte und die Besorgnisse, welche eine Abwesenheit von mehr als vier Monaten erwecken musste, sogar zu beschwichtigen vermochte.

Eines Tages besuchte ich die Notre-Dame. Diese Kirche wird nicht allein von den Einwohnern sehr verehrt, sondern bildet auch eines unserer schönsten Meisterwerke der Architektur. Nach beendetem Gottesdienst wollte ich soeben in mein Hotel zurückkehren, als ich plötzlich vor Peter Gilles stand, der mit einem schon ältlichen Fremden plauderte. Der sonnengebräunte Teint des Unbekannten, sein langer Bart, sein Rock, der nachlässig bis zur Hälfte zurückfiel, seine Miene und seine Haltung ließen mich in ihm einen Schiffspatron vermuten.

Kaum hatte Peter mich bemerkt, als er mir entgegenkam, mich grüßte und seinen Begleiter, der eben eine Erw

Beschreibung für Leser

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Informazioni sull'autore

Thomas Morus interessierte sich früh für Literatur und Philosophie, Studium der Rechte, tätig als Richter und Lordkanzler am niederländischen Hof. Enge Freundschaft mit Erasmus von Rotterdam. 1516 Veröffentlichung des Meisterwerks 'Utopia'. Als strenggläubiger Christ Eidververweigerung gegenüber Heinrich VIII., als dieser sich zum Oberhaupt der englischen Kirche erklärte. 1535 Hinrichtung als Hochverräter 1535. 400 Jahre später von der römisch-katholischen Kirche heiliggesprochen.