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Produktdetails

Verlag
ATME Verlag
Erschienen
2013
Sprache
Deutsch
Seiten
321
Infos
321 Seiten
ISBN
978-3-95670-017-0

Kurztext / Annotation

Ein Mord im Gerzensteiner Wald. Der Tote: der Handelsreisende Witschi. Er wurde erschossen. Der Verdächtige, der Vorbestrafte Schlumpf, stand im Liebesverhältnis mit der Tochter des Ermordeten. Der Tatverdächtige ist für weitere Untersuchungen in Haft auf dem Schloß Thun genommen worden in eine Zelle, in der er sich erhängen wollte. Der hinzukommende Wachtmeister Studer konnte seinen Selbstmordversuch in letzter Minute verhindern. Der Fahnder der Berner Kantonspolizei ist zunehmend von dessen Unschuld überzeugt ...

Textauszug

Läden, Lautsprecher, Landjäger

Dieses Gerzenstein!« murmelte Studer. An jedem Haus war ein Schild angebracht, rechts und links der Straße: Metzgerei, Bäckerei, Lebensmittelgeschäft, Ablage des Konsumvereins; Migros; dazwischen eine Wirtschaft, dann noch eine: Zum Klösterli, Zur Traube. Dann weiter: Metzgerei, Drogerie, Tabak und Zigarren; ein großes Schild: Kapelle der apostolischen Gemeinschaft. Dahinter, in einem Garten: Heilsarmee. Eine schmale Wiese unterbrach die Reihe. Aber gleich darauf begann es wieder: Apotheke, Drogerie, Bäckerei. Ein Arztschild: Dr. med. Eduard Neuenschwander. - So, so, der Mann, der die erste oberflächliche Untersuchung der Leiche gemacht hatte... Dann endlich, Studer dachte schon, er habe den Weg verfehlt, sah er ein breites, behäbiges Haus, aus grauem Stein erbaut, mit einem ausladenden Dach: den Gasthof zum 'Bären'.

Der Wachtmeister verlangte ein Zimmer und bekam eine Mansarde unterm Dach. Sie war sauber, roch nach Holz, das Fenster ging nach hinten auf eine Wiese, die überzogen war von weißem, blühendem Schaum. Nach der Wiese kam ein Roggenfeld von zart violetter Farbe. Und der Wald als Abschluß zeigte auf einem schwarzen Tannengrund die hellen grünen Flecke einiger Laubbäume. Diese Farben gefielen Studer ausnehmend. Er blieb ein paar Minuten am Fenster stehen, packte seinen Koffer aus, wusch sich die Hände und stieg wieder die Treppen hinunter. Er sagte der Kellnerin, er werde etwa in einer halben Stunde zum Essen kommen. Dann machte er sich auf die Suche nach dem Landjägerposten.

Und als er die Dorfstraße entlangging, vorbei an den vielen Schildern, die sich folgten, fiel ihm eine zweite Eigentümlichkeit dieses Gerzensteins auf. Aus jedem Hause drang Musik: manchmal unangenehm laut aus einem geöffneten Fenster, manchmal dumpfer, wenn die Fenster geschlossen waren.

»Gerzenstein, das Dorf der Läden und Lautsprecher«, murmelte Studer, und es war ihm, als sei mit diesen Worten ein Teil der Atmosphäre des Dorfes charakterisiert...

Landjägerkorporal Murmann sah aus wie ein pensionierter Schwingerkönig. Sein Uniformrock stand offen, auch das Hemd klaffte und ließ eine Brust sehen, auf der die Haare dichter wucherten als auf dem Kopf.

»Salü«, sagte Studer.

»Eh, der Studer!« Und ob er noch immer Billard spiele? Er solle abhocken. Dann erhob Murmann die Stimme zu einem tosenden Ruf, mit langgezogenem I-Laut, und der Ruf galt Frau Murmann - aber es war nicht deutlich, ob die Frau Emmy oder Anny hieß. Das blieb sich ja auch im Grunde gleich.

»Wyße oder Rote?« fragte Murmann.

»Bier«, sagte Studer kurz.

Der tosende Ruf erhob sich zum zweiten Male, und zwei I-Laute hallten durchs Haus. Es kam auch Antwort, und der Ruf der Antwort war genau so tosend. Nur eine Tonlage höher. Dann erschien Frau Murmann in der Tür, und sie sah aus wie eine Statue der Helvetia aus den achtziger Jahren. Nur das Gesicht war viel, viel intelligenter als jenes besagter Statue. Von patriotischen Bildnissen wird ja auch keine Intelligenz verlangt. Wozu auch?

Ob sie den Studer noch kenne, wollte der Schwingerkönig wissen, und die intelligente Helvetia nickte. Dann erkundigte sie sich, ob Studer schon gegessen habe. Er habe im 'Bären' zu Mittag bestellt, erwiderte der Wachtmeister, worauf die beiden großen Menschen zusammen böse wurden. Das sei nicht recht, es sei doch selbstverständlich, daß Studer hier esse - gegen das dröhnende Duett war nicht aufzukommen. Glücklicherweise begann im oberen Stockwerk eine dritte Stimme zu kreischen, worauf sich Frau Murmann - hieß sie Emmy oder Anny? - empfahl. Studer mußte versprechen, zum Nachtessen ganz bestimmt zu kommen.

»Ja hmm«, sagte Studer, trank sein Glas aus, seufzte: »Ahh« und schwieg.

»Ja«, sagte Murmann, trank sein Glas aus, gluckste, bekam Tränen in die Augen von der Kohlensäure, und dann schwieg auch er...

Es war friedlich in dem kleinen Bureau. In einer Ecke stand e

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