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Produktdetails

Verlag
Books on Demand
Erschienen
2016
Sprache
Deutsch
Seiten
424
Infos
424 Seiten
ab 8 Jahre
ISBN
978-3-7392-3890-6

Kurztext / Annotation

Vor knapp 100 Jahren waren die Phänomene der Kernkraft und Radioaktivität bekannt, aber noch nicht vollständig erforscht und wissenschaftlich endgültig erklärt. Die Hoffnung auf eine friedliche, gefahrlose Nutzung als schier unerschöpfliche Quelle von Energie war groß, was sich auch in der zeitgenössischen phantastischen Literatur niederschlug. Unschuldig waren Wissenschaft und Forschung allerdings längst nicht mehr. Deshalb ist "Atomgewicht 500", einer der bekanntesten Romane des deutschen Science-Fiction-Pioniers Hans Dominik, zugleich eine äußerst spannende Geschichte über Konkurrenz, Korruption und Industriespionage - Themen, die auch heute noch hochaktuell sind. Hier liegt die Geschichte in einer neu überarbeiteten und den aktuellen Rechtschreibregeln angepassten Fassung vor. So können auch Menschen des 21. Jahrhunderts dieses fast vergessene Werk mit ungetrübtem Vergnügen genießen.

Hans Dominik (1872 - 1945) gilt als einer der wichtigsten Vorreiter der Zukunftsliteratur in Deutschland. Neben Science-Fiction verfasste Dominik auch Sachbücher und Artikel mit technisch-wissenschaftlichem Inhalt. Vor allem seine utopischen Romane erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit.

Textauszug

Kapitel I


"In Gottes Namen los!"


Hart und gepresst kamen die Worte aus dem Munde Robert Slawters, während seine Rechte den großen Stromschalter umlegte. Wohl an die fünfzig Augen folgten der Bewegung seiner Hand und hingen an Messinstrumenten, die hier und dort aus dem grauen Erdreich herausragten. Nur an diesen Instrumenten ließ sich ja die Wirkung der riesenhaften elektrischen Energie ersehen, der Mr. Slawter, der Chef-Chemiker der Dupont Company, durch eine Schalterbewegung soeben den Weg in die Tiefe der Dammgrube freigegeben hatte.


Ein gefährlicher Versuch war es, der hier unternommen wurde, und von größter Wichtigkeit musste sein Ausgang für die weiteren Arbeiten der Dupont Company, des zweitgrößten amerikanischen Chemietrustes, werden. Deshalb waren auch mehr Zuschauer zugegen, als sich sonst zu derartigen Experimenten einzustellen pflegen. Da stand Direktor James Alden neben dem Chief Manager Lee Dowd und verfolgte ebenso gespannt das Klettern der Zeiger über die Instrumentenskalen wie die Herren Larry und O'Brien, die andere Abteilungen der Company leiteten. Und hinter ihnen drängte sich die Schar der Assistenten und Laboranten, die alle darauf brannten, das große Ereignis in nächster Nähe mitzuerleben.


Würde es glücken? Würde Mr. Slawter die gewaltsame Umänderung der Materie gelingen, die er unter einem Einsatz von Tausenden von Kilowatt anstrebte? Dann mussten sich für den Konzern ganz neue Aussichten und Arbeitsmöglichkeiten eröffnen. Dann hatte die Company mit einem Schlage einen Vorsprung vor ihrer größten Rivalin, der United Chemical, den diese nicht so leicht wieder einholen konnte.


Das waren die Gedanken, die auch Mr. Spinner, den Nachrichtenchef des Konzerns, bewegten, denn dank seiner Stellung wusste der ja vielleicht am besten von allen Anwesenden, was man bei der Konkurrenz trieb und wie weit man dort mit dem Problem gekommen war. Aber trotz seines Interesses blieb er vorsichtig im Hintergrund und zog sich noch weiter zurück, als die Zeiger der Messinstrumente sich mit erschreckender Schnelligkeit dem roten Warnungsstrich auf den Skalenscheiben näherten. Jetzt hatten sie ihn erreicht, jetzt schössen sie darüber hinaus.


Slawter sah es, stutzte - zögerte einen Augenblick, hob die Hand zum Stromschalter, wollte ihn zurückreißen - um eine halbe Sekunde zu spät. Von selbst fielen die Zeiger zurück, die eben noch den Druck von vielen Tausenden von Atmosphären und Riesentemperaturen angaben. Ein Zeichen, dass die Energie auf dem Grunde der tiefen Dammgrube sich bereits selber gewaltsam freie Bahn geschafft hatte.


Während Robert Slawter den Stromhebel herausriss, ging schon ein Beben und Schüttern durch das festgestampfte Erdreich über der Grube. Ein dumpfes Brausen erschütterte die Luft in der mächtigen Halle. Wie ein Krater hob sich der Boden an einer Stelle, und in mächtigem Schwall brach ein weißlich-gelbes Gas aus der Tiefe. Alles vernebelnd, den Atem raubend, erfüllte es im Augenblick die große Halle.


Flucht! Der Gedanke beherrschte alle Hirne. Durch das offene Tor stürzten die Menschen ins Freie. Hier kam einer zu Fall, dort wurde ein Direktor von einem Assistenten überrannt. Stand und Rang waren in diesen Sekunden der Panik vergessen. Todesfurcht saß allen im Nacken, ließ die Gestürzten sich wieder aufraffen, zwang alle zu rasendem Lauf.


Erst mitten auf dem Werkhof, weitab von der Stätte des Unheils, kam die wilde Flucht zum Stehen. Mit keuchenden Lungen hielten sie an, sogen die frische Luft ein, sahen Sonne und blauen Himmel über sich und wurden sich bewusst, dass sie dem Verderben entronnen waren.


Mit dem Gefühl der Sicherheit kam die Selbstbesinnung wieder.


Direktor Alden packte Slawter bei der Schulter.


"Was war das, Slawter? Ist's missglückt?"


Beschreibung für Leser

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