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Leonardo da Vinci und die FrauenOverlay E-Book Reader
Kia Vahland

Leonardo da Vinci und die Frauen

Eine Künstlerbiographie

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Produktdetails

Verlag
Insel Verlag
Erschienen
2019
Sprache
Deutsch
Seiten
348
Infos
348 Seiten
ISBN
978-3-458-76239-3

Kurztext / Annotation

Leonardo da Vinci erfand die Malerei neu - und, gemeinsam mit seinen weiblichen Modellen, das Bild der Frau. Selbstbewusst und dynamisch, klug und sinnlich sind Leonardos Frauenfiguren, und sie zeigen den Betrachtern die Welt: von der stolzen jungen Maria bis zur weisen Mona Lisa, von der dynamischen »Dame mit dem Hermelin« bis zur gütigen heiligen Anna. In dieser umfassenden, quellenbasierten Künstlerbiographie erzählt Kia Vahland von Leben und Werk des Universalgenies und von seiner Zeit, der europäischen Renaissance.

Die Kunsthistorikerin und Kunstkritikerin Dr. Kia Vahland ist verantwortliche Redakteurin für Kultur und Geisteswissenschaften im Ressort Meinung der Süddeutschen Zeitung. Sie ist Autorin von Büchern über Sebastiano del Piombo, Michelangelo und Raffael sowie zahlreicher kunsthistorischer Essays, unter anderem in Geo Epoche. Kia Vahland unterrichtet am Kunsthistorischen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München und an der Deutschen Journalistenschule; sie war Jurysprecherin 2020 und 2021 des ersten Deutschen Sachbuchpreises. Ihre eigene Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Michael-Althen-Preis für Kritik 2016 der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Im Insel Verlag erschien 2018 ihr Kolumnenband Ansichtssachen. Alte Bilder, neue Zeiten, 2019 die für den Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse nominierte und in mehrere Sprachen übersetzte Künstlerbiografie Leonardo da Vinci und die Frauen, 2021 zur Kunst des Barock Schattenkünstler. Von Caravaggio bis Velázquez und 2022 Gartenreich Wörlitz. Ausflug in eine Utopie.

Textauszug

Die Malerei ist weiblich, jedenfalls die Leonardo da Vincis. Von seinen frühen Madonnen (Tafel 1 und 2) bis zur späten »Anna selbdritt« (Tafel 23), von dem ersten Porträt, das er malte, der »Ginevra de' Benci« (Tafel 9), bis zur »Mona Lisa« (Tafel 28) sind die Hauptfiguren auf Leonardos Gemälden Frauen. Auf seinen überlieferten, sicher eigenhändigen Tafelgemälden wirken lediglich zwei Männer als Protagonisten. Der eine ist der »heilige Hieronymus« (Tafel 14), das unvollendete Bild eines sich selbst befragenden alten Mannes, der in der Wüste mit der Entsagung ringt. Der andere ist ein jugendlicher, so selbstbewusster wie sinnlicher »Johannes der Täufer« (Tafel 29), den Leonardo an seinem Lebensende malt. Man muss schon alle Jünger auf dem Fresko des »Abendmahls« (Tafel 19) oder alle Jesusbabys auf den Madonnenbildern hinzuzählen, um doch noch auf ein halbwegs ausgewogenes Geschlechterverhältnis zu kommen. Nicht einmal Josef hat es auf Leonardos Bilder der Heiligen Familie geschafft, seinen Platz überlässt der Künstler Marias Mutter Anna (Tafel 22 und 23). Und gemalte Porträts von Königen, Päpsten und Fürsten fehlen völlig. Nur eine Porträtskizze für ein Herrschergemälde entwirft Leonardo. Auch sie zeigt eine Frau: Isabella d'Este, die Markgräfin von Mantua (Tafel 20).

Leonardo da Vinci hat so viel für die Sichtbarkeit von Frauen getan wie kein anderer Maler. Wahrgenommen wird er im 20. und 21._Jahrhundert aber anders: als technischer Pionier, der mit seinen gezeichneten Flugapparaturen, Waffensystemen, Hebevorrichtungen die Erfindungen der Moderne vorweggenommen hat. Das ist zu einseitig. Leonardo hatte Freude daran, auf dem Papier Maschinen aller Art zu entwerfen. Gebaut allerdings wurden sie fast nie. Wären ihm diese Ingenieursleistungen das Wichtigste im Leben gewesen, er wäre ein gescheiterter Mann.

Seine Maschinen bilden nur einen kleinen Teil seines umfassenden zeichnerischen _uvre. Ausgiebig befasst er sich mit der menschlichen Anatomie, der Erdgeschichte, dem Wachstum von Pflanzen und immer wieder, mit größter Leidenschaft, mit den Bewegungen des Windes und des Wassers. Er zeichnet, um die Welt zu verstehen, und er versteht die Welt, um sie zu malen. Die Malerei ist ihm die höchste aller Wissenschaften, das Leitmedium seiner Zeit. An der Staffelei wird der Mensch zum Schöpfer, hier darf er sich Mutter Natur, der großen Kreativen, verwandt fühlen. Wenn Leonardo sich manchmal im Atelier quält und nur langsam Strich um Strich setzt, dann deshalb, weil er so viel nachdenkt über das, was und wie er es zeigen will. Er ist ein Maler-Philosoph, wie schon Zeitgenossen verwundert bemerken1, einer, der aus Erkenntnisinteresse arbeitet und weil er den Menschen etwas mitzuteilen hat.

Das Wissen, um das Leonardo in seiner Malerei kreist, ist das Wissen der Frauen. Schon in der Antike galt das Gemälde einer schönen Frau als Beweis für die Kunstfertigkeit eines Malers. Ihre Verführungskraft ist auch die seine. Frohlockend schreibt Leonardo einmal, wie Betrachter seine gemalten Frauen hingebungsvoll küssen.2 Bis zu seiner Zeit wurden Mädchen auf italienischen Porträts nur im keuschen Profil gezeigt. Erst Leonardo wendet seine Frauenfiguren dem Betrachter zu und erlaubt beiden einen innigen Dialog. Leonardos Frauen haben eine Seele und einen starken Willen, sie bewegen sich in Raum und Zeit, sind Wesen eigenen Rechts in einer Epoche weiblicher Rechtlosigkeit. Leonardos belle donne besitzen, was der Dichter Francesco Petrarca einst an Frauenbildnissen vermisste: »voce ed intellecto«, Stimme und Verstand.3 Gemeinsam mit seinen femininen Modellen erfindet der Künstler die unabhängige, selbstgewisse Frau, sie wird in

Beschreibung für Leser

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