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Traumfabrik Harvard
Ulrich Schreiterer

Traumfabrik Harvard

Warum amerikanische Hochschulen so anders sind

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Produktdetails

Verlag
Campus
Erschienen
2008
Sprache
Deutsch
Seiten
266
Infos
266 Seiten
21.4 cm x 14.1 cm
ISBN
978-3-593-38508-2

Werbliche Überschrift

US-amerikanische Hochschulen

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Zu Beginn

1 E pluribus unum? Auf der Suche nach dem Geheimnis amerikanischer Hochschulen
Nicht überall ist Harvard
Studienstrukturen
Ressourcen und Management
Unterschiede - Ein Blick aus der Vogelperspektive
Die Rolle des Staates
Leitmotive
Quantitative Dimensionen
American Exceptionalism

2 Vom Colonial College zur Spitzenforschung: Gestaltwandel der Hochschulbildung und Hochschulen in Amerika
Am Anfang war Harvard
Zwischen Berufsschule und Verwissenschaftlichung: Das 19. Jahrhundert
Strukturmerkmale der American University
Die "akademische Revolution" und der Aufstieg des staatlichen Sektors
Das goldene Zeitalter der amerikanischen Hochschule: Sturm und Drang
Forschung nach 1945 und das Sendungsbewusstein der Elite-Unis

3 Flaggschiffe, Linienschiffe und Yachten: Eine kleine Flottenkunde amerikanischer Hochschulen und ihrer Schlachtordnung
Das Carnegie-Register
Was ist eine Elite-Uni?
Amerikana I: Liberal Arts Colleges
Amerikana II: Private Forschungsuniversitäten
Amerikana III: Community Colleges
Amerikana IV: Kommerzielle Hochschulen
Rankings und die Folgen
Analysten am Werk: Wie tickt der Markt?

4 Das Undergraduate College - Herzstück und Ikone der amerikanischen Hochschule
Mission und Programm
Das real existierende American College
College als Lebensform
Zulassungsverfahren 155
Zugangshürden und Rekrutierungspolitik
Demographie der Studentenschaft
Studiengebühren

5 Vom Reichtum der Hochschulen in Amerika: Einnahmequellen, Finanzstrategien und die Rolle von Trustees
Woher kommt das Geld?
Staatliche Finanzierung und die Rolle der Einzelstaaten
Drittmittel für die Forschung: Die Rolle des Bundes
Patentgeschäfte, Academic Capitalism und der lange Arm der Wirtschaft
Hochschulvermögen, Fundraising und private Spenden
Erster Epilog: Was Hochschulen alles für ihre Finanzen tun
Zweiter Epilog: Trustees, das große Geld und die Außenwelt in der Innenwelt amerikanischer Hochschulen

Zu guter Letzt: Was macht den Unterschied?

Anmerkungen
Glossar
Tabellen
Literatur

Textauszug

Spätestens seit der weltweite Wettlauf in der Spitzenforschung zu einem Medienthema geworden ist und laufend neue Hitlisten internationaler Hochschulrankings in Umlauf gebracht werden, haben US-amerikanische Hochschulen eine Art Kultstatus erlangt. Weithin beneidet, stehen sie im Ruf, unendlich reich, Tempel der Gelehrsamkeit und olympische Talentschmieden zu sein. Dank ihres anregenden Arbeitsstils und hervorragender Leistungen locken sie die besten Studenten und Wissenschaftler aus der ganzen Welt an. Direkt oder indirekt dienten sie während der letzten zwanzig Jahre als Vorbild für die wichtigsten Reformimpulse im deutschen Hochschulwesen, seien es Graduiertenschulen, gestufte Studienangebote, career centers, mächtigere Hochschulleitungen, Hochschulräte und vor allem Exzellenzinitiativen. Aber sie munitionieren auch Kritiker dieser Reformen, die im Kampf gegen einen angeblichen Ausverkauf der deutschen Hochschulen an die Wirtschaft gern deren "Amerikanisierung" an die Wand malen. Im Übrigen seien die berühmten Elite-Unis ohnehin nur Refugien für die happy few, einsame Spitzen in einer sonst ziemlich platten Ebene anspruchsloser Hochschulen, die deutschen Universitäten nicht das Wasser reichen könnten.

Das stimmt. In den USA verteilen sich etwa 18 Millionen Studenten auf knapp 4.400 äußerst heterogene Einrichtungen der tertiären Bildung, winzig kleine und riesig große, private und öffentliche, arme und reiche, reine Lehranstalten und exzellente Forschungsuniversitäten. Auf das extreme akademische Qualitätsgefälle im amerikanischen Hochschulwesen hinzuweisen gehört inzwischen zum guten Ton. Zu einem besseren Verständnis des Neid-Phänomens trägt das aber nur wenig und zur Entzauberung der amerikanischen Idol-Hochschulen gar nichts bei.

Wer nur die Schlagzeilen über Nobelpreisträger und Eliten, sagenhafte Vermögen, Schießereien auf dem Campus oder hoch verschuldete Studenten kennt, kann viele Überraschungen erleben, wenn er bereit ist, sich in der amerikanischen Hochschulwelt etwas näher umzuschauen - positive oder enttäuschende, je nach Couleur. Zwischen akademischem El Dorado und sozialer Kälte, wissenschaftlichem Ödland und herausragender Exzellenz liegt eine faszinierend bunte Landschaft durchweg selbstbewusster, quirliger Institutionen. Doch ein tiefer Graben trennt die akademischen Kontinente auf beiden Seiten des Atlantik. Weil auf der amerikanischen so vieles anders ist, tun sich europäische Beobachter häufig schwer damit, deren Muster und Spielregeln zu begreifen. Ungewöhnliche Einzelphänomene wie akademische Rituale, der beinharte, ans Pathologische grenzende Wettbewerbsdruck, die Faszination bestimmter Teamsportarten oder das gefeierte Alumniwesen bleiben ihnen fremd - und irgenwie auch unheimlich. Das betrifft nicht zuletzt die Rolle und den Stellenwert der Hochschulbildung in der amerikanischen Gesellschaft. Higher education* wird dort von einer Semantik eingerahmt und getragen, die man in Europa kaum antrifft - und die daraus ein mit Erwartungen, Hoffnungen und Versprechungen hoch aufgeladenes gesellschaftliches Projekt macht. Das Hochschulsystem und seine Einrichtungen verdanken ihr mehr als nur ein eigentümliches Flair und einen "typisch amerikanischen" Grundton. Sie verdanken ihr eine besondere Gestalt.

Dieser Einbettung der Hochschulen in die Kultur und das gesellschaftliche Gewebe der USA nachzuspüren, kommt einer Erkundungsreise in einen fremden Kontinent gleich. Mitreisende seien gewarnt: Sie müssen sich von einer Reihe gängiger Klischees und falscher Annahmen verabschieden. Erstens kann gar nicht oft und laut genug gesagt werden, dass Harvard nicht alles und nicht alles in Amerika Harvard ist. Allerdings gibt es dort sehr viel mehr Hochschulen als in den meisten anderen Ländern, und in der Lebenswelt nimmt higher education wahrscheinlich einen wichtigeren Platz ein, als es irgendwo sonst der Fall ist. Mit der zweiten Ent-Täuschung verhält es sich schon etwas komplizierter. In den USA studiert man nämlich nicht etwa zielstrebiger und schneller als in Deutschland, wie oft suggeriert wird, sondern zunächst einmal anders. Vergleiche und die Suche nach best practices macht das nicht gerade einfacher. Das dritte Warnschild bezieht sich auf den weit verbreiteten Glauben, amerikanische Hochschulen achteten auf ein straffes Kostenmanagement, würden wie Wirtschaftsunternehmen geführt und arbeiteten wesentlich effizienter als die behäbig-bürokratischen Staatsanstalten in Europa.

Hauptbeschreibung

Ein Gespenst geht um in der deutschen Hochschulpolitik. »Harvard« heißt es in der Exzellenzdebatte, »amerikanische Verhältnisse« im Kampf gegen Studiengebühren. Alle malen sich ihr eigenes Bild von den Hochschulen in Amerika, mal rosarot, mal pechschwarz. Ulrich Schreiterer zeigt, dass es sich lohnt, genauer hinzuschauen. In seinem Buch skizziert er die Rolle der Hochschulbildung für den American Dream, untersucht charakteristische Merkmale öffentlicher und privater Universitäten in den USA und zeigt, wie Elite- und Massenausbildung friedlich koexistieren. Nicht zuletzt geht er der Frage auf den Grund, wie es den Amerikanern gelingt, so viele Ressourcen für ihre Hochschulen zu mobilisieren und ihnen einen prominenten Platz in ihrer Gesellschaft zu geben.

Über den AutorIn

Ulrich Schreiterer ist als Soziologe und Hochschulexperte auf beiden Seiten des Atlantiks zu Hause: Nach verschiedenen Stationen im deutschen Hochschulmanagement arbeitet er seit 2003 als Senior Research Scholar an der Yale University in Connecticut. Von 2004 bis 2007 schrieb er die Kolumne »Mail aus Yale« in der Frankfurter Rundschau.