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Caroline Link

Jenseits der Stille

Arno Meyer zu Küingdorf nach dem Drehbuch von Caroline Link

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Produktdetails

Verlag
Aufbau Digital
Erschienen
2021
Sprache
Deutsch
Seiten
144
Infos
144 Seiten
Mit 14 Filmfotos
ISBN
978-3-8412-2767-6

Kurztext / Annotation

Poetisch und wunderschön - eine Liebeserklärung an das Leben

Lara ist von frühester Kindheit an die Verbindung zwischen ihren gehörlosen Eltern und der Außenwelt. Als sie von ihrer bezaubernden und lebenslustigen Tante Clarissa eine Klarinette geschenkt bekommt und so in die Wunderwelt der Musik eingeführt wird, nimmt ihr langsamer Abschied vom elterlichen Hause und der Kindheit seinen Anfang ...

Der Roman zum preisgekrönten Film von Caroline Link.



Caroline Link, 1964 in Bad Nauheim geboren, studierte an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film (HFF). Zuvor war sie langjährig als Skript- und Regieassistentin bei diversen Fernseh- und Filmprojekten tätig. Ihr HFF-Abschlußfilm 'Sommertage' wurde 1990 bei den Hofer Filmtagen mit dem Kodak-Förderpreis ausgezeichnet. Neben der Betreuung von eigenen Produktionen schrieb Caroline Link auch Drehbücher zu Krimiserien. 1992 begann sie mit den Recherchen für den Kinoerfolg 'Jenseits der Stille', den sie 1996 vorstellte und der in Folge verschiedene Preise (Bayerischer Filmpreis, Bundesfilmpreis, Deutscher Filmpreis, Deutscher Videopreis) gewann. 'Jenseits der Stille' war 1998 als deutscher Beitrag für den Oscar in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film nominiert.

Textauszug

1. Kapitel

Aber ich will nicht vorgreifen, sondern zunächst von meiner Kindheit erzählen. Ich heiße Lara Bischoff. Als ich acht Jahre alt war, hatte ich lange blonde Haare, die Haselnußaugen meiner Mutter und die stolze Nase meines Vaters. In meinem Kinderzimmer fühlte ich mich zu Hause. Ich hatte viele Puppen und ein weißes, leicht ramponiertes Lamm, das ich besonders liebte. Wir wohnten in einem gelben Haus, das gleich neben hohen Hopfenfeldern in der Nähe der Stadt Mainburg lag. Das Haus hatte uns Großvater zu meiner Geburt geschenkt, als vorgezogenes Erbe sozusagen - Großvater war reich. Ich schlief im Erdgeschoß, Papa und Mama oben. Angst hatte ich nicht, ich wußte sie in meiner Nähe.

Bevor ich einschlief, lag ich oft wach und lauschte den Geräuschen unseres Hauses. Ein Wasserhahn im Bad tropfte, die Waschmaschine rumpelte gehorsam vor sich hin, die Treppe knarrte leise, sobald jemand sie betrat, und wenn der Wind wehte, hörte ich draußen die Bäume miteinander sprechen. Selten war es vollkommen still. Das Leben um mich herum verhielt sich nie geräuschlos. Und wenn alles um mich schwieg, dann hörte ich meinen eigenen Atem, das Rascheln meines Pyjamas auf der Bettdecke, oder mein Herz klopfte in meinen Ohren. Ich registrierte alles sehr genau, was um mich herum passierte. Ich war kein kleines Kind mehr, sondern ein sehr selbständiges Mädchen, dessen Neugier unersättlich war.

Eines Nachts weckte mich ein dumpfes Grollen und ließ mich hochfahren. Ich sah aus dem Fenster. Schwarze, geballte Wolken hatten den Mond und die Sterne verschluckt. Ein schwacher Blitz durchzuckte die Nacht. Ich kroch zurück ins Bett und zog mir die Decke über den Kopf in der Hoffnung, das Gewitter würde an unserem Haus vorbeiziehen. Doch ich hatte mich getäuscht. Es kam genau auf uns zu. Das Grollen des Donners wurde lauter, es hörte sich an, als ob ein großer Mann im Himmel wütend mit seiner Faust gegen eine alte Holztür geschlagen hätte. Ich bekam Angst. Ich lugte unter meiner Bettdecke hervor. Ein Blitz schoß durch die Nacht, tauchte sie in gleißendes Licht, das in mein Zimmer schwappte. Lange Schatten fielen über mich her. Sie krochen durch mein Zimmer, über mein Bett. Der Baum vor meinem Fenster streckte seine Äste nach mir aus. Wieder schlug der Mann im Himmel gegen die ächzende Pforte. Das Fenster in meinem Zimmer klirrte. Ich wollte tapfer sein, doch nach dem nächsten Blitz, dessen kaltes Licht mein Reich in ein Geisterhaus verwandelte, hielt ich es nicht mehr aus.

Ich sprang aus dem Bett und rannte mit meinem Lamm unter dem Arm durch unseren Flur, die Treppe hinauf und schlüpfte in das Schlafzimmer meiner Eltern. Sie schliefen tief, obwohl draußen die Erde unterzugehen schien. Mein Vater Martin lag auf der rechten Seite und meine Mutter Kai auf der linken. Ich rüttelte meinen Vater an der Schulter, bis er wach wurde. Er knipste seine Nachttischlampe an, und ich sah seinen verständnislosen Blick.

Dies war einer der Momente, in denen mir klar wurde, wie schwer es für uns war, einander zu verstehen. Ich befürchtete, daß unser aller Ende gekommen schien, und er lag ruhig in seinem Bett. Ich erklärte ihm in schnellen Gesten, was draußen los war. Ich beschrieb ihm mit meinen kleinen Händen das furchtbare Gewitter, den Mann, der mit seiner Faust an die Pforte schlägt, das unheimliche Licht der Blitze. Langsam verstand er, daß draußen der Teufel los war; er zog mich mit seinen wunderbaren großen Händen ins Bett.

Meine Eltern hatten von all dem Tosen vor unserer Tür nichts gehört. Nicht, weil sie nicht wollten, sondern weil sie nicht konnten.

Sie waren beide taub, gehörlos.

Ich lag zwischen meinen Eltern, meine Angst war fast verflogen. Ich fühlte mich sicher und geborgen. Wir redeten noch ein bißchen miteinander in dieser Sprache, die es Menschen wie meinen gehörlosen Eltern ermöglicht, mit den Händen alles, was sie denken und fühlen, auszudrücken. Vater sagte

Beschreibung für Leser

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