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Richard David Precht

Freiheit für alle

Das Ende der Arbeit wie wir sie kannten

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Produktdetails

Verlag
Goldmann Verlag
Erschienen
2022
Sprache
Deutsch
Seiten
544
Infos
544 Seiten
ISBN
978-3-641-25445-2

Kurztext / Annotation

Wie werden wir in Zukunft arbeiten? Und warum eigentlich?
Nichts, was die Arbeit anbelangt, ist heute mehr selbstverständlich. Das zweite Maschinenzeitalter selbstlernender Computer und Roboter revolutioniert unseren Arbeitsmarkt. Es definiert neu was »Arbeit« ist, und wozu wir eigentlich noch arbeiten. Schon seit einiger Zeit arbeiten wir in den westlichen Industrieländern nicht mehr, um unsere Existenz zu sichern. Wir arbeiten, um zur Erwerbsarbeitsgesellschaft dazuzugehören.

Doch wenn »Vollbeschäftigung« nicht mehr der Jackpot ist, den es zu knacken gilt, sondern »Selbstverwirklichung«, dann ändern sich die Lose in der Tombola: Arbeit zu haben wird nun nicht mehr automatisch als Glückszustand bewertet, denn es kommt immer stärker auf die Qualität und die genauen Umstände des Arbeitens an. Aus der Erwerbsarbeitsgesellschaft, wie wir sie bisher kannten, wird eine Sinngesellschaft. Eine gigantische Transformation, und sie ist längst im Gange.

Richard David Precht zeigt uns, wie die Veränderung der Arbeitswelt unser Leben, unsere Kultur, unsere Vorstellung von Bildung, und letztlich die ganze Gesellschaft verändert - und welche enormen Gestaltungsaufgaben auf die Politik zukommen, insbesondere der Umbau unseres Sozialsystems hin zu einem bedingungslosen Grundeinkommen.

Richard David Precht, geboren 1964, ist Philosoph, Publizist und Autor und einer der profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum. Er ist Honorarprofessor für Philosophie und Ästhetik an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. Seit seinem sensationellen Erfolg mit »Wer bin ich - und wenn ja, wie viele?« waren alle seine Bücher zu philosophischen oder gesellschaftspolitischen Themen große Bestseller und wurden in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Seit 2012 moderiert er die Philosophiesendung »Precht« im ZDF und diskutiert zusammen mit Markus Lanz im Nr.1-Podcast »LANZ & PRECHT« im wöchentlichen Rhythmus gesellschaftliche, politische und philosophische Entwicklungen.

Textauszug

Einleitung

Das Versprechen war bombastisch. Aber der Autor, der es sich von einem Ghostwriter zu Papier bringen ließ, war es in gewisser Weise auch. 1957 erschien mit Wohlstand für Alle die wohl gewaltigste Zusicherung, die je ein bundesdeutscher Politiker den Bürgern gemacht hatte.1 Vertraute man dem damaligen Wirtschaftsminister Ludwig Erhard, dann würde die in Deutschland neu eingeführte »soziale Marktwirtschaft« immer weiteren Bevölkerungsschichten zu Wohlstand verhelfen und jegliche Armut für immer ausrotten. Das »Wirtschaftswunder« verwunderte und verzauberte die Deutschen so maßlos, dass Erhard selbst später immer wieder zum »Maßhalten« aufrief.

Tatsächlich explodierte in den Fünfziger- und Sechzigerjahren der materielle Wohlstand in Deutschland in ungekannter Geschwindigkeit. Soziale Marktwirtschaft erschien geradezu als eine Zauberformel, etwas, das einen Perpetuum-mobile-Kapitalismus mit menschlichem Gesicht hervorbrachte, der durch Wettbewerb fast wie von Zauberhand zu immer neuen Segnungen führte. Die Weltkriegsgeneration, befangen zwischen schlechtem Gewissen und blütenweiß gestärkten Hemden, transzendental obdachlos zwischen Kriegsgräberfürsorge und Heinz-Erhardt-Witzen, unfähig zu trauern, mitgerissen im diffusen Aufbruch des »Wir sind wieder wer« und der Wiederaufrüstung, dabei weiterhin eingezwängt in die Sechstagewoche mit langen Arbeitszeiten, sah sich völlig überraschend befördert: vom großen Kriegsverlierer zum noch größeren Nachkriegsgewinner. Die Deutschen mochten die Welt nicht mit ihren Wunderwaffen erobert haben, mit ihrer Wirtschaftswunderwaffe, der sozialen Marktwirtschaft, würde es ihnen gelingen. Der Mercedes-Stern mochte das Hakenkreuz ersetzt haben, der schwarze Mief des Katholizismus den braunen der Nazis, an der deutschen Tüchtigkeit jedenfalls bestand kein Zweifel. Und »Wohlstand für Alle« - das war nicht nur der Glaube an die unbegrenzte Arbeitskraft und Arbeitsleistung der Deutschen; es war nicht weniger als die programmatische Erfüllung eines bis dahin für völlig unrealisierbar gehaltenen Menschheitstraums. Es ist genug für alle da! Alles, was es braucht, ist die Tüchtigkeit, sich ein Stück vom großen Kuchen zu verdienen.

Tatsächlich endet in den Sechzigerjahren die Ökonomie der Knappheit in sämtlichen Industrieländern der westlichen Welt. Seit Menschen Zivilisationen gebildet hatten, war eigentlich nie genug für alle da gewesen. Nun aber ernteten die Industrieländer die Früchte des technischen Fortschritts und der immer weiter gesteigerten Produktivität. Alles Weitere würde von nun an nur noch eine Verteilungsfrage sein. Wie viel steht jedem einzelnen Bürger zu, wenn prinzipiell genug für alle da ist? Dabei bleibt eines im Dunkeln. Die Überflussgesellschaft erzeugt nicht nur genug Güter für jeden, sondern sie stellt zugleich mehr und mehr infrage, worauf ihr historischer Erfolg beruht: dass möglichst alle, die erwerbsfähig sind, auch lange und viel arbeiten. Doch wenn dies immer weniger erforderlich ist - wie sollen die Menschen sich dann dauerhaft als Teil einer Erwerbsarbeitsgesellschaft definieren? Wie sollen sie alle weiterhin jene Rolle ausfüllen, die über Jahrhunderte für die meisten ein Gräuel war, lebenserhaltend durch den Lohn, aber zugleich lebenszerstörend durch das Schuften und Sich-Abrackern bis zum häufig frühen Ende? Erst die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte dem massenhaften Sich-kaputt-Arbeiten in den meisten Industrieländern ein Ende bereitet und dafür ungezählte Routineberufe im Dienstleistungssektor geschaffen. Mit einem Wort: Sie ersetzte viel harte Arbeit durch viel langweilige Arbeit.

Doch auch dieser Sprung ist nicht von Dauer. Das zweite Maschinenzeitalter immer leistungsfähigerer Informationsmaschinen pflügt das Terrain heute ein weiteres Mal grundlegend um.2 Und kein Faktor verändert unsere Vorstellung von dem, was Arbe

Beschreibung für Leser

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