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Hauffs Märchen. Vollständige AusgabeOverlay E-Book Reader
Wilhelm Hauff

Hauffs Märchen. Vollständige Ausgabe

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Produktdetails

Verlag
Anaconda Verlag
Erschienen
2016
Sprache
Deutsch
Seiten
480
Infos
480 Seiten
ISBN
978-3-7306-9156-4

Kurztext / Annotation

Die Märchen von Wilhelm Hauff zählen zu den schönsten unseres Geschichtenschatzes: Kalif Storch, Zwerg Nase, Der kleine Muck, Das kalte Herz - sie entführen in ferne, oft orientalische Welten und schicksalhafte Verwicklungen. Leser jeder Generation und jedes Alters können in Hauffs so farbige und dramatische Erzählungen abtauchen. Der Schriftsteller aus der Zeit der Romantik wurde nur 24 Jahre alt, und doch hinterließ er einen immer wieder neu faszinierenden Kosmos. In diesem Band ist er vollständig versammelt.

Der vielseitige Erzähler Wilhelm Hauff (1802-1827) wurde in Stuttgart geboren. Er studierte Theologie und Philosophie in Tübingen, arbeitete als Hauslehrer und schließlich als Redakteur bei »Cottas Morgenblatt«. Seinen größten literarischen Erfolg erzielte Hauff mit dem Buch »Lichtenstein« (1826), mit dem er den historischen Roman in Deutschland begründete. Bekannt aber wurde er durch seine Märchen, die in drei Almanachen 1826, 1827 und 1828 erschienen. In seinen Erzählungen verbindet Hauff romantisch-phantastische Elemente mit realistischen und zeitkritischen sowie satirischen Zügen.

Textauszug

Märchen als Almanach

In einem schönen fernen Reiche, von welchem die Sage lebt, dass die Sonne in seinen ewig grünen Gärten niemals untergehe, herrschte von Anfang an bis heute die Königin Fantasie. Mit vollen Händen spendete diese seit vielen Jahrhunderten die Fülle des Segens über die Ihrigen und war geliebt, verehrt von allen, die sie kannten. Das Herz der Königin war aber zu groß, als dass sie mit ihren Wohltaten bei ihrem Lande stehen geblieben wäre; sie selbst im königlichen Schmuck ihrer ewigen Jugend und Schönheit stieg herab auf die Erde, denn sie hatte gehört, dass dort Menschen wohnen, die ihr Leben in traurigem Ernst unter Mühe und Arbeit hinbringen. Diesen hatte sie die schönsten Gaben aus ihrem Reiche mitgebracht, und seit die schöne Königin durch die Fluren der Erde gegangen war, waren die Menschen fröhlich bei der Arbeit, heiter in ihrem Ernst.

Auch ihre Kinder, nicht minder schön und lieblich als die königliche Mutter, sandte sie aus, um die Menschen zu beglücken. Einst kam Märchen, die älteste Tochter der Königin, von der Erde zurück. Die Mutter bemerkte, dass Märchen traurig sei, ja, hie und da wollte es ihr bedünken, als ob sie verweinte Augen hätte.

»Was hast du, liebes Märchen«, sprach die Königin zu ihr, »du bist seit deiner Reise so traurig und niedergeschlagen, willst du deiner Mutter nicht anvertrauen, was dir fehlt?«

»Ach! liebe Mutter«, antwortete Märchen, »ich hätte gewiss nicht so lange geschwiegen, wenn ich nicht wüsste, dass mein Kummer auch der deinige ist.«

»Sprich immer, meine Tochter«, bat die schöne Königin, »der Gram ist ein Stein, der den Einzelnen niederdrückt, aber zwei tragen ihn leicht aus dem Wege.«

»Du willst es«, antwortete Märchen, »so höre: Du weißt, wie gerne ich mit den Menschen umgehe, wie ich freudig auch zu dem Ärmsten vor seine Hütte sitze, um nach der Arbeit ein Stündchen mit ihm zu verplaudern; sie boten mir auch sonst gleich freundlich die Hand zum Gruß, wenn ich kam, und sahen mir lächelnd und zufrieden nach, wenn ich weiter ging; aber in diesen Tagen ist es gar nicht mehr so!«

»Armes Märchen«, sprach die Königin und streichelte ihr die Wange, die von einer Träne feucht war, »aber du bildest dir vielleicht dies alles nur ein?«

»Glaube mir, ich fühle es nur zu gut«, entgegnete Märchen, »sie lieben mich nicht mehr. Überall, wo ich hinkomme, begegnen mir kalte Blicke; nirgends bin ich mehr gern gesehen; selbst die Kinder, die ich doch immer so lieb hatte, lachen über mich und wenden mir altklug den Rücken zu.«

Die Königin stützte die Stirne in die Hand und schwieg sinnend. -

»Und woher soll es denn«, fragte die Königin, »kommen, Märchen, dass sich die Leute da unten so geändert haben?«

»Sieh, die Menschen haben kluge Wächter aufgestellt, die alles, was aus deinem Reich kommt, o Königin Fantasie, mit scharfem Blicke mustern und prüfen. Wenn nun einer kommt, der nicht nach ihrem Sinne ist, so erheben sie ein großes Geschrei, schlagen ihn tot oder verleumden ihn doch so sehr bei den Menschen, die ihnen aufs Wort glauben, dass man gar keine Liebe, kein Fünkchen Zutrauen mehr findet. Ach! Wie gut haben es meine Brüder, die Träume, fröhlich und leicht hüpfen sie auf die Erde hinab, fragen nichts nach jenen klugen Männern, besuchen die schlummernden Menschen und weben und malen ihnen, was das Herz beglückt und das Auge erfreut.«

»Deine Brüder sind Leichtfüße«, sagte die Königin, »und du, mein Liebling, hast keine Ursache, sie zu beneiden. Jene Grenzwächter kenne ich übrigens wohl; die Menschen haben so unrecht nicht, sie aufzustellen; es kam so mancher windige Geselle und tat, als ob er geraden Wegs aus meinem Reiche käme, und doch hatte er höchstens von einem Berge zu uns herübergeschaut.« -

»Aber warum lassen sie dies mich, deine eigene Tochter, entgelten?«, weinte Märchen. »Ach! Wenn du wüsstest, wie sie es mir gemacht haben; sie schalten mich eine alte Jungfe

Beschreibung für Leser

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Über den AutorIn

Wilhelm Hauff wurde am 29. November 1802 in Stuttgart geboren. Er studierte Theologie und Philosophie in Tübingen und arbeitete später als Hauslehrer. Nach Reisen durch Frankreich, die Niederlande und Norddeutschland wurde Hauff Redakteur des "Cottaschen Morgenblattes". Er veröffentlichte Romane und Novellen, bis heute bekannt ist er jedoch durch seine Märchen. Sie erschienen 1826 - 1828 in drei Märchenalmanachen, in denen der Autor die einzelnen Märchen durch eine Rahmengeschichte verbunden hat. Wilhelm Hauff starb 1827 im Alter von 25 Jahren an einem Nervenfieber.