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Norbert Horst

Bitterer Zorn

Kriminalroman

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Produktdetails

Verlag
Goldmann Verlag
Erschienen
2019
Sprache
Deutsch
Seiten
320
Infos
320 Seiten
ISBN
978-3-641-24404-0

Kurztext / Annotation

Kommissar Steiger wird mit verschiedenen Vermisstenfällen konfrontiert: Nachdem eine Einbrecherbande auf frischer Tat überrascht wird und fliehen kann, verschwindet einer der Täter spurlos. Zur selben Zeit bekommt Steiger einen mysteriösen Hinweis. Das Kind eines Mafia-Clans wurde entführt, aber die Großfamilie will die Angelegenheit wie üblich ohne Einmischung regeln. Und auch das Leben der geheimen Informantin ist in großer Gefahr, sollte sie entdeckt werden. Parallel ermittelt Steigers Kollegin Jana in einem weiteren Fall von Menschenraub: Die Ehefrau eines reichen Unternehmers wurde entführt. Drei vermisste Menschen - und nicht alle werden lebend zu ihren Familien zurückkehren ...

Norbert Horst war Kriminalhauptkommissar und hat in zahlreichen Mordkommissionen ermittelt, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Der Autor ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seine Kriminalromane wurden mit dem Friedrich-Glauser-Preis und dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet und standen wochenlang auf der Krimibestenliste.

Textauszug

2

Im Rückspiegel waren nur ihre Augen zu sehen. Es waren die Augen ihres Großvaters, und Nour musste keine Sekunde überlegen, woran das lag.

Sie hatten dasselbe dunkle Braun, auch die geschwungene Linie der Wimpern war gleich, und beim Lachen verwandelten sie sich wie bei ihm in zwei Botschafter der Unbeschwertheit. Wenn sie aber gerade in diesem Moment darin so deutlich und klar den Blick ihres Vaters wiederfand, lag das an dem kleinen, ehrlichen Zorn, der in ihnen brannte.

Auch wenn Najim seit vielen Jahren tot war, erkannte Nour diese Eigenschaft sofort und mühelos, weil es bis zu seinem Tod genug Gelegenheiten in ihrem Leben gegeben hatte, in denen sie ihm begegnet war. Damals hatte dieser Zorn sie immer in Angst versetzt, sobald seine ersten Anzeichen aufzogen, meist große Angst, die oft berechtigt gewesen war. An diesem Morgen auf dem Rückweg von der Koranschule musste sie lächeln und sich bemühen, dass Huriye dieses Lächeln nicht bemerkte.

»Wir können ja schauen, ob wir andere bekommen. Vielleicht müssen es gar nicht diese sein.«

Im Rückspiegel zeigte sich in den kleinen dunklen Schlitzen keine Reaktion.

»Was hältst du davon.«

Ein kurzes Schnaufen war die Antwort.

Zwei rote Ampelphasen ließ sie ihrer Tochter Zeit, aber Huriye blieb stumm.

»Du willst mir nicht sagen, was du davon hältst?«

Wieder kein Wort.

Ein paar Momente forderte der Verkehr auf der Münsterstraße Nours Aufmerksamkeit, weil ein röhrender schwarzer Daimler Slalom fuhr und sie schnitt, dann bot ihr der Blick nach hinten dasselbe Bild.

»Andere Mütter sind viel netter zu ihren Kindern.«

»So, sind sie das?«

»Ja, Leylas Mutter hat ihr auch solche gekauft. Die ist viel, viel lieber als du.«

Auch wenn sie der kindlichen Enttäuschung einiges zugutehalten konnte, traf sie dieser Satz mehr, als sie es wollte.

»Mütter sind anders zu ihren Kindern, wenn sie sie lieb haben.«

»Du meinst, sie erfüllen ihnen alle Wünsche?«

»Jedenfalls manchmal.« Huriye machte eine kleine Pause. »Und wenn sie sich etwas sehr wünschen.«

»Ich weiß, dass du es dir sehr wünschst.«

»Nein, weißt du nicht. Weil du mich gar nicht lieb hast.«

Für einen Moment war Nour nicht imstande, etwas zu sagen, so sehr berührte sie die Fähigkeit einer Siebenjährigen, sie zu verletzen, und die Bereitschaft, diese Fähigkeit zu nutzen.

Der Verkehr stockte, und sie musste den Wagen abbremsen, bis er stand. Weiter vorn hörte sie Fahrzeuge hupen.

»Und irgendwann gehe ich auch fort.«

Jetzt blickte Nour über die Schulter.

Huriye hatte die Arme vor der Brust verschränkt und ignorierte, dass ihre Mutter sich ihr zuwandte.

»Du gehst fort?«

Ihre Tochter sah weiter aus dem Seitenfenster.

»Wohin willst du denn, wenn du fortgehst?«

»Weiß ich nicht, weg.«

Vor ihnen war immer noch hin und wieder Hupen zu hören, und in der Ferne ertönte ein Martinshorn, das schnell lauter wurde. Nour sah zuerst im Rückspiegel, wie der Streifenwagen auf dem Bürgersteig näher kam und dann an ihnen vorbeirollte. Kurze Zeit danach erstarb der Alarmton.

»Kleine Kinder können aber nicht einfach weggehen. Wenn die Polizei oder andere Menschen sie finden, bringt man sie wieder zurück zu den Eltern.«

»Ich bin aber kein kleines Kind mehr.«

Jetzt sah Huriye sie für einen Moment an und beugte sich so weit nach vorn, wie der Sicherheitsgurt es zuließ.

Langsam rollte der Verkehr wieder an, und Nour sah nach einer Weile im Vorbeigleiten, wie zwei Streifenwagen den schwarzen Mercedes eingekeilt hatten, zwei arabisch aussehende junge Männer aggressiv gestikulierend mit den Polizisten stritten und ein dritter mit dem Handy telefonierte. Einen der Männer hatte sie schon einmal mit ihrem Mann gesehen, kannte aber seinen Namen nicht. Sie versuchte, im Spiegel die Szene weiter zu verfolgen

Beschreibung für Leser

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