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Produktdetails

Verlag
Diana
Allen & Unwin
Erschienen
2016
Sprache
Deutsch
Seiten
624
Infos
624 Seiten
ISBN
978-3-641-13999-5

Kurztext / Annotation

Cornwall 1933: Die sechzehnjährige Alice Edevane fiebert dem prachtvollen Mittsommernachtfest auf dem herrlichen Landgut ihrer Familie entgegen. Noch ahnt niemand, dass die Ereignisse dieser Nacht die Familie auseinanderreißen werden.

Siebzig Jahre später stößt die Polizistin Sadie auf ein verfallenes Haus am See. Und sie erfährt, dass damals ein Kind verschwunden sein soll. Die Suche nach Antworten führt Sadie tief in die Vergangenheit der Familie Edevane, zu einer verbotenen Liebe und tiefer Schuld.

Inklusive ausführliches Bonusmaterial Kate Morton über Cornwall

Kate Morton wuchs im australischen Queensland auf und studierte Theaterwissenschaften in London und Englische Literatur in Brisbane. Ihre Romane erscheinen weltweit in 38 Sprachen und 45 Ländern und eroberten ein Millionenpublikum. Alle Romane sind SPIEGEL-Bestseller. Kate Morton lebt mit ihrer Familie in Australien und England.

Textauszug

3

Cornwall, 2003

Das Sonnenlicht fiel durch das Laub. Sadie rannte, bis ihre Lunge sie anflehte, stehen zu bleiben. Doch sie rannte nur noch schneller, konzentrierte sich auf das beruhigende, rhythmische Geräusch ihrer Schritte, das schwache Echo, das von der feuchten, bemoosten Erde und dem dichten Unterholz dumpf widerhallte.

Die Hunde waren schon vor einer Weile von dem schmalen Weg verschwunden. Sie glitten, die Schnauze am Boden, wie dunkelbraune Schatten durch das nassglänzende Gestrüpp zu beiden Seiten des Wegs. Vielleicht fühlten sich die Hunde noch erleichterter als sie, dass der Regen endlich aufgehört hatte. Es überraschte Sadie, wie froh sie war, die beiden bei sich zu haben. Anfangs hatte sie sich gegen den Vorschlag ihres Großvaters gesträubt. Aber Bertie hatte ziemlich argwöhnisch reagiert, als sie aus heiterem Himmel bei ihm geklingelt hatte. »Seit wann machst du Urlaub?«, hatte er gefragt und war wie immer stur geblieben. »Du bist mit der Gegend nicht vertraut. Der Wald ist an manchen Stellen sehr dicht, da kann man sich leicht verirren.« Dann fing er damit an, er könne einen der einheimischen jungen Männer bitten, sie zu begleiten. Er bedachte sie mit einem Blick, der ihr sagte, dass er drauf und dran war, Fragen zu stellen, die sie nicht beantworten wollte. Also hatte Sadie sich lieber darauf eingelassen, die Hunde mitzunehmen.

Sadie joggte immer allein. Das hatte sie schon getan, lange bevor der Fall Bailey ihr um die Ohren geflogen und ihr Leben in London in sich zusammengestürzt war. So gefiel es ihr am besten. Manche joggten, um sich fit zu halten, andere zum Vergnügen. Sadie joggte wie jemand, der seinem eigenen Tod davonlief. Das hatte ein Mann zu ihr gesagt, mit dem sie vor Jahren zusammen gewesen war. Er hatte es ihr vorgehalten, während er zusammengekrümmt mitten im Hampstead Heath stand und nach Luft rang. Sadie hatte mit den Achseln gezuckt und sich gefragt, was daran schlecht sein sollte, und im selben Moment gewusst, dass aus ihnen beiden nichts werden würde.

Ein Windstoß fuhr durch die Zweige und sprühte ihr die Regentropfen der vergangenen Nacht ins Gesicht. Sadie schüttelte den Kopf, ohne das Tempo zu verlangsamen. Am Wegesrand wuchsen Wildrosen, die wie jedes Jahr ihr Glück zwischen Farnen und umgestürzten Bäumen versuchten. Es war gut, dass es so etwas gab, der Beweis dafür, dass die Schönheit und das Gute tatsächlich auf der Welt existierten, wie Gedichte und platte Sprüche behaupteten. In ihrem Beruf konnte man das leicht vergessen.

Am Wochenende hatten die Londoner Zeitungen wieder darüber berichtet. Sadie hatte einem Mann im Hafencafé über die Schulter gesehen, während sie mit Bertie frühstückte. Oder vielmehr, während sie frühstückte und er an einem grünen Smoothie nuckelte, der nach Gras roch. Es war nur ein kurzer Artikel gewesen, eine einzige Spalte auf Seite fünf, aber der Name Maggie Bailey hatte Sadies Blick wie ein Magnet angezogen. Sie hielt mitten im Satz inne und überflog den Artikel gierig. Neues erfuhr sie nicht, was bedeutete, dass sich nichts geändert hatte. Wie auch. Der Fall war abgeschlossen. Derek Maitland hatte als Autor in der Namenszeile gestanden. Kein Wunder, dass er sich an die Geschichte klammerte wie ein Hund an einen Knochen, den man ihm wegnehmen wollte. So war er eben. Vielleicht war das einer der Gründe, warum sie sich für ihn entschieden hatte.

Sadie erschrak, als Ash mit einem Riesensatz vor ihr aus dem Gebüsch sprang und mit fliegenden Ohren und offenem, nass grinsendem Maul vor ihr herrannte. Mit geballten Fäusten und zusammengebissenen Zähnen beschleunigte sie ihr Tempo, um nicht zurückzufallen. Eigentlich sollte sie keine Zeitung lesen. Sie sollte sich eine Auszeit nehmen und abwarten, bis die Lage in L

Beschreibung für Leser

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