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Usch Hollmann

Wat is uns alles erspart geblieben!

Neue Geschichten von Lisbeth aus dem Münsterland

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Produktdetails

Verlag
Solibro Verlag
Erschienen
2020
Sprache
Deutsch
Seiten
144
Infos
144 Seiten
22 Cartoons
180 mm x 115 mm
ISBN
978-3-932927-13-3

Textauszug

Der Männerkochclub
Hallo Änne, hasse schon gehört von Kreienbaums Ewald sein'm neugegründeten Männerkochclub? Wat ham wir gestern gelacht! Ewald hatte in eine Fernsehsendung gehört, wie wichtig dat is, dat Männer sich früh auf ihren Lebensabend einrichten und sich 'n Hobby zulegen, dat se nich in ein Loch fallen und Depressionen kriegen, wenn se eines Tages in Rente oder Pension gehen. Und da hat Ewald mit Rudi Stapelkötter überlegt, wat die sich denn mal für'n Hobby zulegen könnten. Und nach langem Hin und Her sind se sich einig geworden, dat se am liebsten ein'n Männerkochclub gründen wollten. Anton als Gründungsmitglied noch mit dabei, weil die sind alle begeisterte Esser und bekucken sich jede Kochsendung im Fernsehen und lassen sich de Rezepte schicken und wat nich alle.
Bitte? Nä, die können noch nich mal Pellkartoffeln kochen, aber dat hat se nich davon abgehalten, gestern abend ihre Gattinnen zur Premiere des neuen Männerkochclubs einzuladen, also Elfriede, Mia und Kathrina. und ich durfte auch dabeisein, weil ich hatte für jeden ne Schürze genäht und "Bon Appétit" draufgestickt.
Pünktlich um 19 Uhr saßen wir am festlich gedeckten Tisch. Ewald hatte mittem Computer ne schöne Speisekarte gebastelt, dat wir uns drauf einstellen konnten, wat uns kulinarisch erwartete. Als Vorspeise war "Parmaschinken mit gekühlter Melone" angekündigt, dann "Knackige Salate der Saison mit gerösteter Entenleber an einer Vinaigrette aus Walnußöl und Himbeeressig" und als Hauptgang "Ente a l'orange aux herbes provençale, mit Calvados flambiert". Dat hörte sich ja vielversprechend an. Zum Nachtisch war Vanillepudding nach Art des Hauses vorgesehen. "Art des Hauses" is bei Kreienbaums Dr. Oetker aussem Päckchen.
Die Damen brauchten nix zu tun, sagten de Männer: Setzt euch und genießt den Abend, dies is der Beginn einer herrlichen, genußbetonten Zeit!
Wir ham also gewartet.
Um 20.30 Uhr kam schon mal de Vorspeise: köstlich! Obwohl: an Schinken mit Melone kann noch nich mal ein neugegründeter Männerkochclub wat verkehrt ma-chen, aber wir ham se trotzdem über'n grünen Klee gelobt. Dann kamen de "knackigen Salate der Saison", aber die hatten ja nun bald zwei Stunden inne Vinaigrette aus Walnußöl und Himbeeressig gelegen, und dat weiß jede Hausfrau, dat die dann sooo knackig nich mehr sein können. Unser Lob fiel denn auch entsprechend reservierter aus.
Rudi tanzte die ganze Zeit mit seine Videocamera um den Tisch rum und filmte die Chose zur ewigen Erinnerung an die Premiere vom Männerkochclub, und wir mußten ihm immer mit Chablis zuprosten, dat schrieb sein Drehbuch vor, und so kamen wir verhältnismäßig früh in gelockerte Stimmung.
Gegen 22 Uhr kam die "Ente a l'orange aux herbes provençale" auf den Tisch. Da waren wer aber sprachlos: goldbraun und glänzend und mit weiße Kräuselmanschetten umme Böllekes. Ewald goß tüchtig Calvados über das Tier und setzte das Kunstwerk mittem Feuerzeug in blaue Flammen und Rudi war wie wild am Filmen, bis die Kräuselmanschetten Feuer fingen, da legte er de Kamera weg. Ewald ging ans Zerlegen, aber. der Vogel widersetzte sich! Halbgar und zäh wie er war, sprang er vonne Platte und ließ sich weder mit Elektromesser noch mitte Geflügelschere bearbeiten. Elfriede fragte, ob se de Stichsäge aussem Keller holen sollte, aber dat wurde überhört. Schließlich hatte dann doch jeder ein ausgefranstes Stücksken auffem Teller liegen, aber: eine Ente für sieben Personen is auch nich das meiste, und versalzen war se auch. Dafür schmeckte der Blattspinat wie eingeschlafene Knieknochen und über de sogenannten Dauphin-kartoffeln will ich mich mal aus Gründen der Höflichkeit nich detailliert auslassen.
Also da ham wer se nich mehr gelobt, nämlich so faustdick lügen hätte man beichten müssen. Außerdem: Frauen werden in solchen Fällen auch nicht gelobt,. dat heißt, so'n Desaster kann Frauen gar nicht passieren!!!
Die Männer verstanden die Welt der Fernsehköche nich mehr und trösteten sich mit dem Calvados, bis die Flasche leer und de Meisterköche in spe voll waren. Elfriede schnappte sich Rudis Kamera und filmte de Schnapsleichen und das Chaos inne Küche und dann ham wer den "Vanillepudding nach Art des Hauses" mit Cointreau begossen und zu viert genüßlich verspeist.
Heute morgen waren wir Frauen alle bei Kathrina zum Frühstück eingeladen, während de Männer in Elfriedes Küche wieder "klar Schiff" machten und ziemlich kleine Brötchen gebacken ham. Kann durchaus sein, dat die sich doch noch 'n anderes Hobby für ihre alten Tage überlegen. noch ham se ja rund zwanzig Jahre Zeit.

aus: "Wat is uns alles erspart geblieben!" Neue Geschichten von Lisbeth aus dem Münsterland von Usch Hollmann

Hauptbeschreibung

Schon länger fragen viele LeserInnen, die sowohl Lisbeth als auch deren Schwester Kathrina nebst Ehemann Anton und den halbwüchsigen "Blagen" Yvonne und Patrick ins Herz geschlossen haben, nach einer Fortsetzung der heiteren Kurzgeschichten aus der Feder von Usch Hollmann. Und hier liegt sie nun endlich vor! Und worüber plaudert (die ledige) Lisbeth bei ihren Telefonaten mit ihrer Busenfreundin Änne diesmal? Nun, frei nach dem Motto "Wat is uns alles erspart geblieben!" ergötzt sie sich z. B. am "Eheglück" ihrer Mitmenschen: der Pein mit dem schnarchenden Ehemann, den Schwierigkeiten beim Einkauf der passenden Unterbuxen für den Gatten oder daran, "dat der normale Mann aus diese Gegend seine Frau nich so mir-nix-dir-nix aufmal Rosen schenkt., und wenn er's doch tut, is dat ein Beweis für'n schlechtes Gewissen, kurz: der geht fremd!" Lisbeths Geschichten gehören auf jedes Nachtschränkchen oder stille Örtchen, wenigstens auf das des heimwehkranken Münsterländers, "dat der auch inne Fremde wat vonne aktuelle westfälische Kultur erfährt".

Über den AutorIn

Seit 1993 hat Usch Hollmann mit ihrer münsterländischen Kunstfigur "Lisbeth" zunächst mit wöchentlichen Kolumnen bei verschiedenen Lokalsendern eine große Hörerschaft erobert und mit zahlreichen Live-Auftritten ihr Publikum begeistert. In der Folge sind ihre "Büchskes" zu regionalen Bestsellern geworden. Im münsterischen Solibro Verlag (früher NW-Verlag) erschienen in zusammen bislang zwölf Auflagen "Hallo Änne, hier is Lisbeth." (1996), "Wat is uns alles erspart geblieben!" (1998) und "Dat muss aber unter uns bleiben!" (2006). 1998 erschien eine CD/MC als Live-Mitschnitt eines „Lisbeth“-Soloprogramms. Zwei anrührenden Weihnachtserzählungen mit dem Titel "Spekulatius und Springerle" (2002, vergriffen) bewiesen, dass ihr auch leise Töne gelingen. Ein Kinderbuch mit dem Titel "Stoffel lernt spuken" (mit einer Übersetzung ins Plattdeutsche von Käthe Averwald) liegt seit 2004 vor, von dem mittlerweile auch eine Hörbuchfassung auf CD und ein E-Book vorliegen. Ein weiteres Lesevergnügen "Aber das wär' doch nicht nötig gewesen! Heitere Geschichten vom Feiern" erschien 2008. Im neuesten Buch, "Stille Nacht light. Weihnachtliche Erzählungen" (2012), sind bereits bekannte, aber vor allem neue kurzweilige Weihnachtsgeschichten von Usch Hollmann zusammengefasst, ergänzt mit weihnachtlichen Koch- und Backrezepten. Viele Jahre trat sie parallel mit der von ihr gegründeten Kabarettgruppe "Fünf freche Frauen" auf. Im Jahre 1999 wurde ihr für ihr vielseitiges Engagement der Kulturpreis des Kreises Steinfurt zugesprochen.