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Andreas Pflüger

Geblendet

Thriller | »Blutig und lustig und philosophisch und poetisch.« Elmar Krekeler, Welt am Sonntag

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Produktdetails

Verlag
Suhrkamp Verlag
Erschienen
2019
Sprache
Deutsch
Seiten
400
Infos
400 Seiten
ISBN
978-3-518-76299-8

Kurztext / Annotation

Es ist niemals leicht lautet der Kodex der Abteilung, einer hochgeheimen Polizeieinheit. Das gilt mehr als je zuvor. Denn es ist nur noch ein Hauch bis zu ihrer Auslöschung. Ihre letzte Hoffnung könnte Jenny Aaron sein. Die blinde Elitepolizistin weiß, was sie ihren Kameraden verdankt. Aber ist die Abteilung wirklich das, wofür Aaron sie immer hielt?

Die Abteilung liquidiert Warlords, bekämpft Terroristen, dringt in Drogenkartelle ein. Weil ihr dabei fast jedes Mittel recht ist, hat sie viele Feinde, auch in der Politik. Doch jetzt steht sie einem Gegner gegenüber, wie es noch keinen gab.
Für die Elitepolizistin Jenny Aaron war die Abteilung alles - auch und gerade, nachdem sie bei einem Einsatz erblindete. Dort wurde sie zu der Kämpferin, die sie heute ist, dort fand sie die Menschen, die ihr am meisten bedeuten. Jetzt könnte Aaron die letzte Hoffnung der Abteilung sein. Doch damit würde sie vielleicht ihre einzige Chance verspielen, jemals wieder sehen zu können.



Andreas Pflüger wurde 1957 in Thüringen geboren. Er wuchs im Saarland auf und lebt seit vielen Jahren in Berlin. Zu seinen Werken zählen Theaterstücke, Hörspiele, Drehbücher, Dokumentarfilme und Romane. Nach dem Spionagethriller Operation Rubikon, seiner preisgekrönten Bestseller-Trilogie um die blinde Elitepolizistin Jenny Aaron und Ritchie Girl legt Pflüger nun seinen sechsten Roman vor.

Textauszug

Die Seelen der Toten

In der jähen Stille steht das Mädchen vor Notre-Dame de Paris. Die Kathedrale ruht in der späten Sonne, ein ungeheures Tier mit zwei Köpfen, das allen Lärm der Stadt tief eingeatmet hat. Lichttupfer huschen wie Geckos über die Arabesken, erkunden die Falten von Königsgewändern, f_litzen frech in die Mäuler der unheimlichen Chimären. Bald funkeln zu viele, um sie noch zählen zu können. Sie vereinigen sich zu einer Flut, deren Gleißen die alles beherrschende Bleikristallrosette in ein glühendes Zyklopenauge verwandelt.

Es ist die Woche nach dem Osterfest, der »Weiße Sonntag«. Sie ist zwölf und zum ersten Mal in Paris. Im Geschwätz fremder Menschen, ihrem Schubsen, Rufen, Lachen folgt sie dem Vater zum Mitteltor.

Dort bleibt er stehen. »Das ist das Portal des Jüngsten Gerichts«, sagt er und lenkt ihren Blick nach oben. »Siehst du den Erzengel Michael mit den Waagschalen?«

Sie legt den Kopf in den Nacken.

»Ja.«

»Er wiegt die Seelen der Toten.«

Dafür kommen ihr die Schalen sehr groß vor.

»Schließ die Augen und öffne sie erst, wenn ich es dir sage.«

Sie hält ihrem Vater die Hand hin, damit er sie führt. Dann spürt sie unversehens eine Kühle, die sie in dem dünnen Kleid zittern lässt, hört ein Rauschen wie von Blut, das Flüstern von Vielen und wird eine Weite gewahr, so schrecklich und gewaltig wie in einem der Träume, in denen sie fällt und fällt.

»Jetzt«, sagt ihr Vater.

Als sie die Augen öffnet, erblickt sie ein Gewölbe wie keins zuvor; ein steinernes Gemälde, aber auch eine Kaskade aus Licht. Nichts ist schwer, alles schwebt, selbst die riesigen Fenster, die wie Schmetterlingsf_lügel aussehen.

Benommen setzt sie einen Fuß vor den anderen. Unter dem aus Fels gewobenen Baldachin eines Seitenschiffs f_indet sie sich in einer auf ewig erstarrten Prozession von Frauen und Kindern und Herrschern und Bettlern wieder, sieht kniende Ritter, nach denen Flammen lecken.

An der Wand sind verwitterte Buchstaben, eine Runzel in einer fremden Sprache. »Ist das Latein?« fragt sie ihren Vater. Als er keine Antwort gibt, bemerkt sie, dass er ihre Hand längst losgelassen hat.

Erst jetzt tritt er zu ihr. »Tempus edax, homo edacio. Die Zeit ist blind, der Mensch töricht. Verstehst du, was das bedeutet?«

»Nein.«

»Dass die Zeit durch die Welt rast und uns mitreißt. Dass wir nicht bestimmen, ob es uns Verderben oder Glück bringt. Hast du das Buch gelesen, das ich dir gegeben habe?«

»Ja.«

»Dann weißt du, dass draußen vor langer Zeit etwas in die Mauer geritzt war. Was stand dort?«

»Unausweichliches Schicksal.«

»Es meint dasselbe. Und ist genauso falsch.«

Als sie sich auf eine Bank setzen, ist sie froh, dass ihr Vater den Arm um sie legt, denn ihr ist kalt. Lange schweigen sie mit Kardinälen und Heiligen und Fabelwesen.

»Kann man die Seele wiegen?« fragt sie.

»Ein kluger Mann hat einst gesagt, dass sie aus einer

Beschreibung für Leser

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