0 0,00*

Produktdetails

Verlag
btb Verlag
Bjartur Veröld
Erschienen
2020
Sprache
Deutsch
Seiten
384
Infos
384 Seiten
ISBN
978-3-641-25170-3

Kurztext / Annotation

Vier Freunde auf einer entlegenen Insel, aber nur drei kehren zurück.
Hulda Hermannsdóttir, Kommissarin bei der Polizei Reykjavík, ist auf dem Höhepunkt ihrer Karriere und wird zu einer abgelegenen Insel geschickt. Was ist dort in dem Haus geschehen, das von der Bevölkerung als das isolierteste Haus Islands bezeichnet wird? Huldas Ermittlungen kreuzen Vergangenheit und Gegenwart - und plötzlich ist sie einem Mörder auf der Spur, der möglicherweise nicht nur ein Leben auf dem Gewissen hat ...

Ragnar Jónasson, 1976 in Reykjavík geboren, ist Mitglied der britischen Crime Writers' Association und Mitbegründer des »Iceland Noir«, dem Reykjavík International Crime Writing Festival. Seine Bücher, darunter die preisgekrönte »Hulda-Trilogie«, werden in 21 Sprachen in über 30 Ländern veröffentlicht und von Zeitungen wie der »New York Times« und »Washington Post« gefeiert. Er lebt und arbeitet als Schriftsteller und Investmentbanker in der isländischen Hauptstadt und unterrichtet an der Universität außerdem Rechtswissenschaften.

Textauszug

V

Als Benedikt aufwachte, war er überrascht, dass es noch so früh war. Er hatte gedacht, fernab von Verkehrslärm und Weckern würde er schlafen wie ein Stein und erst am späten Vormittag wach werden.

Allerdings hatte er nicht besonders gut geschlafen. Vielleicht war die Gutenachtgeschichte über schwarze Magie und verbrannte Hexer schuld. Vielleicht lag es auch daran, dass er endlich eine Nacht mit ihr verbracht hatte.

Sie schlief immer noch tief und fest, also stieg er leise die Leiter hinunter, zog Pullover, Hose und Schuhe an und steckte den Kopf aus der Tür. Allem Anschein nach würde es ein schöner Tag werden; es war kühl, aber vollkommen windstill. Er lief von der Hütte Richtung Meer hinunter und genoss im blassen Morgenlicht den ersten Ausblick auf die Umgebung. In seiner Vorstellung war der Nordwesten von massiven Bergen geprägt, die sich über den Fjorden erhoben, die so tief ins Land einschnitten, dass dort im Winter monatelang keine Sonne zu sehen war. Doch hier am innersten Ausläufer des Ísafjarðardjúp war die Landschaft sanfter, das grasbewachsene Tal auf drei Seiten von langen, flachen Fjellen umgeben. Was der Umgebung an Dramatik fehlte, machte sie mit ihrer allumfassenden Ruhe wett, einem Gefühl von Leere und Endlosigkeit. Die einzigen Farbtupfer in der baumlosen Landschaft waren Heidel- und Krähbeeren und der stille blaue Fjord.

Er brauchte länger als erwartet, um zur Küste hinunterzusteigen. Dort setzte er sich auf einen Felsen und blickte aufs Wasser. Jenseits der Fjordmündung glänzte der ewige Schnee an der Nordküste des Djúp - eine Erinnerung daran, wie nahe sie hier dem Polarkreis waren. Sie hatte ihm erzählt, dass die gesamte nördliche Halbinsel von Hornstrandir bis Snæfjallaströnd bis auf eine Handvoll Bauernhöfe, die sich wacker hielten, unbewohnt war. Bei dem Gedanken fühlte er sich ein wenig verlassen.

Er wollte nicht zu lange wegbleiben, falls sie in seiner Abwesenheit aufwachte und sich fragte, wo er war, deshalb kraxelte er den Hang zügig wieder hinauf. Es hatte gutgetan, die Beine zu strecken, doch jetzt freute er sich darauf, in die Wärme zurückzukehren.

Als er bei der Hütte ankam, die Leiter hinaufstieg und in das Schlaf-Loft spähte, schlummerte sie immer noch. Erstaunlich, wie lange sie schlafen konnte.

Dies war seine erste Gelegenheit, seinem Mädchen Frühstück ans Bett zu bringen; nichts Extravagantes, ein schlichtes Mahl aus Brot, Käse und Orangensaft, das er in das Schlaf-Loft hochtragen wollte.

Sie sah so schön aus, wenn sie schlief. Er stupste sie sanft an, doch sie reagierte nicht und rührte sich auch nur leicht, selbst als er sich zu ihr hinabbeugte und flüsterte, dass das Frühstück fertig sei.

»Frühstück?«, fragte sie, öffnete halb die Augen und gähnte.

»Ich war kurz im Laden.«

»Im Laden?«

»War nur ein Witz. Ich hab dir ein Butterbrot gemacht.«

Sie lächelte. »Danke, aber ich bin noch ziemlich müde. Ist es okay, wenn ich es später esse?«

»Ja, klar. Willst du noch ein bisschen schlafen?«

»Das wäre toll.«

Benedikt dachte an die Landschaft draußen - obwohl er zunächst skeptisch gewesen war, hatte das einsame Tal ihn für sich eingenommen. »Okay, kein Problem. Vielleicht mache ich einen Spaziergang und springe in das heiße Becken.«

»Ja, super Idee, mach das«, sagte sie und drehte sich um. »Lass dir Zeit.«

Benedikt lief los, ohne zu wissen, wohin er wollte, und der Gedanke gefiel ihm. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten war er richtig allein, unerreichbar für alle. Die Natur um ihn herum hatte eine unvermutet anregende Wirkung auf ihn. Die Luft war immer noch frisch, doch diesmal hatte er sich seine Jacke übergezogen, und beim Gehen wurde ihm rasch warm. Eigentlich hatte er geplant, sich in dem heißen Becken zu entspannen, doch als er den Bach erreichte, beschloss er, weiterzugehen und das Tal zu erkunden. Im hellen Tageslicht mit den Berge

Beschreibung für Leser

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet