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Hartmut Wewetzer

Überlebt

Was ich von meinem Krebs gelernt habe | Ein ermutigender Wegweiser durch das Labyrinth der Krebswelt

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Produktdetails

Verlag
Insel Verlag
Erschienen
2023
Sprache
Deutsch
Seiten
336
Infos
336 Seiten
ISBN
978-3-458-77789-2

Kurztext / Annotation

Diagnose Krebs: Was hilft gegen die Angst?

Manche Diagnosen sind niederschmetternd, machen hilflos und lösen Todesängste aus. »Was geschieht mit mir?«, fragen sich die Kranken. Und haben oft das Gefühl, sich selbst die Antwort geben zu müssen.

Mit Anfang fünfzig erkrankt der Arzt und Journalist Hartmut Wewetzer plötzlich an Magenkrebs. Sein Leben steht buchstäblich auf Messers Schneide. Seine Existenz, seine Familie, seine Karriere - alles ist infrage gestellt. In dieser Situation begibt er sich auf eine ganz besondere Reise - eine Expedition in die »Krebswelt«. Als jemand, der sein ganzes Berufsleben lang über Krebsmedizin berichtet hat, als Arzt, dem die Krankheit aus der Praxis vertraut ist - und als Betroffener. Er recherchiert tiefgehend über Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und Wege, die Krankheit seelisch zu bewältigen. Und er berichtet über die Schicksale von anderen Patienten, erzählt die Geschichte bahnbrechender Entdeckungen und revolutionärer Therapien und schildert das Auf und Ab seines eigenen Krankendaseins.

Sein Rezept lautet: Wissen. Wer die Krankheit versteht, hat den ersten großen Schritt getan, um sich aus ihrer Umklammerung zu befreien. Darüber hinaus gibt der Autor seinen Leserinnen und Lesern eine Vielzahl von praktischen Tipps. Etwa zu der Frage, wie man die beste Therapie und den besten Therapeuten findet.

Überlebt. Was ich von meinem Krebs gelernt habe ist ein Buch für Patienten, Angehörige und alle, die mehr über diese Krankheit wissen und sich schützen wollen. Es ist ein Mut machender Führer durch das Labyrinth der Krebswelt.



Dr. med. Hartmut Wewetzer, geboren 1961, ist Arzt und Journalist. Beim Tagesspiegel leitete er über viele Jahre das Wissenschaftsressort und wurde für seine Arbeit vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Georg-von-Holtzbrinck-Preis für Wissenschaftsjournalismus und dem Journalistenpreis der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Heute ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem Bundesinstitut in Berlin. Zum Ausgleich für Körper und Geist joggt er um einen brandenburgischen See und besucht die Berliner Philharmonie.

Textauszug

Böses Erwachen

Es ist kurz vor vier, als ich aufwache. Ich brauche drei Sekunden, um zu mir zu kommen. Ein Donnerstagmorgen mit Ausblick auf das Wochenende liegt vor mir. Angenehm, eigentlich.

Kurz darauf steigt Ärger von gestern wieder in mir hoch. Eine Kollegin hatte einen Artikel geschrieben, mit dem ich, als Ressortleiter ihr Vorgesetzter, insgeheim nicht einverstanden war. Doch ich hatte nicht den Mumm, sie offen zu kritisieren. Ich hatte es geschluckt, in mich hineingefressen. Ein Minidrama im journalistischen Berufsleben. Jetzt nagt die Sache an mir. Ich würge den unverdauten Konflikt wieder hoch. Nur irgendein Zeitungsbericht, der einem den Schlaf raubt, morgens um vier.

Aber da ist noch etwas. Mein Herz schlägt schnell. Hektisch. Ist das der unterdrückte Zorn? Was soll's, als Arzt weiß ich sogleich Rat. Ich gehe zum Medikamentenschrank, breche eine Tablette Metoprolol entzwei und spüle eine Hälfte mit etwas Wasser herunter.

Metoprolol ist ein Blutdrucksenker aus der Gruppe der Betablocker. Der Wirkstoff nimmt das hektische Herz an die Zügel, bremst den Puls und besänftigt auf diese Weise. Ein probates Mittel, um vor Vorstellungsgesprächen, Kongressvorträgen und ähnlichen Anlässen für Lampenfieber cool zu bleiben.

11Jetzt ist hoffentlich Ruhe im Karton. Ich versuche, wieder einzuschlafen. Doch nach kurzer Zeit spüre ich nicht nur das rasche Herzklopfen, sondern auch ein Rumoren im Bauch. Eine merkwürdige Übelkeit. Ich bin alarmiert, springe auf und haste zur Toilette. Muss ich mich übergeben? Das ist immer ein Albtraum, verbunden mit einer geradezu mystischen Angst vor Ersticken.

Ich stehe neben der Toilettenschüssel, müde und aufgewühlt zugleich. Vielleicht geht es ja vorüber, hoffe ich. Ich schaue in den Spiegel und sehe ein bleiches, graues Gesicht. Wo und wann habe ich mir bloß den Magen verdorben? Am besten, ich beruhige mich und warte ab, bis das Würgen vorbei ist.

Aber daraus wird nichts.

Es bricht aus mir heraus. Eine unkontrollierbare Eruption, eine Explosion. Schwallartig übergebe ich mich. Es sind mindestens anderthalb, wenn nicht zwei Liter. Ich sehe rot. Die Toilettenschüssel ist voller Blut, hell und leuchtend. Es ist überallhin gespritzt, an die Kacheln und das Wachbecken, und auf die hellgrauen Bodenfliesen.

Ganz frisch muss es geblutet haben, vermutlich aus einer Schlagader. Ich bin fassungslos, wie vor den Kopf geschlagen. Noch verstehe ich nicht, was los ist. Aber ich spüre: Es ist ernst.

»Das kann nicht sein«, sage ich vor mich hin. »Das kann doch verdammt noch mal nicht sein.«

Benommen versuche ich, das Bad von den Blutspritzern zu reinigen, so gut es fürs Erste geht. Das scharlachrote Happening beseitigen, nur das Schlimmste aus der Welt schaffen. Dann wecke ich B., meine Frau. Es ist halb fünf.

»Was ist los?«, fragt sie schlaftrunken.

»Ich habe mich übergeben«, sage ich. »Ich habe Blut erbrochen, ich muss ins Krankenhaus.«

12»Sie haben ein Ulkus!«

B. bewahrt die Ruhe. Wenn es anders ist, lässt sie sich das nicht anmerken. Aber sie ist keine Medizinerin und ihr ist nicht bewusst, was alles eine innere Blutung verursachen kann. Manchmal ist es besser, nicht zu viel zu wissen. Sie fährt mich zum nächsten Krankenhaus, es sind nur fünf Minuten Weg. Die Klinik grenzt an ein Waldgebiet, eine Idylle am Berliner Stadtrand. Das Krankenhaus ist mir vertraut von früheren Ambulanzbesuchen - mit einem meiner Kinder, das fieberte oder sich den Daumen eingeklemmt hatte. Jetzt bin ich an der Reihe.

Am Schalter der Ersten Hilfe sage ich, was vorgefallen ist. Kurz und knapp, so wie es Mediziner handhaben. Nur die Fakten, nicht den Schrecken. Blut erbrochen, hellrot, mindestens ein Liter. Jetzt ist es in der Welt. Mein Erlebnis wird zu einem Tatbestand. Objektiv, offiziell, aktenkundig.

Die Schwestern

Beschreibung für Leser

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